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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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ausgefüllt ist oder eben Zeit hat, aber niemals beides? Leute, die ausgefüllt sind, die einen Job haben, eine Arbeit, etwas, das ihr Leben bestimmt – die haben alle keine Zeit. Das ist eine Bedingung für ein ausgefülltes Leben. Aber sieh dir die Leute an, die Zeit haben: Witwen auf Parkbänken, alte Männer, Frauen, deren Kinder in der Schule sind, sogar Kinder, um die sich keiner kümmert – sie haben alle genug Zeit, sind aber nicht ausgefüllt. Ich habe beschlossen, lieber ein ausgefülltes Leben zu führen.« »Und Ehe, da bist du dir sicher, sorgt nur fürs Zeithaben.« »Zeit oder, wenn du willst, ein anderes Ausgefülltsein, das nicht zu mir paßt. In diesem Sommer ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen, Reed. Ich habe die Welt der Häuslichkeit erlebt, aus der ich mir nichts mache, trotz all der Hilfen, für die mein Bruder gesorgt hat, und ich habe auch erlebt, was Zeit, einfach nur Zeit, bedeutet – den Tag ausfüllen, nichts weiter. Ich denke mir: Gut, lies ein Buch; aber dann denke ich mir, geh an die Arbeit; aber ich arbeite nicht und liege schließlich, wie der gestrandete Seemann in dem Gedicht von Milne, beschämt herum und tue gar nichts.« »Was ist aus dem Seemann am Ende geworden?« »Gut, er wurde gerettet. Aber ich bin nicht schiffbrüchig, nur vorübergehend in eine Flaute geraten. Reed, ich bin sicher, dir ist nicht klar, was für ein selbstsüchtiges, unweibliches und unhäusliches Wesen ich bin. Ich will einfach niemanden umsorgen oder den Engel im Haus spielen. Lieber streite ich mit Grace Knole über mittelalterliche Symbolik. Schreib das mal in einer Frauenzeitschrift.« »Meine Liebe, ich will nicht umsorgt werden, und ich kann auch nicht behaupten, daß deine Qualitäten als häuslicher Engel mich überwältigt hätten. Könnten wir nicht unsere ausgefüllten Welten teilen und „Zeit miteinander verbringen?« »Das erste wäre doch, daß du deinen Chef zum Dinner einlädst oder er lädt dich zu einer Party ein, und du kannst nicht absagen: Schon fände ich mich beim Ausdenken von Menus wieder oder beim Kauf eines neuen Abendkleids, weil deine Kollegen das alte schon kennen, und ich lasse mir die Haare machen und treibe Konversation mit Anwälten bei Dinnerparties. Wie es jetzt ist, können wir zusammen sein, wenn wir Lust dazu haben, und so bist du mir lieber, nicht angebunden und sorgenvoll. Einfach nur Reed; nicht mein Mann, mein Haus, meine Vorhänge – lieber zwei Kreise, wie Rilke sagt, die einander berühren. Weißt du, daß du mir noch nicht erzählt hast, wie es in England war, noch nicht einmal an dem Tag auf dem Hügel.« »Auf dem Hügel hatte ich andere Dinge im Kopf, wie jetzt auch.
    England war hauptsächlich deshalb bemerkenswert, weil du nicht dabei warst.« William und Emmet kamen aus dem Haus und machten Anstalten, sich in den Klubsesseln in der Sonne niederzulassen. Emmet rieb sich mit Sonnencreme ein und William mit einem Gebräu mit idiotischem Namen, das versprach, Insekten fernzuhalten – und dieses Versprechen erstaunlicherweise auch hielt.
    »Man kriegt davon vielleicht Hautkrebs«, bemerkte William munter, »aber es schützt vor Stichen. Willst du auch?« »Danke, nein. Aus irgendeinem Grund finden mich Insekten nicht übermäßig anziehend. Sie stechen mich eigentlich nur, wenn sonst weit und breit kein empfindungsfähiges Lebewesen zu finden ist, und auch dann nur als letzte Alternative zum Hungertod. Angeblich hat es was damit zu tun, wie nah das Blut unter der Hautoberfläche fließt. Aber es gibt jede Menge Theorien dazu.« »Dann brauchst du dir ja auch keine Sorgen um einen Sonnenbrand zu machen.« »Ich mache mir keine Sorgen«, sagte Emmet. »Ich mache mir weder Gedanken darum noch zittere ich vor Angst. Ich finde es einfach befriedigender, gleichmäßig braun zu sein als auszusehen, als hätte man mich in kochendes Wasser getaucht und mir dann in Fetzen die Haut abgezogen.« »Es geht mich ja nichts an…« fing William an.
    »Immer ein sicheres Merkmal dafür, daß man vom Gegenteil überzeugt ist.« »Wahrscheinlich hast du recht. Streich die einleitenden Worte ersatzlos. Warum liebst du eigentlich diese blassen Manierismen, die doch jeden in Hör-und Tratschweite geradezu einladen, dich für schwul zu halten?« »Woher weißt du, daß ich nicht schwul bin, wie du dich so derb auszudrücken geruhst – verzeih mir, daß ich das so nenne.« »Zum einen unterdrückst du jedesmal offensichtlich ein Schaudern, wenn du Leo ansiehst.«

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