Implantiert
auf das staubige Buntglasbild des Heiligen Paulus. Dann nickte er. »Ja, wahrscheinlich schon. Aber wir haben keine andere Wahl.«
Clayton riskierte sein Leben für sie. Wenn Magnus so weit ging, hoch begabte, unersetzliche Wissenschaftler zu ermorden, würde es ihm sicher nichts ausmachen, einen Hausmeister mit Verdauungsproblemen umzubringen.
Clayton schob sich durch die Eingangstür nach draußen, kam jedoch rasch wieder zurück. Er hatte Decken, eine Taschenlampe, einen Plastikbehälter und einen Kerosin-Heizer dabei.
»Links neben dem Altar gibt es einen Umkleideraum. Er ist klein, also würde ich den Heizer dort aufstellen. Außerdem würde ich ein Loch in die Decke schlagen, damit der Rauch abziehen kann. Es gibt keine Fenster, also wird niemand das Licht sehen. Hier drin ist etwas zu essen. Haltet euch warm – heute Nacht wird es kalt werden.«
Sara nahm den Heizer und die Decken. »Wann werden Sie den Anruf machen?«
Clayton dachte nach und rieb sich dabei am Ohr. »Ich muss sicher sein, dass niemand mich dabei erwischt, also kann ich nicht einfach aufhören zu arbeiten. Magnus würde
misstrauisch werden, eh? Ich werde die Telefonleitungen im Süden der Insel reparieren und immer mal wieder einen Blick ins Landhaus werfen, um herauszufinden, wann ich alleine in den Überwachungsraum gelangen kann.«
Tim verdrehte die Augen. »Aber wie lange wird das dauern, Mann?«
»Mach mal halblang, Junge«, sagte Clayton. »Ich werde euch von der Insel schaffen. Sobald ich angerufen habe, braucht Gary noch drei Stunden, um hierherzukommen. Ihr beide haltet euch einfach versteckt.«
Clayton reichte Tim den Rest der Ausrüstung. Dann ging er nach draußen und schloss die knarrende Tür hinter sich. Sara und Tim nahmen die Decken, den Plastikbehälter und den Heizer und gingen nach vorn zum Altar.
Am Altar blieb Tim stehen, kniete nieder und senkte den Kopf zu einem stummen Gebet.
»Ich hätte nie gedacht, dass du jemand bist, der betet«, sagte Sara.
»Im Moment nehme ich alles, was ich kriegen kann«, sagte Tim. »Einschließlich Voodoo. Hast du ein Huhn, das ich opfern kann?«
Sara schüttelte den Kopf.
»Na ja, dann wird es so gehen müssen.«
Sara hatte nichts dagegen, zu warten, bis er fertig war.
2. Dezember, 8:23 Uhr
James Harvey zog seinen dicken Otto-Lodge-Parka über. Er pfiff fröhlich »Cowboy« von Kid Rock vor sich hin und schnürte seine Schneeschuhe, um sich auf den Weg zu seiner
Scheune zu machen. Ob es nun stürmte oder nicht, es gab Arbeiten, die erledigt werden mussten.
Die Morgensonne drang durch die wirbelnden Schneeflocken und spiegelte sich funkelnd auf den langen weißen Feldern. Während der Nacht, so schätzte er, waren etwa fünfundzwanzig Zentimeter Neuschnee gefallen. Wahrscheinlich hatte Clayton die Straßen und Wege bereits geräumt. Sobald James seine morgendlichen Aufgaben erledigt hätte, würden er und Stephanie sich auf ihre Schneemobile schwingen und eine kleine Runde über die Insel drehen.
Gerade hatte er angefangen, die fünfundzwanzig Meter zur Scheune in Angriff zu nehmen, als er stehen blieb, weil er das Wimmern eines Hundes hörte. Er folgte dem Geräusch um die Ecke seines Hauses und fand dort Mookie, Svens Hündin, die sich zitternd zusammenkauerte.
»Mein Gott, Mookie … was ist denn mit dir passiert?«
Die linke Schulter des armen Tiers war aufgerissen; sie war blutig und das Fleisch lag frei. Mookie hielt ihre linke Pfote in die Luft, als habe sie Schmerzen, wenn sie sie belastete. Aus einem langen Schnitt auf ihrer Stirn rann Blut. Ihr Fell war schneeverklumpt, und kleine Eisstücke hingen in ihren Schnurrhaaren. Humpelnd schleppte sie sich zu James und rieb sich an ihn. Ihr Wimmern wurde lauter.
Vorsichtig wischte James den Schnee aus Mookies Gesicht. »Ruhig, Mädchen. Jetzt ist alles gut.«
Als Antwort kam ein tiefes, böses Knurren aus Mookies geschlossenem Maul. James zog die Hand zurück. Hatte die Hündin etwa Tollwut?
Doch dann begriff er, dass das Knurren nicht ihm galt. Mookie knurrte etwas an, das sich draußen auf dem Feld befand. Er starrte auf die gleißende Schneelandschaft hinaus und entdeckte etwas, das schwarz, weiß und rot war.
Nein, dieses Etwas war nur schwarz und weiß, der Schnee war rot.
Rot von Blut.
Eine tote Kuh. Gehörte sie zu seiner Herde? War es möglich, dass ein Wolf vom Festland herübergeschwommen war? Könnte er eine Kuh angegriffen und verletzt haben und dann wieder verschwunden sein? James hob die Hand, um
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