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In Blut geschrieben

In Blut geschrieben

Titel: In Blut geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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von ihrem improvisierten Schreibtisch.
    »Spencer Lynch bekam Post in seinem Versteck«, erklärte sie. »Wir vermuten, sie wurde ihm gebracht, oder er holte sie irgendwo ab. Der einzige Umschlag, den wir gefunden haben, war weder mit einer Adresse noch mit einem Namen versehen. Darin steckte eine Postkarte, deren Herkunft wir gerade festzustellen versuchen. Doch der Text auf der Rückseite ist recht bedeutungsvoll.«
    Sie griff nach der schwarz-weißen Postkarte, auf der ein von einem geraden Fluss durchzogenes Dorf abgebildet war, und las den Text mit bewusst neutraler Stimme vor:

    »Du machst Fortschritte. Du machst weniger Fehler. Jetzt musst du lernen, zu werden wie wir. Unsichtbar. Tu den Schritt, zeig dass du klug bist: In der Familie John Wilkes findest du JC 115. Ein kleiner Hinweis, diese Familie hat die Eingeweide der Erde auf ihrem Rücken getragen! Sie lebt oberhalb des Delaware … Zeige dich würdig, bis bald, mein kleiner S.«

    Woodbine beobachtete, wie seine Zigarette in dem Aschenbecher vor ihm verglühte.
    »Die Unterschrift lautet Bob«, fuhr Annabel fort. »Offenbar verbrannte Spencer Lynch seine Briefe und Karten, wir haben im Mülleimer einiges an verkohltem Papier gefunden. Diese Karte war sicher neueren Datums, und so hatte er keine Zeit mehr.«
    »Kein Hinweis auf die Herkunft des Umschlags?«, fragte Woodbine.
    Annabel wollte gerade antworten, aber Attwel war schneller, was die junge Frau ärgerte; wieder einmal wollte er allein im Rampenlicht stehen.
    »Doch, wir haben leicht glänzenden Staub darauf entdeckt und haben ihn ins Labor geschickt, warten aber noch auf das Ergebnis. Auf der Rückseite des Umschlags waren Spuren von Klebeband. Wir denken, dass der Brief irgendwo angeklebt wurde, und dass Lynch ihn später abgeholt hat. Von wem? Wo? Wie? Daran arbeiten wir im Moment.«
    Fabrizio Collins hatte bis jetzt geschwiegen. Seine langen braunen Haare waren im Nacken zusammengebunden, und die glatt rasierten Wangen schimmerten im Licht der Lampen. Er war ein schöner Mann, dessen Attraktivität allerdings durch seine schlechten Zähne, die ihm kein Lächeln erlaubten, gemindert wurde. Er strich sich über das Haar, ehe er begann.
    »Aber wir müssen all … all diese Gesichter identifizieren.« Er deutete mit einer ungeschickten Geste auf die Fotos an der Wand. »Das wird dauern, obwohl wir schon recht weit gekommen sind, bislang war das unsere Priorität. Vierunddreißig von den siebenundsechzig Namen haben wir herausgefunden. Die meisten waren in der Vermisstenkartei aufgeführt.«
    So als würde ihm plötzlich die Zahl bewusst, ballte Woodbine die Hand zur Faust und presste sie auf den Mund.
    »Herr im Himmel …«
    Collins nestelte am Kragen seines billigen Polohemds und fuhr fort: »Nachdem uns die Familien das Datum des Verschwindens angegeben haben, wissen wir, dass die erste Entführung bis ins Jahr 1999 zurückreicht, das heißt, zweieinhalb Jahre. Der reine Wahnsinn! Diese Typen sind seit zweieinhalb Jahren am Werk! Könnt ihr euch das vorstellen? Natürlich betrifft das Ergebnis nur die bislang identifizierten Opfer.«
    Annabel riss ein Blatt von ihrem Notizblock und schob es zum Captain hinüber.
    »Und dann ist da noch die Tätowierung, die Spencer Lynch Julia Claudio beigebracht hat. Inzwischen verstehen wir den makaberen Sinn«, erklärte die junge Frau, »siebenundsechzig für die Gesamtzahl der Opfer, drei für sein persönliches Ergebnis. Das ist eine einfache Deutung, aber die logischste.«
    »Kann mir jemand erklären, womit wir es hier zu tun haben?«, rief Woodbine.
    Unbehagen breitete sich um den Tisch aus wie ein eisiges Gespenst.
    »Ich glaube, wir haben ein schreckliches Geheimnis entdeckt, das mehrere Personen seit längerer Zeit streng hüten«, fasste Attwel zusammen. »Selbst wenn man sehr clever ist, entführt man nicht einfach siebenundsechzig Bürger dieses Landes, ohne irgendwann aufzufallen. Sie müssen … sehr gut organisiert sein.«
    »Das ist reiner Euphemismus«, höhnte Thayer freudlos.
    »Aber wer sind ›sie‹? Welche Wahnsinnigen können eine Sekte bilden, deren Ziel es ist, irgendwelche armen Teufel zu entführen?«, knurrte Woodbine.
    Annabels Stimme hatte einen schneidenden Klang.
    »Es sind ja eben Verrückte. Genau da liegt das Problem: Warum tun sie das? Sehen Sie sich die Gesichter an, da ist alles vertreten. Keine Logik, zum Teufel noch mal, es sind sogar Kinder dabei!«
    Die vier Detectives hatten das Wochenende in diesem Raum

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