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in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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kam, fielen die sonderbaren Schwingungen zwischen Malcolm und Iris auf.
    Eine merkwürdige Spannung herrschte zwischen den beiden. Sie stand zwischen ihnen und empfand das als sehr kurios. Ihre Neugier war erwacht. Sie blickte Malcolm an, doch der konnte sich noch nicht von der tönernen Armee tief unten losreißen. Da sah sie Iris an, doch auch Iris starrte vor sich hin. Sie hatte immer noch die Lippen gespitzt, als könne sie jeden Moment wieder pfeifen. Doch in diesem Augenblick trat George Westrum in Erscheinung und belegte Iris mit Beschlag. Da zerriß die Spannung. Einen kurzen Augenblick hatte Mrs.
    Pollifax fast den Eindruck gehabt, in ein Kraftfeld getreten zu sein und mit unter Strom zu stehen. Es war ungewohnt für sie, daß so starke Schwingungen auf sie übergingen. Es verwirrte sie. Vielleicht geht es hier nicht mit rechten Dingen zu, dachte sie und fragte sich, was mit ihr geschehen war.
    Iris ging mit George davon, und auch Malcolm verschwand mit seinem Skizzenblock. Mrs.
    Pollifax ging wieder weiter. Da trat Peter neben sie. »Höchste Zeit, daß wir uns auch offiziell ein wenig miteinander anfreunden«, meinte er mit schiefem Lächeln.
    »Heute nachmittag geht es nach Urumchi. Ich habe gute Vorarbeit geleistet.«
    »Sie sind also fleißig gewesen. Ist etwas dabei herausgekommen?« Sie versuchte, nicht allzu neugierig zu erscheinen. Es konnte ja immerhin sein, daß sie beobachtet wurden.
    »Das kann man wohl sagen.« Ihm war deutlich anzumerken, wie aufgeregt er war. »Es sieht sehr gut aus - mir geht da nämlich schon alles mögliche im Kopf herum. Es hat zwar noch nichts Gestalt angenommen; trotzdem bin ich jetzt ganz sicher, daß die Sache durchgezogen werden kann, und zwar bis zum Ende.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf die
    Ausgrabungen und fragte: »Wie finden Sie das?«
    »Unglaublich! Die Krieger und die Pferde wirken so lebendig, daß man fast Angst
    bekommen könnte.«
    »Dieser erste Kaiser hatte Mucken«, erklärte Peter liebenswürdig. »Hat Bücher verbrannt.
    Und seine Freunde hinrichten lassen. Er hat ein paar hundsgemeine Gesetze erlassen. Aber vor seiner Zeit hat es in diesem Land überhaupt noch keine Gesetze gegeben«, fügte er hinzu,
    »und er hat dem Feudalismus ein Ende gemacht. Allerdings hat der Feudalismus nach seinem Tode wieder schlimme Formen angenommen. Jedenfalls hat er die Feudalstaaten innerhalb des Kaiserreiches beseitigt und aus kriegführenden Einzelstaaten ein geeintes China, unter einer zentralen Regierung mit geordneter Gesetzgebung und Wirtschaft gebildet. Ohne all das wäre es China vermutlich nicht gelungen, zur Zeit der nächsten Dynastie die Xiang nu zu zähmen.«
    »Wen zu zähmen?«
    »Xiang nu, die Reiterhorden, die Nomaden aus den Steppen. Sie kamen über das Altai Gebirge und Tian Shan geritten und haben attackiert... Mongolen und Turkvölker. Da kommen wir ja heute noch hin, wie Sie wissen - ins Grenzgebiet. Nach Urumchi und Turfan, durch das Tarimbecken, zum Tian Shan, einem Gebirge, daß zum Teil an die Sowjetunion grenzt, sowohl an die Kirgisische als auch an die Kasachische Sowjetrepublik. Auch die menschenfeindliche Wüste Taklama Kan werden wir kennenlernen. Im Jahre 221 vor Christi Geburt war das Chinas Wilder Westen, ein entlegenes Grenzgebiet.«
    »Aha, Dschingis Khan, nicht wahr?«
    »Ja, zum Beispiel. Was müssen diese mongolischen Horden für sagenhafte Reiter gewesen sein. Von den Bergen sind sie in die Wüste ausgeschwärmt. Kaum hatte man die Armbrust sinken lassen, da waren schon ganze Städte von einer Hand in die andere übergegangen!«
    »Ist der Wilde Westen jetzt gezähmt?« fragte sie und sah im Geiste bildlich vor sich, was er ihr beschrieben hatte.
    »Die Provinz Sinkiang ist ja nicht umsonst Autonome Region geworden«, erklärte er. »Für die Zentralregierung wirft Sinkiang allerdings noch immer Probleme auf. Sie mußte sich wohl oder übel zu ein paar Kompromissen bereitfinden. Es ist natürlich nicht einfach, Nomaden zu gängeln und in Kommunen zu pferchen oder aus Mohammedanern gute
    Kommunisten zu machen. In Sinkiang leben etwa ein Dutzend verschiedene ethnische
    Gruppen - schließlich verlief die alte Seidenstraße durch diese Region. Die Uiguren sind in der Mehrzahl.«
    »Wie bitte? Wiguren?« fragte sie nach.
    »Ja, aber das schreibt man Uiguren. Daran sehen Sie, wie dort gesprochen wird. Die meisten Wörter werden so ausgesprochen, daß dabei seltsame Gurgellaute entstehen. Auf
    Wiedersehen heißt zum Beispiel

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