Implantiert

Schließung Ihrer Einrichtungen verlangen. Sie sind bekannt für Ihre klugen Geschäftsentscheidungen, doch diese ist schlicht und einfach dumm.«

    Magnus beugte sich vor. »Sie nennen meinen Bruder dumm?«
    »Da haben Sie aber fein aufgepasst«, sagte Fischer. »Die kanadische Regierung untersucht den Mord an Erika Hoel. Offiziell sind Rhumkorrf, Feely, Colding und Liu Jian Dan die Hauptverdächtigen. Sie alle werden wegen mehrfachen Mordes gesucht.«
    Danté warf Magnus einen Blick zu und wandte sich dann wieder an Fischer. »Mehrfach? Verdammt, wovon sprechen Sie überhaupt?«
    Fischer griff in seine Ledermappe und zog einen Aktenhefter heraus, den er vor Danté auf den Tisch legte. »Die russischen Behörden haben die Leiche einer Unbekannten identifiziert, deren DNS mit einer Frau übereinstimmt, die vermisst wird. Bei der Vermissten handelt es sich um Galina Poriskova, eine frühere Angestellte Genadas. Obwohl ihre sterblichen Überreste stark verwest waren, konnten die Russen feststellen, dass sie sich schwere Brandverletzungen durch eine außerordentlich heiße Flamme zugezogen hatte. Wahrscheinlich von einem Schneidbrenner. Die Russen wissen das deshalb, weil ihre Knochen an einigen Stellen verbrannt waren. Außerdem wurde ihr der kleine Finger ihrer rechten Hand abgeschnitten. Galina Poriskova wollte dafür sorgen, dass Genadas Einrichtungen dichtgemacht würden, doch sie wurde zu Tode gefoltert. Nun wissen Sie genauso gut wie ich, wer das getan hat, aber Jian, Colding und Rhumkorrf sind die offiziellen Verdächtigen. Genadas Konten werden eingefroren, weil Sie – wie Ihr Bruder gerade zugegeben hat – diese Verdächtigen verstecken.«
    Magnus lächelte. Danté erkannte im Gesicht seines Bruders einen nur selten zu lesenden Ausdruck – Respekt.

    »Colonel Fischer«, sagte Danté. »Ich versichere Ihnen, dass – «
    »Das können Sie sich sparen«, sagte Fischer. »Genada wird unverzüglich dichtgemacht.«
    Er zog einen weiteren Hefter aus seiner Mappe und warf ihn auf den Bericht über die Ermordung Galinas.
    »Das wissen wir über ihre C-5. Brillante Arbeit, muss ich zugeben. Wir wollen Ihr fliegendes Labor, wir wollen Ihre gesamten Forschungsunterlagen, und wir wollen Ihre Mitarbeiter. Obwohl ich Sie und Ihren Bruder, diesen Psychopathen, am liebsten im Gefängnis sehen würde, lautet mein Auftrag, Rhumkorrf und die anderen aufzuspüren. Wenn wir sie finden, würde das bedeuten, dass Genada nicht länger flüchtigen Personen Schutz gewährt. Sie würden dann wieder Zugang zu Ihren Konten erhalten.« Er legte eine Visitenkarte auf den Schreibtisch. »Falls Sie sich mit mir in Verbindung setzen wollen, das ist meine Nummer. Wenn nicht – viel Glück mit der Royal Canadian Mounted Police.«
    Fischer drehte sich um und verließ den Raum. Er humpelte ein wenig. Die anderen Männer folgten ihm.
    Magnus saß schweigend da. Danté schob die Papiere über die C-5 beiseite und schlug den Bericht über Galinas Ermordung auf. Er sah die Fotos. Der Schmerz in seiner Brust wurde heftiger, stechender.
    »Magnus … wie konntest du das nur tun?«
    »Sie war eine Bedrohung.«
    Eine Bedrohung. Aber sie war auch ein Mensch gewesen. Verbrennungen bis hinab auf den Knochen? Was war nur für ein Tier aus Magnus geworden?
    »Es wird alles wieder in Ordnung kommen«, sagte Magnus. »Danté, ich bin hier, um dich zu beschützen.«

    »Diese Art von Schutz brauchen wir nicht. Wir müssen unsere Anwälte an die Sache setzen, und zwar sofort.«
    »Ich bitte dich, Danté«, sagte Magnus. »Anwälte? Was können die wohl gegen die Bürokraten der gesamten freien Welt ausrichten? Was glaubst du denn?«
    »Wir müssen irgendetwas unternehmen.«
    »Tatsächlich? Wäre es nicht einfacher, wenn Fischer einfach … verschwinden würde?«
    Danté starrte in die kalten Augen seines Bruders. Magnus konnte so etwas Drastisches nicht ernsthaft in Erwägung ziehen. Das war doch nicht mehr normal.
    Dann fiel sein Blick wieder auf die Fotos und er fragte sich, ob Magnus überhaupt jemals normal gewesen war.
    »Du machst überhaupt nichts«, sagte Danté. »Hast du mich verstanden? Absolut nichts. Ich kann das klären. Wir brauchen nichts weiter als ein einziges lebendes Tier. Sobald wir das haben, gehen wir an die Öffentlichkeit. Alle werden einen Rückzieher machen. Sie werden einer Firma, die das Leben von Millionen rettet, nicht den Stecker rausziehen. Ich brauche dich auf Black Manitou, Magnus. Du musst dafür sorgen, dass es keine