in China
sein. Sie hatten ihn nicht über den steinigen Wüstenboden kommen hören.
»Sie sind es also«, sagte Mrs. Pollifax.
»Wer soll er sein?« erkundigte sich Peter. »Was zum Teufel ist denn plötzlich in Sie gefahren, Forbes? Warum bedrohen Sie uns mit einer Pistole? Haben Sie den Verstand verloren?«
»Peter, bitte nicht«, versuc hte Mrs. Pollifax ihn zu beruhigen.
»Wir haben für die Russen gearbeitet, ohne es zu wissen. Ich habe das schon vermutet, seitdem Sheng uns erzählte, daß uns jemand in die Wüste gefolgt ist. Man hat uns eine Falle gestellt, Peter.«
»Eine Falle!« rief er vö llig außer sich. »Soll das etwa heißen, daß Carstairs...?«
»Carstairs ahnt nichts davon. Die Russen haben einfach etwas darüber verlauten lassen und dann seelenruhig zugesehen, wie wir die Dreckarbeit machen. Peter, Sie sind sicher noch niemandem vom KGB begegnet. Sehen Sie ihn sich genau an.«
Peter starrte Forbes entgeistert an. »KGB? Sie?«
»Sozusagen auf Abruf«, erklärte Mrs. Pollifax. »Den Fachausdruck kenne ich nicht.
Fantastische Beglaubigungsschreiben, typischer Amerikaner. Sitzt einfach da und wartet, bis Sie Wang aufgespürt und befreit haben. Er sollte Ihnen die Beute im letzten Augenblick entreißen und damit nach Moskau eilen. Die Russen hatten gar nicht vor, Wang selbst zu befreien, das sollten wir für sie tun.«
Forbes sagte nonchalant: »Mrs. Pollifax, Sie irren sich in einem Punkt: Forbes sollte Mr. Fox die Beute nicht entreißen, er wird sie ihm entreißen. Und zwar sehr bald.« Er fuchtelte mit der Waffe herum, zum Zeichen, daß sie aus dem Weg gehen sollte. »Ich habe mit Peter ein Hühnchen zu rupfen, gehen Sie bitte aus der Schußlinie.«
»Kommt überhaupt nicht in Frage«, widersprach Mrs. Pollifax. Ihr war zwar ganz übel vor Angst, doch ihre Sinne waren trotz der Schmerzen nicht getrübt. »Ich rühre mich nicht von der Stelle. Ich weiche keinen Schritt, darauf können Sie sich verlassen. Sie erwarten doch wohl nicht von Peter, daß er Ihnen verrät, wo Wang sich aufhält.«
Forbes lächelte, doch seine Augen glitzerten gefährlich. Er war offenbar zum Äußersten entschlossen. »Nein, das nicht, aber er wird mich zu ihm führen. Ich spreche viel besser chinesisch, als ich bisher zugegeben habe, und ich weiß, daß die Sepos das Gebirge auf der Suche nach einem Gefangenen durchkämmen, der aus einem Arbeits-und
Umerziehungslager in der Nähe entkommen ist. Es ist Ihnen also gelungen, ihn zu befreien und irgendwo zu verstecken. Ich will ihn haben!«
Wieder setzte er die Waffe auf sie an und nahm sie ins Visier. »Die Zeit wird langsam knapp und...«
»Ja, das ist wirklich ein Problem für Sie«, bemerkte Mrs. Pollifax ironisch. »Die Zeit wird knapp. Was gedenken Sie dagegen zu tun?«
Er sah sie freundlich an, doch seine Verachtung kannte keine Grenzen. »Halten Sie den Mund«, befahl er und wandte sich an Peter. »Entweder kommen Sie jetzt beide mit und führen mich zu Wang Shen - und zwar alle beide - oder ich erschieße Ihre Freundin Mrs.
Pollifax auf der Stelle. Vor Ihren Augen. Da können Sie sie sterben sehen.«
Das durfte Peter ihm auf keinen Fall glauben. »So etwas Absurdes!« wandte sie sich hitzig an Forbes. »Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, daß Peter darauf hereinfällt. Wenn wir Sie zu Wang brächten, würden Sie uns doch hinterher sowieso beide erschießen.« Sie schnappte nach Luft. »Ach verdammt, Peter, es tut mir furchtbar leid, aber ich fürchte, ich verliere die Besinnung.« Sie schwankte und machte ein paar Schritte nach hinten. Sie ließ sich auf eine kleine steinige Bodenerhebung sinken und steckte den Kopf zwischen die Knie. Peter machte Anstalten, zu ihr zu stürzen, doch Forbes hinderte ihn daran. »Die sind Sie bereits los«, fauchte er verächtlich. »Was für eine lächerliche Komplizin man Ihnen mitgegeben hat! Eine alte Frau, die gleich in Ohnmacht fällt, wenn es hart auf hart geht. Da schicken die Amerikaner einen Jungen mit einer alten Frau los und setzen sie auf so einen Fall an, womit sie wieder mal ihre Unfähigkeit bewiesen haben.«
»Ach, gehen Sie doch zum Teufel. Sie sind auf dem Holzweg, lassen Sie sich das gesagt sein«, fuhr ihn Peter wütend an. »Sie hat sich beim Sturz vom Pferd das Handgelenk gebrochen. Sie verdammter Idiot, und...«
Mrs. Pollifax saß inmitten von Steinen und kleineren Felsbrocken. Vorsichtig hob sie den Kopf. Sie hatte nur so getan, als schwänden ihr die Sinne. In Wahrheit hatte sie sich noch nie so
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