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in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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vage Hoffnung war in ihm aufgekeimt. »Würden Sie ihm über den Weg trauen?« erkundigte sich Peter.
    »Ja«, sagte sie nur.
    Sheng saß mucksmäuschenstill da und rührte sich nicht. Es war als habe er nichts gehört und verstanden. Doch dann sah sie, wie sich seine Schultern langsam strafften und als er dann den Kopf hob, sagte er würdevoll wie zu seinesgleichen: »Xiexie.
    Vielen Dank.« Er fragte Peter: »Verkaufen Sie mir Papiere?
    Darf ich mit?«
    Peter hüllte sich zunächst in Schweigen, doch dann nickte er.
    »Okay. Doch ich verkaufe Ihnen die Papiere nicht, ich gebe sie Ihnen so. Und Sie kommen mit mir. In Richtung Süden und durch das Hochgebirge.« Er übersetzte das sicherheitshalber noch in Chinesisch.
    Als Sheng den Sinn von Peters Worten voll erfaßte, war er so bewegt, daß er am ganzen Leibe zitterte. Mrs. Pollifax legte ihm ganz impulsiv die Hand auf den Arm und sah ganz langsam ein Lächeln der Erlösung in seinem Gesicht aufglimmen. Es war das erstemal, daß sie ihn lächeln sah. Es war ein Lächeln fassungsloser Seligkeit. Tiefbewegt stammelte er:
    »Sie können sich auf mich verlassen. Mein Leben liegt in Ihrer Hand.«
    »Es wird nicht einfach sein. Der Weg über die Berge ist ein mühseliges Unterfangen«, rief ihm Peter ins Gedächtnis.
    Mrs. Pollifax fiel ihm vorsichtig ins Wort. »Peter...«
    »Ja?«
    »Mühsal ist für ihn kein Fremdwort. Er wird schon irgendwie nach Urumchi kommen. Geben Sie ihm Papiere und Geld und verabreden Sie sich irgendwo in der Nähe des Hotels mit ihm.«
    »Ja«, murmelte Peter völlig überrumpelt. »Aber glauben Sie nicht, daß...?«
    »Sie haben ja jetzt die Chance, das festzustellen.« Sie stand auf. »Peter, ich möchte jetzt ins Gästehaus zurück. Mir ist gar nicht wohl bei dem Gedanken, daß wir verfolgt worden sind.
    Ich möchte nachdenken, nachsehen, alles überprüfen und versuchen, dahinterzukommen, wer uns gefolgt ist.«
    Er sah erschrocken auf. »Ach ja, natürlich. Darüber sollte ich auch einmal nachdenken.«
    Mrs. Pollifax bewies Taktgefühl, als sie ihn beruhigte: »Es genügt, wenn ich das jetzt zuerst einmal tue. Sie haben dafür später noch Zeit.« Sie hatte all ihre Willenskraft aufbieten müssen, um sich ganz auf Sheng Ti zu konzentrieren und ihm eine Chance zu verschaffen, obwohl sie Peter viel lieber mit dem Aufschrei ins Vertrauen gezogen hätte: Wenn das zutrifft, was ich vermute, dann ist irgend jemand von unserer Reisegruppe ebenfalls auf Wang angesetzt. Und hat von Anfang an gewußt, wer Sie sind und Koffer durchwühlt, bis er wußte - vielleicht sind es auch mehrere - daß ich mit Ihnen zusammenarbeite. Denn sie wußten ganz genau, wonach sie zu suchen hatten, und das haben sie in meinem Koffer gefunden: eine Unmenge Trockennahrung und Vitamine. Peter, begreifen Sie denn nicht, was das für uns bedeutet?
    Schweigend begleiteten Peter und Sheng sie zu der Mauer um das Gästehaus, zu der Stelle an der Straßenecke, wo sie zuvor über die Mauer gestiegen waren. Die Männer hoben sie hinüber, so daß sie sich klammheimlich durchs Fenster in ihr Zimmer stehlen konnte. Sobald sie drinnen war, machte sie den Laden wieder zu. Sie blieb noch eine Weile so im Dunkeln stehen. Sie ging noch einmal alles durch, was ihr in der letzten Stunde durch den Kopf gegangen war, doch sie kam immer wieder zu demselben Schluß. Womöglich war jemand aus ihrer Reisegruppe für die Russen tätig. Wenn es sich wirklich so verhielt, schwebten sie und Peter in großer Gefahr.
    Sie hörte ein schwaches Geräusch draußen vor ihrer Zimmertür. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür. Als sie die Tür leise öffnete, sah sie gerade noch, wie eine Gestalt vor der Tür des Nebenzimmers stehenblieb, die Tür aufmachte, in das Zimmer ging und die Tür leise hinter sich schloß.
    Ihr fiel wieder ein, daß Iris das Zimmer nebenan hatte. ›Iris?‹ dachte sie verwundert. Das war ein Schock für sie. ›Iris? Aber das ist doch unmöglich! ‹ Sie las von dem Leuchtzifferblatt ihres Weckers ab, daß es halb zwei Uhr früh war, doch an Schlaf war nicht zu denken.
    Mrs. Pollifax saß noch lange im Dunkeln und grübelte. Ihr wurde immer unbehaglicher zumute.

12. Kapitel
    Mrs. Pollifax fuhr mit einem Ruck aus dem Schlaf hoch. Es war draußen schon hell, und die Luft im Zimmer lastete schwer und drückend auf ihr. Nachts war sie vor Erschöpfung in ihrer chinesischen Gewandung auf das Bett gesunken und auf der Stelle eingeschlafen. Der große Ventilator gab vor

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