Implantiert
dem Hangar in sich aufsog.
»Mein Gott«, sagte Rhumkorrf, »das Ding ist gigantisch.«
Colding wollte seinen Augen nicht trauen. Das Flugzeug schaltete die Scheinwerfer ein, die lange Lichtkegel auf die schneebedeckte Landebahn warfen. Es war so groß, dass man kaum eine Bewegung erkennen konnte.
Es gab nur ein Flugzeug mit diesen gewaltigen Ausmaßen …
Eine C-5 Galaxy.
»Sara«, sagte Colding leise. Doch das konnte nicht sein. Erika hatte gerade eben erst versucht, die Station zu zerstören. Wie konnte Danté so schnell reagieren?
Die C-5 war Coldings Idee gewesen. Ein fliegendes Labor, damit das Ancestor-Projekt mobil blieb für den Fall, dass … nun, für genau den Fall, der sich hier gerade ereignet hatte. Die C-5 war eines der größten Flugzeuge der Welt und reichte mit ihren mehr als fünfundsiebzig Metern auf einem Football-Feld fast von einer Torlinie zur anderen. Seine Flügel breiteten sich aus wie die Arme eines Riesen. Die Spannweite betrug über siebenundsechzig Meter, und die Spitze des Höhenruders befand sich sechs Stockwerke hoch in der Luft. Das Cockpit sah aus wie ein kleines schwarzes Zyklopenauge, das in das verlängerte, abgerundete Dreieck des Rumpfs eingelassen worden war. Das Monster wog 405 000 Pfund und war groß genug, um ein vollständig ausgerüstetes Biotechnologie-Labor samt Kühen an jeden Ort der Welt zu transportieren.
Fünf Paare massiver Räder, von denen jedes einzelne die Größe eines VW Käfers besaß, senkten sich auf die schneebedeckte Landebahn. Die C-5 schien sich in Zeitlupe zu bewegen,
dabei war es eine Düsenmaschine, die mit einer Geschwindigkeit von fast 200 Stundenkilometern landete.
Gunther trat neben Colding. »Was sollen wir tun?«
Hätte vor ihnen nicht eine verbrannte Leiche auf dem Boden gelegen und wäre im Bioinformatik-Labor keine Frau gewesen, die mindestens mehrere gebrochene Rippen hatte, hätte Colding über die Frage gelacht.
»Tun? Einfach einsteigen. Unser Flugzeug ist da.«
8. November: Kriegsgebiet
Die Heckrampe der C-5 senkte sich langsam. Der Wind frischte auf und peitschte den leichten Schnee über die Landebahn, so dass die Mitglieder der kleinen Gruppe die Hände hochnahmen, um ihre zusammengekniffenen Augen zu schützen. Lichter strahlten aus der sechs Meter großen Öffnung des Flugzeugs wie aus einer leuchtenden Höhle, die eine verwaschene, zitternde Korona auf den fallenden Schnee warfen. Die Maschine kam Colding wie ein riesiges mechanisches Monster vor, das mit aufgerissenem Maul darauf wartete, Rhumkorrf und das gesamte Projekt auf einen Schlag zu verschlingen.
Als sich die Rampe über die Hälfte der Strecke gesenkt hatte, trat ein einzelner Mann aus dem Inneren hervor.
Magnus Paglione.
Andy stieß ein triumphierendes »Yeah!« aus. Er bedachte Colding mit einem hämischen Blick, der jetzt bist du dran bedeutete, und rannte seinem Freund entgegen. Magnus und Andy erinnerten Colding an einen Mann und seinen Terrier.
Andy war ständig aufgedreht, wütend und verehrte sein Herrchen. Magnus genoss Andys Gegenwart offensichtlich, doch er zögerte nie, mit strenger Hand einzugreifen, wenn er es für notwendig hielt.
Ein großer schwarzer Matchbeutel hing von Magnus’ Schulter. Das Gewicht des Inhalts straffte die Tragegurte, doch Magnus trug den Beutel so lässig wie andere Leute einen Laib Brot. Er ging zu Colding, musterte die Leute und verschaffte sich einen Überblick über die entstandenen Schäden.
Schließlich fiel sein Blick auf Bradys Leiche. Magnus starrte sie ein paar Sekunden lang an.
»Ist das Brady?«
Colding nickte.
Magnus sah auf. Seine Miene war völlig ungerührt. »Wer war das?«
Colding schluckte. Sein Herz raste. Magnus’ Gesicht verriet keinerlei Gefühle, doch seine ganze Haltung hatte sich geändert – er strahlte Gefahr aus.
»Es war Doktor Hoel.«
»Das soll wohl ein Witz sein«, sagte Magnus. »Das hat eine alte Frau getan? Warum?«
Colding warf Rhumkorrf einen Blick zu. Er wollte lügen, um so wenig Unruhe wie möglich in die Sache zu bringen, doch es war sinnlos. »Sie wollte es Claus heimzahlen, weil er dafür gesorgt hatte, dass Galina das Projekt verlassen musste.«
Claus blinzelte. Schnee klebte an seiner schwarzen Hornbrille. Er sah auf Bradys Leiche und blickte dann hoch, trat unbewusst einen Schritt von dem rauchenden Körper weg, als wolle er sich von der ganzen Angelegenheit noch ein klein wenig mehr distanzieren.
»Das ist lächerlich«, sagte Claus. »Erika ist eine
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