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In Blut geschrieben

In Blut geschrieben

Titel: In Blut geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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¿Cómo estás?«
    »Muy bien, Enrique.«
    »Hast du deinen ganzen Vorrat schon aufgebraucht?«, fragte Enrique und rieb grinsend Daumen und Zeigefinger aneinander.
    »Ich bin nicht meinetwegen hier, ich bringe dir einen Kunden für den Hof.«
    Brolin trat in den Lichtkegel, und Enrique nickte äußerst zurückhaltend.
    »Er ist ein cooler Typ, ich kenne ihn gut, ich bürge für ihn«, sagte Nemek.
    Enrique biss die Zähne zusammen.
    »Kein Grund zur Sorge, ich stehe für ihn ein«, meinte Brolins Führer. »Er weiß, dass er diskret sein muss, und er hat Kohle, um zu kaufen, was er will.«
    Brolin trat noch einen Schritt näher und stand jetzt dicht vor dem kleinen Mann, so dass dieser zu ihm aufblicken musste.
    »Ich lege selbst größten Wert auf Diskretion«, sagte er mit ruhiger, fester Stimme.
    Enrique musterte den Privatdetektiv von Kopf bis Fuß und machte Nemek schließlich ein Zeichen, ihm zu folgen. Sie traten ein Stück zur Seite und führten ein kurzes Gespräch, bei dem Nemek heftig nickte. Enrique schien zufrieden, und die beiden kehrten zu Brolin zurück.
    »Einverstanden«, sagte der Mann mit dem mexikanischen Akzent. »Du gehst mit mir runter. Du erledigst dein Geschäft und wirst später wieder hochgeführt. Falls du eines Tages zurückkommen willst, dann nur mit Nemek, auf keinen Fall allein; wenn du ohne ihn hier aufkreuzt, schmeiße ich dich raus, und du kannst draußen deine Knochen wieder einsammeln. Wenn wir öfter zusammen Geschäfte machen und alles gut läuft, dann kannst du irgendwann auch allein kommen, aber niemals mit jemandem, den wir hier nicht kennen. Was der da macht« – er deutete mit dem Kinn auf Nemek –, »daran denkst du nicht mal. Wir sind kerne Kumpel, du und ich, kein Vertrauen, also keine Bürgschaft. Wenn du also runterkommen willst, dann rück fünfzig Dollar raus, hier wird nicht gehandelt.«
    Brolin entrichtete seinen Obolus und zog behutsam seine Waffe aus der Jacke.
    »Ich hab das hier dabei. Normalerweise trenne ich mich nicht davon – Vorsichtsmaßnahme.«
    »Normalerweise.«
    Enrique nahm die Geldscheine und die Glock an sich und tastete Brolin von Kopf bis Fuß ab. Er forderte ihn sogar auf, sein T-Shirt hochzuziehen.
    »Ich habe nichts dabei, Sie können suchen, so viel Sie wollen, kein Mikro, keine weitere Waffe, kein Funkgerät, ich bin clean.«
    »Reg dich nicht auf, ist nur ’ne Sicherheitsmaßnahme. Außerdem funktioniert da, wo wir hingehen, kein Funkgerät oder sonst welcher Mist, da kannst du Gift drauf nehmen! Alles in Ordnung, du kannst rein, deine Knarre kriegst du nachher zurück.«
    »Gut, ich werde nicht mehr gebraucht, ich haue ab«, kündigte Nemek an und streckte Brolin die Hand entgegen.
    »No es possible«, fiel ihm Enrique ins Wort. »Solange dein Freund hier ist, bleibst du auch hier. Felipe leistet dir Gesellschaft, geh zu den Mädchen, ich zahle.«
    Enrique rief etwas auf Spanisch, und ein weiteres Mitglied der Gang tauchte auf. Sein Schädel war glatt rasiert, und zwei Goldzähne blitzten auf, als er grinste. Er sprach Spanisch mit Enrique und nickte, bevor er Nemek ein Zeichen machte, ihm zu folgen.
    Als die beiden allein waren, wandte sich Enrique an Brolin.
    »Komm mit.«
    Sie liefen durch einen Gewölbegang und kamen zu einem Raum, aus dem lautes Gebrüll drang. Etwa zwanzig Männer bildeten einen Kreis um eine winzige Bühne, auf der zwei Kampfhunde zähnefletschend aufeinander losgingen und immer wieder ganze Fleischstücke aus den Flanken des Gegners rissen.
    »In einer Stunde sind diese Kerle erregter als in der Hochzeitsnacht«, spottete Enrique. »In einer Stunde kämpft hier Mann gegen Mann, wie zur Zeit der Gladiatoren.« Er drehte sich zu Brolin um. »Die sind bereit, fünfhundert Dollar für so einen Kampf hinzublättern – nicht um zu wetten, nur um zuzusehen.«
    Das wunderte den Privatdetektiv nicht. Er hatte plötzlich das Bedürfnis, seinem Begleiter zu schildern, wozu manche Menschen fähig sind, nur um sich selbst zu spüren, um sich selbst zu ertragen oder einfach nur, um Lust zu empfinden, doch er schwieg. Das Thema Serienmörder war hier fehl am Platz. Und doch … Wenn man dem Stück Papier, das sie gefunden hatten, glauben durfte, war Malicia Bents an diesem Ort gewesen, in Begleitung von Bobs Seele.
    Sie kamen in einen schmalen Durchgang, der nur von vereinzelten uralten knisternden Glühbirnen erleuchtet war und mit seinen unregelmäßigen feuchten Wänden fast an eine Höhle erinnerte. Enrique bog nach

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