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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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anderes Viertel und stellte den Pick-up seines Onkels dort ab. Hinten, im Schutz der Kabine, aß er zwei Sandwiches mit Mettwurst und Gurke und trank dazu Kaffee aus einer Thermoskanne. Währenddessen dachte er nicht über das nach, was er gerade getan hatte. Er vermied es, sich die Panik in den Augen des Anwalts in Erinnerung zu rufen, die Schreie des Mannes, die von dem Klebeband über seinem Mund erstickt wurden.
    In Erinnerungen an das Austeilen von Strafe zu schwelgen war etwas, das Verbrechern zu eigen war, Serienmördern, Männern wie Karl Dahl. Nur solchen Verbrechern also, die ihre Grausamkeiten genossen, weil sie ihnen Erregung verschafften. Für sie waren die Erinnerungen so wichtig wie das Verbrechen selbst. Im Geist durchlebten sie ihre Tat immer wieder von neuem.
    Stan Dempsey betrachtete sich nicht als Verbrecher. Er verrichtete nur eine Arbeit, die sonst keiner übernehmen wollte.
    Er beendete seine Mahlzeit und wischte seine Hände an einem feuchten Tuch ab. Höchste Zeit, dass er sich um den nächsten Namen auf seiner Liste kümmerte.
    Carey Moore.

32
    Die Stunden schienen so langsam wie Tage zu vergehen. Carey verbrachte den Rest des Nachmittags mit Lucy in ihrem Schlafzimmer und spielte Krankenhaus mit ihr, maß ihre Temperatur mit einem Spielzeugthermometer und gab ihr »Tabletten« – M&Ms.
    Sie machten ein Nickerchen, auch wenn Carey nicht länger als ein paar Minuten am Stück schlafen konnte. Die Anspannung erschöpfte sie. Sie verbrachte die Zeit damit, Zweifel zu nähren.
    Vielleicht war das nicht der richtige Zeitpunkt, um David vor vollendete Tatsachen zu stellen. Vielleicht sollte sie damit warten, bis der Albtraum vorbei war. Abgesehen davon, dass sie nicht wusste, ob ihr Ehemann nicht ein Teil davon war. Sie wollte nicht unter einem Dach mit einem Mann leben, der möglicherweise jemandem den Auftrag gegeben hatte, sie umzubringen. Sie wollte nicht, dass sich ihre Tochter im selben Haus wie er aufhielt.
    Sie machte sich Sorgen wegen Lucy, die sowieso schon verstört war und sich an sie klammerte. Aber gab es für die Eltern eines Kindes jemals den richtigen Zeitpunkt, um ihre Ehe zu beenden? Nein.
    Sie überlegte, Lucy diese Nacht zu Kate und John Quinn zu schicken. Lucy übernachtete furchtbar gern bei einer ihrer Freundinnen, und die Tochter der Quinns, Haley, war eine davon. Aber Carey wollte nicht, dass sich ihre Tochter außerhalb ihres Einflussbereichs befand oder auch nur außerhalb ihrer Sichtweite. Es war alles zu ungewiss. Und sie wollte es nicht riskieren, John und Kate in Gefahr zu bringen, falls Stan Dempsey beschlossen hatte, sich an ihre Tochter zu halten, um sie für ihre, Careys, Sünden büßen zu lassen. Möglicherweise beobachtete er das Haus. Er könnte ihr zu den Quinns folgen.
    Sie würde mit dem Gespräch mit David warten, bis Lucy schlief. Anka könnte dafür sorgen, dass Lucy nicht nach unten kam, falls sie aufwachte. Carey war ihr dankbar, dass sie angeboten hatte, übers Wochenende zu bleiben, obwohl Samstag und Sonntag normalerweise ihre freien Tage waren. Anka hatte darauf bestanden. Sie meinte, dass sie das der Familie schuldig war.
    Wie schrecklich, dachte Carey, dass sie sich auf ihr Kindermädchen mehr verlassen konnte als auf ihren Mann.
    David ließ zum Abendessen etwas vom Chinesen kommen. Lucy war ganz wild auf Moo Goo Gai Pan. Davids Appetit war gesegnet wie immer. Carey stocherte in ihrem gebratenen Reis herum und schob ihn auf ihrem Teller hin und her, ohne mehr als ein paar Körner davon zu essen. Sie stützte den Kopf in die Hand und starrte auf die Erbsen- und Karottenstückchen, die den Reis wie Konfetti sprenkelten.
    »Wie schmeckt dein Moo Goo, Lucy?«, fragte David und lächelte seine Tochter an.
    »Ich bin jetzt eine Feenprinzessin, Daddy! Das hat Detective Sam gesagt.«
    »Detective Sam?« Er sah Carey an.
    »Er war im Gericht, Daddy«, erzählte Lucy weiter. »Er hat meinen Riesen gespielt und hat mich bis zum Auto getragen. Toll, oder?«
    »Ja, ganz toll«, sagte David. »Warum war er denn im Gericht?«
    »Weiß nicht«, sagte Lucy und zuckte die Achseln, um sich dann wieder ihrem Essen zu widmen.
    »Ich bin sein Fall«, sagte Carey. »Er behält mich eben im Auge.«
    »Du hättest im Krankenhaus bleiben sollen«, sagte David mindestens zum zehnten Mal.
    »Damit sie mich ruhigstellen können?«, fragte sie etwas zu scharf. »Damit sie mich dort zwangsweise mit Pudding füttern können?«
    »Ich mag Pudding«, meldete Lucy sich wieder

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