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in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Weideland einen Namen?«
    »Ja, sehen Sie mal in dem Prospekt von Markham Tours nach, falls Sie ihn mitgenommen haben.«
    »Habe ich nicht.«
    »Das Weideland hat immer mit zur Reiseroute gehört und auf dem Programm gestanden. Wir müssen auch darauf bestehen, aber erst nach der Besichtigung von Turfan. Wenn ich mich recht erinnere, heißt es in dem Prospekt«, er schloß die Augen und zitierte »›Bei einem farbenfrohen Schauspiel sehen Sie die einzigartigen Reitkünste der Kasachen, dieser Minderheit eines nomadisierenden Volkes, das im Sommer auf den Weiden im Gebirge von Tian Shan in Jurten lebt.‹ Wir müssen dort zuletzt hin!«
    »Aber wie soll ich das bloß Mr. Li gegenüber begründen?« meinte sie nachdenklich.
    »Denken Sie sich irgend etwas aus. Ihnen wird schon etwas einfallen. Behaupten Sie doch einfach, Sie hätten gehört, wie heiß es in Turfan sei. Das stimmt übrigens. Turfan liegt nämlich etwa hundert Meter unter dem Meeresspiegel.«
    »Unter dem Meeresspiegel?« rief sie ungläubig aus.
    »Ja. Auf den Landkarten steht Turfan-Senke. Das ist eine Oase inmitten der Wüste, es herrscht dort eine Gluthitze. Sie können Mr. Li ja sagen, Sie litten sehr unter der Hitze, oder jemand anders von der Reisegruppe, und es wäre schön, nach der Hitze in Turfan in den Bergen kühle Luft zu atmen.« Er lächelte schwach. »Sie beißen sich schon durch. Als Sprecherin der Gruppe haben Sie schließlich ein Mitspracherecht. Nutzen Sie es! Ich kann Ihnen auch noch etwas verraten, falls es Ihnen eine Hilfe ist«, fügte er hinzu. »Jenny leidet an der typischen Touristenkrankheit - Montezumas Rache oder Ruhr - oder wie immer Sie es nennen wollen.«
    »Ach du meine Güte!«
    »Ja.« Jenny tauchte zwischen zwei alten Gebäuden auf. Peter knirschte: »Es ist unbedingt erforderlich, das wir zuerst nach Turfan fahren. Unbedingt! Wenn wir in Urumchi sind, sage ich Ihnen warum.«
    »Ich kann es kaum erwarten«, meinte sie trocken. Sie hatte das deutliche Gefühl, daß ihr viel erspart bliebe, wenn sie den Grund nicht erführe.
    Nach Urumchi flogen sie sechs Stunden. Die zweimotorige Propellermaschine barst fast vor Passagieren. Sogar in den Gängen saßen Passagiere auf ihrem Gepäck. Gelegentlich bahnte sich eine Stewardeß ihren Weg zwischen den Menschen hindurch, um Tee zu servieren oder Bonbons zu verteilen, doch zu Abend aßen sie bei einer Zwischenlandung in Lantschou. Das Essen wurde in einer lauten Flughafenhalle serviert. Beim Eintreffen wurden ihnen feuchte warme Tücher gereicht und nach Beendigung der Mahlzeit wieder. Mrs. Pollifax fiel auf, daß die Papierservietten immer kleiner wurden. Sie waren schon in Kanton nicht besonders groß gewesen. Hier waren sie kaum noch größer als ihr Notizblock und irgendwie glitschig. Nach dem Essen bestiegen sie das Flugzeug wieder, und solange es noch hell war, blickte Mrs.
    Pollifax auf die schroffen kahlen Bergketten hinunter, die in der Sonne goldbraun leuchteten.
    Zu ihrem großen Erstaunen sah sie auch hin und wieder terrassenförmig angelegte
    Berghänge. Von so hoch oben sah das aus wie Wellen in einem Teich. Doch in der unsagbar leeren Landschaft weit und breit kein Dorf und keine Spur menschlichen Lebens.
    China erschien ihr von oben wie ein Land aus Terrakotta und verstaubter Jade. Überall fast unverändert. Nur die Landschaftsformen variierten und die Beige-und Braunnuancen. Im Süden war China grün gewesen, hier war die Landschaft karg und öde.
    Am Abend, lange nach zehn Uhr, landeten sie endlich in Urumchi. Von Miß Bai hatten sie sich am Flughafen von Xian verabschiedet. In Urumchi wurden sie von Mr. Kan in Empfang genommen. Noch im Flughafen stellte sich Mrs. Pollifax vor Mr. Li auf, erinnerte ihn daran, daß sie die Sprecherin der Reisegruppe war, und fragte ihn geradeheraus: »Wann machen wir denn Pläne für Urumchi?« Falls sich Mr. Li darüber wunderte, daß er so unumwunden darauf angesprochen wurde, so ließ er sich das nicht anmerken.
    »Vielleicht morgen früh?« schlug er vor. »Mr. Kan kann uns dann sagen, was auf dem Programm steht.«
    »Nein«, widersprach Mrs. Pollifax energisch. »Sagen Sie ihm bitte heute abend noch, daß wir alle nach Turfan möchten, bevor wir das Weideland der Kasachen aufsuchen. Mir ist zu Ohren gekommen, daß es in Turfan sehr heiß ist. Deshalb möchten wir lieber im Anschluß daran in die Berge, um uns abzukühlen.«
    »Abkühlen!« wiederholte er und lachte ausgelassen über diesen Ausdruck.
    »Ja, machen Sie

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