Implantiert
Rückflug wird es auch keine geben, wenn ich hier wieder verschwinden kann, solange das Unterdruck-System nicht gebraucht wird.« Bobby schüttelte Gunthers Hand. »Gun, mein Mann, wie läuft es mit dem Schreiben?«
»Gut, wirklich gut! Ich bin fast fertig mit dem dritten Buch. Stephenie Meyer wird überhaupt nicht wissen, wie ihr geschieht.«
»Schnapp sie dir, Tiger«, sagte Bobby.
Gunther nickte. Dann joggte er in Richtung Hangar. Dabei rannte er an Brady vorbei, der gerade einen Benzinschlauch aus dem Sikorski zog.
Bobby hob die Metallkiste sorgfältig hoch, als handle es sich um ein zerbrechliches Erbstück, und reichte sie Colding. »Eine repräsentative Sammlung ausgestorbener Tiere«, sagte Bobby. »Karibische Mönchsrobbe, Stellersche
Seekuh, Schweinsfuß-Nasenbeutler und ein Tasmanischer Wolf.«
»Ein Tasmanischer Wolf? Seit den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts gibt’s die nicht mehr.«
Bobby nickte. »Wir haben ein ausgestopftes Exemplar in Auckland gefunden. Die haben die DNS aus seinem Fell gewonnen oder so. Okay, Paket abgeliefert. Dann werde ich mal wieder von hier verschwinden.«
»So schnell? Doc Rhumkorrf will unbedingt mal wieder mit dir fliegen.«
Bobby sah auf die Uhr. »Kann der Herr Doktor unverzüglich kommen?«
»Er ist mitten in einem Experiment zur embryonischen Immunreaktion.«
»Tu mir leid, ich kann nicht warten«, sagte Bobby. »Außerdem braucht Doc Rhumkorrf keine Flugstunden mehr. Ich nehme ihn das nächste Mal mit.«
Colding warf einen Blick auf seine Uhr. Zehn vor elf. Rhumkorff & Co. waren schon seit drei Stunden mit dem Test beschäftigt und würden bald fertig sein. Colding eilte ins Hauptgebäude, nur Brady und Gunther blieben, um Bobby zu verabschieden.
Colding hoffte, dass er im Gegensatz zu den letzten fünfzehn Tests diesmal in der Lage wäre, Danté ein paar gute Neuigkeiten zu vermelden.
7. November: Sie hat Eier
Die winzige, dahintreibende Zellkugel konnte nicht denken, konnte nicht reagieren. Sie konnte nicht fühlen. Hätte sie das gekonnt, dann hätte sie nur eine einzige Empfindung gehabt …
Angst.
Angst vor dem Monster, das zu ihr herantrieb. Amorph, heimtückisch und erbarmungslos tastete das Ungeheuer mit seinen Tentakeln um sich, berührte die Zellkugel und untersuchte sie.
Jedes Mal, wenn eine der Zellen ihre Mitose beendete und sich in zwei Tochterzellen teilte, vibrierte die dahintreibende Kugel ein wenig. Und das geschah schnell … viel schneller als bei jedem anderen Tier, jeder anderen Lebensform. Es gab nichts, was sich so schnell, so effizient teilte. Die Geschwindigkeit war so hoch, dass jede einzelne dieser lebenden Kugeln alle zwei oder drei Minuten vibrierte, weil sich die Zellen teilten und sich ihre Anzahl immer wieder verdoppelte.
Jede dieser dahintreibenden Kugeln war zunächst nichts weiter als eine einzige Eizelle einer Kuh gewesen. Und jetzt? Jetzt konnte man streng genommen nur noch die äußere Membran rinderartig nennen. Im Inneren jedoch befand sich ein einzigartiges Genom, und das bestand größtenteils aus etwas ganz anderem.
Das amorphe Monster? Ein Makrophage, ein weißes Blutkörperchen, ein Jäger und Killer, der aus dem Blut derselben Kuh stammte und zu der hybriden Eizelle in eine Petrischale gegeben worden war.
Knochenlos und formlos tasteten sich die Tentakel des Monsters voran – wie intelligentes Wasser. Sie streichelten die sich so unglaublich schnell teilende Eizelle, registrierten bestimmte Chemikalien, prüften wie die Eizelle schmeckte. Und das aus einem einzigen Grund:
Um zu sehen, ob die Eizelle körpereigen war.
Das war sie nicht. Die Eizelle war fremd.
Und alles Fremde musste zerstört werden.
Jian wusste bereits in diesem frühen Stadium, dass ihnen wieder einmal ein Misserfolg bevorstand.
Zusammen mit Claus Rhumkorrf, Erika Hoel und Tim Feely betrachtete Jian den riesigen Monitor, der im Genetiklabor, das bis zur Decke mit den verschiedensten Geräten angefüllt war, eine ganze Wand einnahm. In der oberen rechten Ecke des Monitors befanden sich zwei grüne Zahlen: 72/150. Auf dem ganzen Rest des gewaltigen Bildschirms bildeten Rechtecke in einer Größe von fünfundzwanzig mal zweiunddreißig Zentimetern ein Gittermuster. Mehr als die Hälfte der Rechtecke war schwarz. Die übrigen zeigten jeweils die stark vergrößerte, grobkörnig-graue Aufnahme eines Embryos.
Die »150« stand für die Anzahl der Embryos, die zu Beginn des Experiments am Leben gewesen waren. Fünfzig
Weitere Kostenlose Bücher