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in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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betete: nur nicht vom Pferd fallen, doch vom Pferd fallen, aber ganz sanft...
    Peter sollte neben ihr auftauchen und ihr Pferd zum Stehen bringen. Aber das Entsetzliche war, daß das Pferd jetzt nur in eine Richtung vorpreschen konnte, und zwar geradeaus und bergan. Hinauf auf den steilen bewaldeten Bergrücken. Und dann... »O Gott«, betete sie, als das Pferd in den Wald einbrach und den Anstieg begann, ohne langsamer zu werden. Anstatt sich fest an seinen Hals zu schmiegen, glitt sie unaufhaltsam nach hinten. In ihrer Panik klammerte sie sich an der Mähne fest. Wohl kaum die richtige Methode, um das Tier zu besänftigen, dachte sie völlig verängstigt. Sie jagten in einem Winkel von 50° bergan. Das wahnsinnig gewordene Pferd wurde zwar etwas langsamer, aber nur, weil der Hang so steil war. Das Gewissen plagte es bestimmt nicht. Es war nach wie vor entschlossen, sie zu vernichten.
    Jetzt, dachte sie, als das Pferd immer langsamer wurde, jetzt muß ich abspringen. Mich einfach fallen lassen. Kaum war ihr Entschluß gefaßt, da entdeckte sie, daß ihr rechter Fuß sich im Steigbügel verfangen hatte. Ungeduldig riß und ruckte sie und schüttelte den Fuß, doch er kam nicht frei. Sie wagte nicht zu ihrem Fuß hinunterzusehen. Es fühlte sich an, als säße sie unwiderruflich fest. Schon war der Augenblick verstrichen, als sie eine Chance gehabt hätte. Sie waren oben auf dem Berggrat angekommen. Als Mrs. Pollifax ganz flüchtig sah, was nun vor ihnen lag, ließ sie alle Hoffnung sinken. Es ging bergab, einen bewaldeten Hang ganz steil bergab, dann Meilen und Meilen durch ebene Wüste bis zu einem tiefen Einschnitt, einer Erdspalte. Das war ein kleiner Canyon, viel zu breit zum Überspringen.
    Alles tat ihr weh bei diesem Anblick.
    In ihr schrie es, schrie nach Cyrus, schrie nach Peter, nach irgendeiner Zauberkraft, die sie noch retten konnte. Wenn jetzt kein Wunder geschah, war sie verloren. Sie sah ihr Leben im Eiltempo an sich vorbeiziehen und fühlte, daß das Ende nahe war. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit stürzte das Pferd den Steilhang hinunter. Mrs. Pollifax wurde mit einem Ruck nach vorn geschleudert und mußte sich vorsehen, daß sie nicht abrutschte und an der Unterseite des Pferdehalses hing. Ihr Fuß saß immer noch im Steigbügel fest. Bald waren sie unten angelangt, und die Pferdehufe donnerten über den harten Wüstenboden. Mrs. Pollifax hob in Todesangst den Kopf und sah den tiefen Einschnitt, wo die Erde geborsten war. Durch diese Schlucht schäumte ein gewaltiger Gebirgsfluß. Gleich würde das Pferd versuchen, über die Schlucht hinwegzuspringen. Damit waren sie beide dem Tod geweiht. Und das alles nur, weil sie aufs Pferd gestiegen war, um sich hoch zu Roß fotografieren zu lassen...
    Mit dem Mut der Verzweiflung versuchte Mrs. Pollifax, ihren Fuß freizubekommen. Sie krallte sich mit einer Hand in der Mähne des Pferdes fest und fuhr mit der anderen Hand zum Steigbügel hinunter. Sie zog, verschob und rüttelte, sie ließ nichts unversucht. Endlich gelang es ihr, ihren Fuß zu befreien. Sie schwang ihr Bein über den Pferderücken und saß den Bruchteil einer Sekunde im Damensattel auf dem Tier. Dann stieß sie sich ab, so weit wie möglich weg von dem Pferd. Sie flog hoch durch die Luft und schlug unsanft auf dem Boden auf. Instinktiv versuchte sie, den Fall zu mildern, indem sie sich mit der linken Hand abstützte. Trotzdem schlug sie sehr hart auf.
    Sie blieb ganz benommen liegen und empfand es als wahren Segen, endlich wieder festen Boden unter sich zu spüren. Nach einer Weile hob sie vorsichtig den Kopf. Der saß noch fest auf den Schultern. Die Halswirbel schienen nicht angeknackst zu sein. Sie rollte sich auf die Seite und starrte ihre linke Hand an, die neben ihr auf der harten Erde lag und nicht zu ihr zu gehören schien. Seltsam, dachte sie. Sie konnte die Hand weder heben, noch schien sie ein Teil von ihr zu sein. Sie spürte sie gar nicht. Sie starrte immer noch verblüfft auf ihre Hand, als Peter herbeigaloppiert kam, mit einem Satz vom Pferd sprang und an ihre Seite eilte.
    »Um Himmels willen, Mrs. Pollifax, sind Sie verletzt?« rief er völlig außer Atem. »Das habe ich nicht gewollt, das müssen Sie mir glauben.«
    Das habe ich nicht gewollt... Was meint er denn damit? dachte sie verwirrt.
    »Mrs. Pollifax, ist alles in Ordnung? Wie fühlen Sie sich?«
    »Ich weiß nicht, was mit meiner linken Hand ist«, sagte sie.
    »Sie liegt da, als sei sie ein Fremdkörper und

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