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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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Augenblick lang, dass sein Sohn die einzige zuverlässige Verbindung zum Rest der Welt darstellte, sollte irgendetwas schiefgehen. Deshalb hatte Clayton sich bemüht, dass er den gesicherten Terminal und die Bedienung des Störsenders bis ins kleinste Detail verstand – sowie alles andere, das darüber hinaus mit der Kommunikation auf der Insel zu tun hatte.
    »Ich bin nicht so alt und so blöd wie ich aussehe, du glatzköpfiges Riesenarschloch.«

    Schon vor langer Zeit hatte sich Clayton mit Hilfe des Administrationsprogramms eine Position als bevorzugter Nutzer eingerichtet, wodurch es ihm möglich war, den Passwort-Schutz zu umgehen. Er loggte sich mit dem Passwort 0—0—0—1 ein, seinem besonders einfallsreichen Code, und das System erwachte zum Leben.
    Immer wieder warf er einen Blick auf die Überwachungsmonitore: Gunther ging gerade in die Küche, Andy und Magnus spielten immer noch, vom Whisky angefeuert, Schach.
    Jetzt oder nie. Er klickte das mit Houghton markierte Icon an und wartete.
    »Nun mach schon«, flüsterte Clayton. »Sei zu Hause, Sohn, bitte, sei zu Hause.«
    Nach quälenden zehn Sekunden, die wie eine stumme Ewigkeit schienen, leuchtete der Bildschirm auf und Garys Gesicht erschien.
    »Dad? Was gibt’s?«
    »Ich brauche dich hier so schnell wie möglich.«
    »Das Wetter ist furchtbar schlecht, Pops. Ich kann es nicht riskieren, jetzt mit dem Boot rauszufahren.«
    »Magnus hat das Flugzeug in die Luft gejagt. Er bringt die Leute um.«
    Gary blinzelte ein paarmal. »Ich hoffe wirklich, dass das nicht dein übliches Geflunkere ist, Dad.«
    Clayton schüttelte den Kopf. »Der größte Teil der Besatzung ist tot. Nur Sara und Tim haben es geschafft. Wenn er sie findet, bringt er sie auch noch um.«
    Gary kniff die Augen zusammen, die Muskeln an seinem Unterkiefer zuckten.
    »Sag mir, was ich tun soll, Dad.«
    Plötzlich war Clayton voller Stolz. Gary sah nicht mehr
wie ein kleiner Junge oder ein Kiffer aus – Claytons Sohn sah auf einmal aus wie ein Mann.«
    »Ich habe sie in der Kirche versteckt«, sagte Clayton. »Komm leise und ohne Licht rein. Hol sie und bring sie aufs Festland.«
    »Wirst du bei ihnen sein? Ich muss dich von da wegschaffen.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen, eh? Ich muss mich noch um einige andere Leute kümmern. Bring Sara und Tim von der Insel – und damit kein Wort mehr über dieses Thema, verstanden?«
    Gary nickte. »Soll ich den Cops Bescheid geben?«
    Clayton fuhr sich durch seine Bartstoppeln. »Noch nicht. Mach das erst, wenn du die beiden weggebracht hast. Wenn die lokale Polizei hier auftaucht — verdammt, sogar wenn eine ganze Armee hier auftaucht –, ist Magnus zu allem fähig.«
    Gary holte tief Luft und atmete dann langsam aus. »Okay, wir machen es so: Heute Nacht kann ich nicht kommen, das wäre reiner Selbstmord. Der Sturm hat den See voll im Griff. Wir reden hier über ein richtiges Wrack-der-Edmund-Fitzgerald -Wetter. Morgen soll sich der Wind ein wenig legen, zwar nicht sehr stark. Aber ich werde es riskieren. Ich werde dafür sorgen, dass ich kurz nach Einbruch der Dunkelheit eintreffe. Kannst du so lange warten?«
    Gary kannte sich mit Booten und der Witterung aus. Clayton wollte nicht, dass sein Sohn ein unbegrenztes Risiko einging. »Ja. Das muss genügen. Sei vorsichtig. Magnus hat dafür gesorgt, dass der Störsender die ganze Zeit über in Betrieb ist. Du kannst mich also nicht einfach anrufen, und ich werde nicht in der Lage sein, dich zu warnen, falls hier schon jemand auf dich wartet. Es könnte gefährlich werden.«

    »Gefährlich? Glaubst du wirklich?«
    »Ich glaube, dass du ein Klugscheißer bist.«
    »Dein Gesicht ist ein Klugscheißer.«
    Der Junge machte Witze – Clayton zuliebe. Gary verhielt sich wie ein Vater, der versuchte, die Ängste seines Kinds zu zerstreuen.
    »Es ist alles in Ordnung, Gary. Ich habe schon Schlimmeres erlebt. Wenn du zur Kirche kommst, dann gib zweimal Zeichen mit der Taschenlampe. Ich liebe dich, mein Sohn.«
    »Ich liebe dich auch, Dad.«
    Clayton beendete die Verbindung und loggte sich aus. Nur Sekunden später widmete er sich bereits ausschließlich seinem Wischmop. Er hatte den Boden schon zur Hälfte gewischt, als Gunther mit einer dampfenden Kaffeetasse in der Hand zurückkam.

3. Dezember, 6:05 Uhr
    Eine schattenhafte Gestalt schlüpfte aus dem Schuppen hinter Sven Ballantines Scheune. Das Heizgerät im Schuppen hatte dem Mann das Leben gerettet, doch er konnte nicht ewig dortbleiben. Er

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