Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
Pollifax, da sitzen wir hier wie erstarrt und sehen diese peinliche Szene mit an.
    Peter sagte »Iris!«
    »Das ist die reine Wahrheit«, bekräftigte sie ihre These und reckte das Kinn in die Luft. »Er ist bei mir gewesen.«
    Da beugte sich George angewidert vor, eiskalte Wut im Blick.
    »Mieses Flittchen!« zischte er, sprang auf und stelzte hocherhobenen Hauptes davon.
    Seine Worte hallten ihnen in den Ohren. Vielleicht war es auch der Haß, der daraus sprach.
    Diese schmalen, zusammengekniffenen Lippen, dachte Mrs. Pollifax, all das hatte schon die ganze Zeit im Hinterhalt gelegen. Auch Mr. Li war betroffen. Er wandte sich entschuldigend an Peter. »Wenn das stimmt, das wußte ich ja nicht!«
    Da warf Malcolm freundlich ein: »Wird es jetzt nicht langsam Zeit fürs Frühstück?« Er stand auf, ging durch den Laubengang und blieb wie zufällig hinter dem Stuhl von Iris stehen. Mrs.
    Pollifax rechnete ihm das hoch an. Iris saß mit geröteten Wangen und hocherhobenem Kopf da und rührte sich nicht.
    »Ja, das will ich meinen«, ließ Joe Forbes verlauten. Wie aus einer Trance erwacht sprang er ganz plötzlich auf.
    Iris sah alle der Reihe nach mit ausdruckslosem Gesicht an. An Mrs. Pollifax blieb ihr Blick kurz hängen. Sie stand auf.
    Jenny starrte Iris an und murmelte: »Also ausgerechnet-«
    Da hörte Mrs. Pollifax sich mit fester Stimme sagen: »Ich glaube, jetzt ist es langsam genug!«
    Jenny sah sie feindselig an und wandte sich an Joe Forbes. »Der arme George«, sagte sie mit einer Stimme, die vor falschem Mitleid triefte.
    »Arme Jenny«, konterte er. Damit hatte er erstmalig zu erkennen gegeben, daß ihm der Partnerwechsel nicht entgangen war.
    In einer Prozession bewegten sie sich über das ummauerte Gelände. Malcolm ging
    schweigend neben Iris her, Joe Forbes und Jenny neben Mr. Li. Peter bildete mit Mrs.
    Pollifax das Schlußlicht. Er flüsterte ihr zu: »Ich stehe noch unter Schockwirkung.«
    »Akzeptieren, einfach akzeptieren«, murmelte sie.
    »Aber warum hat sie das getan?«
    »Das weiß ich auch nicht. Ich habe wirklich keine Ahnung, Peter. Ich muß Sie unbedingt allein sprechen, und zwar bald.
    Das war vermutlich nicht der einzige Schock. Ihnen steht noch allerhand bevor. Wo ist denn Sheng Ti jetzt?«
    »Er sitzt hoffentlich im Bus nach Urumchi. Wahrscheinlich machen Sie sich Sorgen, weil Sheng berichtet hat, daß uns heute nacht jemand in die Wüste gefolgt ist, habe ich recht? Es kann doch sein, daß er das bloß erfunden hat, um die Tatsache zu kaschieren, daß er uns selbst gefolgt ist.«
    »Schon möglich«, gab sie zu.
    »Jedenfalls werden wir morgen zu den Kasachen oben in den Bergen fahren«, fügte er hinzu, und sein Gesicht hellte sich auf.
    »Irgendwann im Laufe des Tages werde ich dann verschwinden und damit allen den Wind aus den Segeln nehmen.« Das klang sehr zuversichtlich. Peter hielt Mrs. Pollifax die Tür zum Frühstücksraum auf.
    George setzte sich diesmal nicht auf den Platz unter dem einzigen Ventilator, der noch funktionie rte. Er erschien gar nicht zum Frühstück.
    Mrs. Pollifax hatte sich ein feuchtes Handtuch um den Kopf geschlungen. Sie mußte sich zwingen, sich wenigstens ein paar Stunden ganz auf das zu konzentrieren, was es zu besichtigen galt. Was blieb ihr auch anders übrig. Ihr waren ja die Hände gebunden. Die Dinge trieben unaufhaltsam auf das Ziel zu, das sie sich gesetzt hatten. Es war nicht mehr zu ändern.
    Unaufhaltsam - das klingt schicksalhaft und unerbittlich, dachte sie schaudernd. X saß in seinem Unterschlupf am Fuße der Tian Shan Berge, des mächtigen ›Himmelsgebirges ‹, während Sheng Ti sich irgendwie nach Urumchi durchschlug, endlich mit den heißersehnten Papieren ausgestattet. Auch sie würden am späten Nachmittag wieder nach Urumchi
    zurückkehren, und Peter hatte sie daran erinnert, daß er in etwa dreißig Stunden
    unterzutauchen gedachte. In der vergangenen Nacht war ihnen irgend jemand heimlich in die Wüste gefolgt. Peter war zwar skeptisch, was Shengs Behauptung betraf, doch sie glaubte dem Chinesen. Und Mr. Li wußte, daß Peter fort gewesen war. Wenn jemand von der
    Reisegruppe Mr. Li verraten hatte, daß Peter nicht in seinem Zimmer war, so ganz bestimmt nicht Iris. Sie hatte Peter gedeckt und sich dabei selbst eine Blöße gegeben. Das hatte sie sicher Überwindung gekostet.
    Der Spruch ›Ein guter Ruf ist wichtiger als alle Reichtümer der Welt‹ ging ihr durch den Kopf. Iris' Ruf war nun ruiniert.
    Warum war sie Peter

Weitere Kostenlose Bücher