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In Blut geschrieben

In Blut geschrieben

Titel: In Blut geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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Caliban kommt, Jack?«
    »Nein, ich habe gestern Abend in einem mythologischen Wörterbuch nachgesehen, aber nichts gefunden. Das kann sonst was sein, vielleicht aus einem Buch oder einem Film. Oder einfach nur eine Spinnerei.«
    »Und der Unterzeichner, dieser Bob?«
    Jack Thayer kniff die Augen zusammen.
    »Meiner Ansicht nach unterschreibt er mit Bob, um anonym zu bleiben. Ein verbreiteter Name, und noch dazu vermutlich nicht wirklich der seine.«
    »Also lassen wir den Namen vorerst beiseite. Kümmern wir uns lieber um die Postkarte, ihren möglichen Ursprung, die Zeit, aus der sie stammt.«
    Thayer griff nach dem Dokument und hob es in Augenhöhe. Durch die Plastikhülle wurden seine Falten zu tiefen Kluften der Müdigkeit.
    »Die Karte selbst ist nicht alt, aber ich würde sagen, das Motiv stammt vom Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Auf der Rückseite steht der Name der Herstellerfirma, wir brauchen nur Kontakt mit ihr aufzunehmen. Und was hältst du von diesem Rätsel?«
    Annabel kaute auf ihrem Stift, während sie erneut die eigenartigen Sätze las.
    »Offensichtlich war Spencer Lynch neu in der Familie. Dieser Bob spricht mit ihm wie mit einem Greenhorn, einem kleinen Anfänger, fast noch ein Kind. Ich nehme an, wenn er ihm befiehlt, unsichtbar zu werden, meint er damit, er soll sich diskreter verhalten.«
    Und sogleich erinnerte sie sich an Brolins Worte vom Vorabend. Der Privatdetektiv glaubte, dass Spencer Lynch sein erstes Opfer gekannt hatte.
    Bob gibt Lynch den Rat, vorsichtiger zu sein. Du machst weniger Fehler. Lynch hat verstanden, dass er jetzt nur noch Unbekannte angreifen darf.
    Brolin hatte sicher Recht. Sie dachte an die Kirche, die der Privatdetektiv an diesem Morgen aufsuchen wollte. Sie musste zugeben, dass er wirklich einen guten Riecher hatte. Wenn es dort eine interessante Spur gäbe, würde er sie finden. Er war ein ehemaliger Cop, also würde er ohne zu zögern die Polizei kontaktieren und ihr, Annabel, Bescheid geben, sobald er etwas gefunden hätte. Sie hatte in ihm einen wertvollen Verbündeten, das wenigstens hoffte sie.
    »Hm, mich beunruhigt eher die Sache mit der Familie.«
    »An was denkst du?«
    Er musterte seine Kollegin aufmerksam.
    »Bob sagt ihm, er solle den Schritt tun und eine gewisse Familie finden. John Wilkes und dieses JC 115. Vielleicht verbergen sich hinter diesem Code die nächsten Opfer dieses Irren.«
    »Ich denke, durch Spencer Lynchs Festnahme haben wir etwas Zeit gewonnen. Wenn Bob, oder wie immer er wirklich heißen mag, seinem kleinen Neuling solche knappen Hinweise gibt, dann deshalb, weil es nicht zu schwierig sein kann, sie zu entschlüsseln …«
    »Das ist die Frage. Vielleicht handelt es sich um einen Intelligenztest, als Voraussetzung, um in die Sekte aufgenommen zu werden. Eine Sekte ohne Namen, ohne Gesicht. Nach dem Motto: ›Wenn du clever bist und die Familie findest und massakrierst, bravo! Dann wirst du in unseren elitären Club aufgenommen.‹ Verstehst du, was ich meine?«
    »Gehen wir alles noch mal der Reihe nach durch: ›In der Familie John Wilkes wirst du JC 115 finden.‹ Haben wir eine Liste aller John Wilkes’, die es an der Ostküste gibt?«, erkundigte sich Annabel.
    Jack griff nach einem Aktendeckel.
    »Wir haben schon gut vorgearbeitet, hier das Ergebnis: Es gibt siebzehn John Wilkes, zwei davon im Staat New York.«
    »Jack, woher kenne ich nur diesen Namen? Ich bin sicher, ihn schon mal irgendwo gehört zu haben, aber ich kann mich einfach nicht erinnern …«
    »Dazu komme ich gleich. Ich hatte auch diesen Eindruck, und tatsächlich gibt es eine andere Möglichkeit: John Wilkes Booth, der Mörder von Lincoln. Bob will vielleicht, dass man unter den Präsidentenmördern oder einfach nur unter Mördern sucht.«
    »Und dieses JC 115, siehst du da einen Bezug zu den Mördern? Das erinnert doch eigentlich nur an Jesus Christus?«
    »Ich weiß nicht, das sagt mir nichts Bestimmtes. Ich habe im Internet mein Glück versucht, beim ersten Namen wurde ich immer wieder auf den Mörder von Lincoln verwiesen, der zweite führt auf eine pornographische Seite, Jane’s Cunt 115, sehr spirituell.«
    Annabel tippte mit der Fingerspitze auf ihre Unterlippe, sie überlegte, wohin diese Spur sie führte. Sie las den Rest des Rätsels: Ein kleiner Hinweis, diese Familie hat die Eingeweide der Erde auf ihrem Rücken getragen! Sie lebt oberhalb des Delaware. Sie analysierte jedes Wort auf der Suche nach einer möglichen Bedeutung oder

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