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in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Kopfverband wurde von zwei Krankenwärtern gestützt. Am Ende des Ganges waren Wachsoldaten postiert, die sich mit leerem Gesichtsausdruck lässig an die Wände lehnten.
    Eine Narkose lehnte sie ab. Die Ärztin war noch jung. Sie trug ihr weiches dunkles Haar zu Zöpfen geflochten, war sehr ernst und trug Baumwollhosen und eine lose weiße Jacke. Sie beriet sich mit Kollegen. Das lag sicher daran, daß sie China als Touristin bereiste. Mrs.
    Pollifax fragte sich, wie lange sie wohl noch bevorzugt behandelt werden würde. Ein eifriger junger Mann mit breitem Lächeln versuchte, englisch mit ihr zu sprechen. Sie weigerte sich standhaft, sich eine Narkose und ein Krankenhausbett für die Nacht geben zu lassen, und hoffte inständig, daß niemand den wahren Grund für ihr ablehnendes Verhalten erriet. Sie hatte nämlich Angst, daß sie in der Narkose etwas ausplaudern könnte. Also begnügten sich die Ärzte mit einer Lokalanästhesie. Ihre Hand wurde festgebunden, und die junge Ärztin formte, knetete, massierte und drückte die Knochen wieder in die richtige Lage.
    »Ein komplizierter Bruch«, übersetzte der junge Mann. Als die Ärztin den Bruch wieder eingerichtet hatte, wickelte sie ihr Verbandmull um das Handgelenk und ein ganzes Stück den Arm hinauf. Anschließend wurde der Arm bis zum Ellenbogen eingegipst.
    »Keine Akupunktur?« flachste sie. Bald kam es ihr vor, als habe das taube Gefühl in dem gebrochenen Handgelenk und das Gewicht des Armes sich dem ganzen Körper mitgeteilt. Es war die gleiche Empfindung wie bei einem dumpf schmerzenden Zahn, der einen nicht mehr klar denken ließ.
    »Bitte«, sagte der junge Mann und grinste breit und liebenswürdig, »wir behandeln Sie mit amerikanischer Methode. Tut uns allen schrecklich leid, daß Sie hatten diesen Unfall in unsere Land.«
    Mrs. Pollifax nahm diese Entschuldigung mit ernster Miene entgegen und bedankte sich bei allen. Draußen auf dem Gang warteten Malcolm und Mr. Li auf sie. Bei Malcolms Anblick brach sie prompt in Tränen aus. Er reichte ihr ein Taschentuch und nahm sie in den Arm.
    »Das ist der Schock«, versicherte er ihr. »Hängen Sie sich bei mir ein.«
    Ja, sie stand zweifellos noch unter Schockwirkung, aber das lag nicht nur an dem
    gebrochenen Handgelenk. Sie wollte noch nicht wieder an die schreckliche Szene am Fluß erinnert werden. Sie durfte gar nicht daran denken, daß Peter nicht mehr da war.
    »Ich habe Mr. Li begleitet, um es Ihnen zu sagen«, erklärte Malcolm.
    »Um mir was zu sagen?« fragte sie. Ein Seitenblick auf Mr. Li verriet ihr, daß er völlig aus dem Gleichgewicht geraten war. Er sah verwirrt und beunruhigt aus.
    »Die Polizei will Sie verhören«, berichtete Malcolm. »Die Tatsache, daß Sie starke Schmerzen haben und noch unter Schockwirkung stehen, scheint hier niemanden zu stören.
    Die Polizei besteht darauf, Sie sofort zu vernehmen.«
    »Ja«, sagte sie nur. Kein Wunder, dachte sie. »Malcolm, Sie sehen aber auch nicht besonders gut aus.«
    Er verzog das Gesicht. »Was passiert ist, war natürlich für uns alle ein Schock. Dazu kommt noch, daß ich mich allmählich des Verdachts nicht mehr erwehren kann, daß Jennys Rosinen bei uns allen eine durchschlagende Wirkung haben.«
    »Und Peter und Forbes sind tot«, sagte sie. Sie mußte sich das einreden, mußte fest daran glauben, daß auch Peter tot war und nicht nur verschwunden - nicht auf dem Weg zu X und Sheng, sondern ebenfalls tot. »Hat man Peters Leichnam schon gefunden?« fragte sie.
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Malcolm. »Wir haben alle schon unsere Aussagen zu Protokoll gegeben, aber uns hat keiner was gesagt.« Mr. Li murmelte etwas vor sich hin. Da fügte Malcolm hinzu: »Ach ja, wir sollen mit niemandem darüber sprechen. Das habe ich der Polizei auch zugesagt, wir alle haben das getan. Sie sind die einzige, die der Polizei verraten kann, was wirklich passiert ist.«
    Mrs. Pollifax fragte sich, wie spät es wohl sein mochte und wie viele Stunden vergangen waren, seitdem sie auf die Berge zugestolpert war, den Kasachen in die Arme. Sie erinnerte sich noch dunkel daran, daß die Männer sie hinter einen der Kasachen aufs Pferd gehoben hatten und mit ihr zu der langgestreckten Wiese zurückgeritten waren. Dort hatten sie sie bei Mr. Li abgeliefert, und sie war in den Bus gebettet worden.
    Es war ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen, bis Mr. Li endlich mit den anderen erschien. Er hatte ihnen in wohlgesetzten Worten erklärt, sie müßten sofort nach Urumchi

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