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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wohnzimmer. Nichts. Er ging weiter zu Claytons Schlafzimmer. Ein ungemachtes Bett. Kleider über den Boden verstreut. Magnus wollte gerade gehen, als ihm in einem Kleiderhaufen etwas Weißes auffiel. Er beugte sich vor und hob es auf.
    Ein BH.
    »Andy, in einer Hinsicht hattest du tatsächlich Recht«, rief Magnus in das leere Zimmer hinein. »Sara Purinam ist eine verdammte Schlampe.«
    Irgendwie hatte Purinam es geschafft, das verdammte Flugzeug wieder zurückzufliegen. Das bedeutete, dass sich vier militärisch ausgebildete Personen auf der Insel befanden. Alle mit Berettas bewaffnet.
    Er ging zu Claytons an der Wand angebrachtem Telefon. Neben dem Telefon hing ein Bild, das den jungen Clayton zusammen mit Clint Eastwood zeigte. Jeder der beiden hielt
eine gewaltige Regenbogenforelle hoch und grinste wie verrückt.
    Magnus wählte die Nummer des Landhauses. Niemand nahm ab. Verdammt, Clayton war entweder irgendwo unterwegs, oder – was wahrscheinlicher war – er hing an dem Ort rum, an dem er Sara und die anderen versteckt hatte.
    Waren Sara und ihre Crew mit Rhumkorrf zusammen? War Andy im Begriff, in eine Falle zu tappen? Magnus wählte eine weitere Nummer.
    »Wachturm. Gunther hier.«
    »Gun, hier Magnus. Irgendein Zeichen von Danté?«
    »Nein. Auch sonst ist nichts in der Luft.«
    Wenigstens eine winzige gute Nachricht. Magnus musste vollendete Tatsachen schaffen, bevor sein Bruder eintraf. Danté mochte zwar die Augen verschließen, wenn es um einen Mord ging, der bereits begangen worden war, aber er würde nicht tatenlos zusehen, wie Magnus Leute hinrichtete.
    »Schalt das Radar ein und lass es an«, sagte Magnus. »Ich bin mit dem Schneemobil unterwegs. Wenn du etwas bemerkst, schaltest du die Sirene an.«
    »Ja, Sir.«
    »Hast du Colding und Andy gesehen?«
    »Gerade sind zwei Schneemobile vorbeigekommen«, sagte Gunther. »Könnte sein, dass sie das waren.«
    »Was ist mit Claytons Bv 206?«
    »Ich habe das Zebrading vor etwa fünf Minuten gesehen. Das Ding fuhr nach Südwesten, Richtung Landhaus. Hier oben ist es eiskalt, Mags. Wie wär’s, wenn ich runterkomme und eine Schicht im Überwachungsraum mache?«
    Ohne zu antworten beendete Magnus die Verbindung. Clayton fuhr also zurück zum Landhaus. Wollte er sich Waffen besorgen? Waren Sara und ihre Crew bei ihm?

    Das Arctic Cat war viel schneller als der Bv 206. Magnus rannte aus Claytons Haus. Er musste das Landhaus zuerst erreichen – koste es, was es wolle.

3. Dezember, 21:50 Uhr
    Colding hielt den Gashebel am Anschlag, um alles aus seiner Maschine herauszuholen. Die Scheinwerfer des Arctic Cat schnitten einen schmalen Lichtkegel in die scheinbar undurchdringliche Dunkelheit des von dichtem Wald gesäumten Wegs. Auf der Höhe von Big Todd Harbor führte die Route aus dem Wald heraus und entlang der Küstenlinie. Ein wolkenverhangener Mond tauchte die Szenerie in schummriges Licht.
    Die Bezeichnung »Hafen« war etwas irreführend für den nordwestlich gelegenen Uferabschnitt mit seinen gewaltigen Kalksteinfelsen, die zu scharfkantigen Gesteinsformationen verwittert waren. Immerhin gab es dort einen kleinen Meeresarm, weshalb irgendjemand vor langer Zeit auf diesen Namen gekommen war. Colding warf einen kurzen Blick hinaus aufs Wasser … und sah dann gleich noch einmal hin. Der schmale Meeresarm war anscheinend vollkommen zugefroren. Wenigstens achthundert Meter weit ragte das Eis vom Ufer hinaus aufs Meer. Es war, als würde Black Manitou wachsen. Die bittere Kälte gab sich nicht damit zufrieden, das Land zu unterwerfen – sie wollte alles, sogar die aufgewühlten Wasser des Lake Superior.
    Er sah wieder auf den Weg, seine Hände schlossen sich reflexartig um die Bremshebel. Ein umgestürzter Baum blockierte die Strecke. Colding hatte Mühe, das Schneemobil
unter Kontrolle zu halten. Das Heck brach nach links aus, es gelang ihm gerade noch, seine Maschine parallel zum Baum zu stoppen. Die Spitze des Arctic Cat deutete direkt auf die einen Meter hohe Schneewehe, die rechte Seite des Pfads säumte.
    Das von seiner Rinde befreite Totholz, das die Strecke blockierte, konnte man kaum mehr als richtigen Baum bezeichnen. Der Stamm hatte nur einen Durchmesser von etwa dreißig Zentimetern. Hätte Colding ihn jedoch in voller Fahrt gerammt, wäre das Schneemobil zerstört und er selbst möglicherweise getötet worden. Der Baum war von der linken Seite aus auf den Pfad gefallen und ragte nicht einmal anderthalb Meter weit in Richtung der rechten Seite.

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