Implantiert
zuvor nicht ehrlich gewesen, oder etwas hatte sich geändert. »Danté, lassen Sie mich mit Fischer reden. Ich kenne ihn. Ich könnte ihm sagen, wie kurz wir davor stehen, unser Ziel zu erreichen. Ich könnte ihn dazu bringen, dass er uns noch ein wenig Spielraum lässt.«
»Kommt absolut nicht infrage. Ich werde nicht riskieren, dass er die Station findet.«
»Aber Sir, wir – «
»Nein. Er darf Black Manitou nicht finden. Fischer weiß über Hoel Bescheid. Kümmern Sie sich einfach weiter um das Projekt, ich kümmere mich um alles Übrige. Ich will, dass das vollkommen klar ist.« Danté beugte sich zum Bildschirm vor. Seine verrückten violetten Augen waren weit aufgerissen. »Keine … Autopsien … mehr. Sie werden keinen einzigen Fötus mehr töten, egal aus welchem Grund. Haben Sie das verstanden?«
Colding nickte.
Danté beendete die Verbindung ohne ein weiteres Wort. Das Genada-Logo drehte sich wieder auf dem Bildschirm.
Colding dachte über Dantés Reaktion nach. Üblicherweise war dieser Mann so gefasst, doch jetzt hatte er die Beherrschung
verloren. Er war völlig entnervt gewesen, und vielleicht hatte er dabei einige Dinge gesagt, die er nicht hatte sagen wollen. Fischer weiß das mit Hoel. Natürlich wusste Fischer über Hoel Bescheid, schließlich war sie seine Verbindung bei Genada gewesen. Es sei denn …
Es sei denn, Fischer wusste, dass Hoel … tot war. Und wenn sie tot war, dann gab es nur einen Menschen, der die Gelegenheit gehabt hatte, sie umzubringen, bevor Fischer sie in Sicherheit bringen konnte.
Magnus Paglione.
Aber das war nur eine Theorie, und überdies ziemlich weit hergeholt. Gott sei Dank war Magnus weit weg im Genada-Hauptsitz in Manitoba.
Solange Magnus dort blieb, würde es schon klappen.
19. November: Molly McButter
Implantation + 10 Tage
Im Cockpit der C-5 pfiff Sara Purinam die Melodie von »Cat Scratch Fever«, als sie die Checkliste für die Wartung auf ihrem Klemmbrett durchging. Sie und Alonzo widmeten sich der wöchentlichen Überprüfung aller Systeme im Cockpit. Es waren einige Arbeiten fällig geworden, doch Big Fred war allgemein in einem guten Zustand. Selbst auf einem militärischen Stützpunkt mit ausreichend Personal war die Wartung einer C-5 ein Alptraum. Und hier draußen? Wenn man dafür sorgen wollte, dass die Maschine rund um die Uhr startklar war, dann war das ein Vollzeitjob.
»’Zo, bist du das Funksystem schon durchgegangen?«
Alonzo nickte. »Ja, mein Genie. Es ist alles in Ordnung. Genau wie ich dir das vor fünf Minuten gesagt habe, als du mich schon einmal danach gefragt hast.«
Ah, richtig. Sie hatte ihn tatsächlich schon gefragt.
Alonzo legte sein Klemmbrett in seinen Schoß und sah sie an. »Wenn ich dich nicht besser kennen würde, dann würde ich schwören, dir hat jemand den Verstand aus dem Kopf gevögelt.«
Sie holte mit ihrem Klemmbrett aus und schlug ihm von oben auf den Kopf. Er zuckte zusammen, lachte und rieb sich die Stelle, an der sie ihn getroffen hatte.
»Autsch. Mir fällt auf, dass du es nicht abstreitest.«
Sie zuckte mit den Schultern. Er hatte sich bereits alles zusammengereimt, also war es sinnlos, ihn anzulügen.
»Sara, was ist aus deinem Ich habe einmal Mist gebaut, und das passiert mir nicht nochmal geworden?«
»Ich habe mich geirrt. Dann verklag mich eben.«
Er fummelte an seinem Klemmbrett herum. »Es ist nur … na ja, niemand hat etwas dagegen, wenn du ein bisschen Spaß hast, aber wir alle haben mitbekommen, wie fertig du warst, als du dich das letzte Mal mit Colding eingelassen hast.«
»Jetzt ist es anders.« Es war wirklich anders. Aber Alonzos Besorgnis brachte sie dazu, die ganze Sache aus seiner Sicht zu betrachten. Sie hatte Colding gehasst. Und jetzt? Sie fragte sich, ob sie nicht nach wenigen Tagen bereits das genaue Gegenteil für ihn empfand.
»Benutz einfach deinen Kopf«, sagte Alonzo. »Ich meine, du weißt schon, zum Denken.«
Sie verdrehte die Augen. »O-o-kay. Ich glaube, ich habe mir deinen Verbaldurchfall lange genug angehört. Wir werden die Systeme im Ladebereich überprüfen. Du bleibst hier
und denkst über die Dinge nach, die du gesagt hast, junger Mann, und schämst dich.«
Sie stand auf und drehte sich um. Er hob die Hand und lächelte. Sie klatschte die Hand ab, wie er das gewollt hatte. Alonzo unterstützte sie, doch seine Sorgen waren berechtigt. Ja, völlig berechtigt – urteilte ihr Kopf, aber nicht ihr Herz.
Du steckst bis zum Hals in Schwierigkeiten,
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