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Implantiert

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Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist alles, das schwöre ich.«
    »Okay«, sagte Colding. Er streckte die Hand aus und strich ihr sanft übers Haar, spendete ihr Trost. »Bleiben Sie einfach ruhig liegen. Sobald ich kann, komme ich zurück und bringe Ihnen etwas gegen die Schmerzen.«
    P. J. Colding stand auf und rannte aus dem Zimmer und ließ damit Erika zurück, die vor Scham, Schock und schierer Qual weinte.

8. November: Eine Reise per Anhalter
    Colding rannte in ein Badezimmer, das direkt vom Flur abging, und riss einen an der Wand befestigten Erste-Hilfe-Kasten auf. Er griff nach Verbandsmaterial, kleinen sterilen Tüchern und einer Flasche Advil. Würde das Advil gegen Erikas Schmerzen helfen? Er wusste es nicht, aber er musste irgendetwas tun. Er hatte die Nerven verloren, hatte sich von seiner Wut leiten lassen und der Frau mit aller Kraft in die Rippen getreten. Er hatte sich wie ein verdammtes Tier verhalten. Wie damals, als er Paul Fischer angegriffen hatte.

    Vergiss die Axt nicht, Großer. Erikas Axt hätte dich fast umgebracht.
    Nein, das war keine Entschuldigung. Er trug die Verantwortung, und das bedeutete, dass alles – Erikas Verletzung, Bradys Tod, die Explosion – sein Fehler war.
    Er öffnete seinen Parka und sah in den Badezimmerspiegel. Sein graues Hemd war blutdurchtränkt. Vorsichtig zog er den durchtrennten Stoff beiseite, um einen Blick auf die Schnittwunde zu werfen. An einigen Stellen blutete sie immer noch, doch es war eher ein tiefer Kratzer als eine lebensgefährliche Verwundung. So schlimm, dass es wert war, einer Frau in die Rippen zu treten? Nein, aber er versuchte, den Gedanken zu verdrängen. Lächerlich, sich schuldig zu fühlen, nur weil er sich gegen einen solchen Angriff verteidigt hatte.
    Er riss gerade das Gazepäckchen auf, als das Geräusch von Düsenmotoren seine Aufmerksamkeit ablenkte. Erikas Schmerzen und seine eigene Schnittwunde mussten warten. Er streifte die blutige Jacke über, wobei er eine kleine Wolke weißer Daunenfedern freisetzte. Er rannte zur vorderen Luftschleuse. Wenige Sekunden später trat Colding hinaus in die Winternacht. Die Flammen, die aus dem Hangar schlugen, waren deutlich kleiner geworden. Leichter Wind trieb den Schnee in einem schrägen Winkel vor sich her, so dass die Außenscheinwerfer wie schimmernde Lichtkegel aussahen. Die näher kommenden Düsenmotoren dröhnten lauter, als er das für möglich gehalten hätte.
    Fischer war fast schon da.
    Fischer, der Mann, der die Untersuchung gewisser Firmen geleitet hatte – Firmen, die sich mit transgenen Organismen beschäftigten. Der Abteilungen des CDC, der WHO, der CIA und des USAMRIID koordinierte. Fischer, der offensichtlich
die Fähigkeit hatte, verbitterte Frauen mit gebrochenem Herzen zu beeinflussen und sie so zu manipulieren, dass sie Saboteure und ungewollt zu Mördern wurden.
    Fischer – der Mann, der einst für das Projekt verantwortlich gewesen war, das Coldings Frau umgebracht hatte.
    All das erweckte in Colding den Wunsch nach einer neuen Konfrontation mit ihm, bei der er weitaus mehr tun würde, als nur das Knie dieses Mannes zu zerschmettern. Es war falsch, dass Colding seine Wut gegen eine fünfundvierzig Jahre alte Frau gerichtet hatte. Das war die falsche Adresse. Aber Colonel Paul Fischer? Das war eine andere Sache.
    Gunther und Andy standen zusammen mit Rhumkorrf, Jian und Tim Feely draußen bei der zerstörten Satellitenanlage. Gunther hatte Gott sei Dank seine Waffe in das dazugehörige Holster gesteckt. Colding ging zu der kleinen Gruppe hinüber. Er hielt die Beretta noch in der rechten Hand, doch sie war auf den Boden gerichtet. Er behielt Andy im Auge. Tim wirkte völlig betrunken. Es sah aus, als würde er jeden Augenblick nach vorn kippen. Jian schluchzte heftig, sie zitterte.
    Knapp sieben Meter von der Gruppe entfernt bedeckte eine grüne Plane einen unidentifizierbaren, schwelenden Klumpen. Ein Klumpen von der Größe Brady Giovannis. Der Nachtwind ließ die Ecken der Plane laut knallend flattern und vertrieb den bedrückenden Gestank. Jedenfalls das meiste davon. Noch immer hing der Geruch nach brennendem Fleisch und brennendem Benzin in der Luft.
    Niemand sah zur Leiche. Stattdessen hatten sie alle die Blicke in den Nachthimmel gerichtet. Der unangekündigte Besucher, vor dem Gunther gewarnt hatte, setzte zur Landung an, doch es war kein Hubschrauber. Sie sahen eine
mächtige Silhouette, die selbst unbeleuchtet war und deren durchgängig schwarze Farbe das flackernde Licht des Feuers aus

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