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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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identifizieren?«
    Hansson studierte die Fotos.
    »Auch die, die der Kamera den Rücken zukehren?«
    »Wenn Sie es können.«
    Hansson zeigte auf ein Bild.
    »Der Dickwanst dahinten links.« Er sah Winter an. »Das ist Onkel Bengt, also mein Bruder. Er wendet sich ab, kaut gerade an einem Putenschenkel oder so was.« Er hielt sich die Hand an den Mund. »Zwangsesser.«
    »Erkennen Sie noch mehr?«
    Hansson nannte einen nach dem anderen beim Namen, indem er mit dem Zeigefinger über die Gesichter fuhr.
    Als er aufhörte, waren noch vier Personen übrig.
    »Noch nie gesehen«, sagte er.
    »Sind Sie sicher?«
    »Aber ja.«
    Winter betrachtete die Gesichter. Drei Männer und eine Frau. Zwei der Männer mochten um die vierzig sein. Einer war dunkelhaarig und einer blond, letzterer trug einen Bart und eine Brille. Sie kamen ihm entfernt bekannt vor. Der dritte war ein Junge etwa in Angelikas Alter. Die Frau war ebenfalls um die Vierzig, womöglich jünger. Sie stand am Rand, als ob sie aus dem Bild aussteigen wollte. Sie schaute in eine andere Richtung, weg. Einer der Männer stand neben dem Jungen. Der Mann sah dem Jungen ähnlich, oder umgekehrt. Südländisches Aussehen, dunkle Haare, trotzdem blass, blasse Gesichter. Der Mann mit Brille und Bart hielt einen Ballon in der Hand und lachte mit Angelika. Winter überlegte, wo er ihm begegnet sein mochte. Es war weniger das Gesicht, das er kannte, sondern eher die Haltung, die ein wenig vorgebeugt war.
    »Noch nie gesehen«, wiederholte Hansson.
    Winter spürte ein Schaudern auf der Haut. In diesem Augenblick geschah etwas, genau hier. Er betrachtete wieder die vier fremden Gesichter. Die anderen, die das Mädchen umgaben, schienen ihm jetzt bekannt zu sein, nachdem Hansson sie identifiziert hatte. Aber die Vier waren Fremde. Sie könnten von einem unbekannten Ort ausgesandt worden sein. Etwas geschah.
    »Ist das nicht komisch?«, fragte er.
    Hansson zuckte mit den Schultern.
    »Es waren viele Leute auf dem Schulhof, das sehen Sie ja selber.« Er zeigte auf eins der Bilder. »Die, die ich nicht erkenne, gehören vermutlich nicht dazu.«
    »Wirklich?« Winter nickte zum Foto. »Sie sehen aber doch aus... als ob sie dazugehörten. Sie scheinen Angelika zu kenne n.«
    »Ich kenn sie jedenfalls nicht.«
    »Sie haben nicht mit ihnen geredet?«
    »Ich hab doch gesagt, dass ich sie nicht kenne, verdammt noch mal.« »Okay.«
    Es wurde still. Winter hörte keinen Regen mehr an den Fensterscheiben.
    Draußen fuhr ein Auto vorbei, das Geräusch von Wasser an den Reifen.
    »Was zum Teufel hatten die da zu suchen?«, sagte Hansson plötzlich und sah wieder auf das Foto. »Ich hab die nicht eingeladen.« Er sah Winter an. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. »Damals hab ich sie nicht bemerkt. Sie hätten mir doch auffallen müssen, oder?«
    »Sie haben ja selbst gesagt, dass viele Leute da waren.«
    »Sie können nicht dort gewesen sein«, sagte Hansson.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Vielleicht sind sie... später gekommen.« Er schaute auf das Bild und dann zu Winter, stand auf und stellte sich neben den Kommissar, der jetzt den Geruch nach Schweiß, Angst und Verzweiflung wahrnahm. »Verstehen Sie nicht? Sie sind später gekommen! Sie sind zu dem verdammten Abschlusstag geschickt worden, aber niemand konnte sie sehen.« Er starrte Winter wie ein Blinder in die Augen. »Niemand hat sie gesehen. Angelika auch nicht. Aber sie waren mit einer Botschaft da.
    Einer Botschaft aus der Hölle!«
    Er starrte weiter mit blindem Blick durch Winters Kopf.
    »Jetzt sind sie wiedergekommen!«, rief er.
    Er gehört in Behandlung, dachte Winter. Oder er hat Recht, aber auf eine Art, die ich nicht begreife.
    Wieder veränderte sich Hanssons Gesicht. Er schüttelte den Kopf und sah auf das Bild in seiner Hand. »Diese Menschen werden Sie nie finden.«
    »Glauben Sie... die gehören zusammen?« »Das spielt keine Rolle«, sagte Hansson, »sie existieren nicht.«

14
    Halders hatte Led Zeppelin für die Beisetzung ausgesucht, zum Abschied. Aneta Djanali erkannte den Song natürlich. Für Winter, der zusammen mit Angela und Elsa drei Reihen weiter hinten saß, war er neu. Die Musik erfüllte die kleine Kapelle.
    Hanne Östergaard sprach den Schlusssegen. Sie arbeitete seit mehreren Jahren als Pastorin bei der Polizei. Jemand, mit dem man nach schweren Erlebnissen sprechen konnte.
    Sie ist mir nach Margaretas Tod tatsächlich eine Stütze gewesen, dachte Halders.
    »Led Zep war ihre Lieblingsband«,

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