Implantiert
nirgendwohin fliehen können. Sie versuchte zwar, sich zu bewegen, doch ihre gebrochenen Rippen verursachten ihr offensichtlich so große Schmerzen, dass sie sich nicht einmal vom Boden rühren konnte. Colding schüttelte den Kopf, schüttelte die Wut ab. Ihm war jetzt schon elend zumute, weil er sie so schwer verletzt hatte, aber verdammt nochmal, die Frau hatte mit einer Axt auf ihn eingeschlagen. Verflucht, es tat so weh. Wie schlimm war die Schnittwunde?
Ein heiseres, gutturales Husten lenkte seine Aufmerksamkeit von Erika ab.
»Jian, ist alles in Ordnung?«
Sie hielt einen Augenblick inne. Dann sah sie auf, ihre Augen waren durch ihre dichten schwarzen Haare hindurch
kaum zu erkennen. Mühsam erhob sie sich und schlang die Arme um seinen Hals, wobei sie ihn fast umwarf. Sie umarmte ihn heftig. Lautloses Schluchzen schüttelte ihren Körper.
»Ich bin … okay, Mister … Colding. Sie … hat mich fast erwürgt.«
Colding hielt seine herabhängende linke Hand von ihr weg. Der Schmerz schien in alle Richtungen auszustrahlen, so dass er ihn seltsamerweise auch in seinem linken Ellbogen und seiner rechten Schulter spürte, obwohl beide unverletzt waren. Er fühlte, wie sein Hemd feucht auf der Haut klebte. Sanft tätschelte er Jian mit seiner rechten Hand, in der er noch immer die Pistole hielt. »Beruhigen Sie sich. Sie müssen mich jetzt loslassen, ich muss mich um das alles hier kümmern.«
Jian drückte ihn noch einmal an sich, wodurch seine Verletzung noch heftiger brannte. Dann ließ sie ihn los und hob den Gegenstand hoch, den sie umklammert hatte, als Erika sie würgte.
»Was ist das?«
»Der Petabyte-Speicher«, sagte Jian, ihre Stimme wurde ein wenig ruhiger. »Wir haben es geschafft.«
Colding hatte keine Zeit zu fragen, was sie damit meinte, denn schon erklang Gunthers aufgeregte Stimme knisternd aus seinem Ohrhörer.
»Großartige Arbeit, Boss, aber unser unangekündigter Besucher ist fast schon da.«
Wer war das wohl? Eine Söldnertruppe, die von einem Konkurrenten angeheuert worden war? Nein. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass es sich um Longworths Leute handeln musste. »Wann landet dieses Ding?«
»In weniger als drei Minuten.«
»Okay, hör genau zu. Wahrscheinlich sind das amerikanische Special Forces, vielleicht auch kanadische, aber das spielt keine Rolle, sie werden bis auf die Zähne bewaffnet sein. Bring Rhumkorrf und Tim zur vorderen Luftschleuse und lass sie bei Andy. Dann geh raus auf das Gelände und sieh zu, ob du irgendwo Brady finden kannst. Ich will, dass alle unsere Leute vollkommen ruhig und gut sichtbar sind und sämtliche Waffen in den Halftern stecken, kapiert?«
»Waffen in den Halftern, verstanden.«
»Gut. Wenn das eine Eingreiftruppe ist, dann können wir unmöglich gewinnen, und ich will nicht, dass noch jemand verletzt wird.«
»Ja, Sir. Ich mach mich dran.«
Andy Crosthwaite betrat das Bioinformatik-Labor. Der schwere Gestank brennenden Benzins strömte aus seinen Kleidern – und etwas, das Colding nie wieder hatte riechen wollen: der Geruch von verbranntem menschlichem Fleisch.
Schmierige Flecken bedeckten Andys Gesicht, seine Hände und seine Jackenärmel. Er nahm die Szene mit einem Blick in sich auf, dann ging er nach vorn und richtete seine Waffe auf die auf dem Boden liegende Erika Hoel. »Du bist tot, du Fotze.«
»Verdammt, Andy«, sagte Colding. »Du hast schon wieder deinen Posten verlassen?«
»Lass diesen Scheiß mit dem Posten verlassen, Colding. Das hier ist kein verdammter John-Wayne-Film. Erledigst du diese Schlampe jetzt oder was?«
»Hier wird überhaupt niemand erledigt! Das ist Erika, um Himmels willen.«
»Ich weiß, wer sie ist. Sie ist eine hinterhältige Ratte, die seit zwei vollen Jahren mit uns zusammenarbeitet. Und jetzt ist sie durchgedreht und hat Brady umgebracht.«
Coldings Herz wurde schwer. »Brady ist tot?«
Andy nickte. Wütend verzerrte er die Unterlippe, als er antwortete. »Ich habe seine Leiche aus dem Hangar gezogen. Er ist bei lebendigem Leib verbrannt.« Andy starrte Erika an. »Also, wer bezahlt dich, du Hure? Monsanto? Genetron? Wie viel hast du dafür bekommen, einen Mann umzubringen, der zwei Jahre lang jeden verdammten Tag deinen Arsch beschützt hat?«
Erika kniff die Augen zusammen, doch nicht nur vor Schmerzen. Colding konnte sehen, wie die Schuldgefühle sie übermannten. Sie hatte nie die Absicht gehabt, irgendjemanden umzubringen.
Andy zog seine Beretta. Er kniete nieder und hielt den Lauf an
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