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in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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zurück, es habe einen schrecklichen Unfall gegeben. Mr. Fox und Mr. Forbes seien beide tot. Sie erinnerte sich noch daran, daß Jenny laut geschrien und einen hysterischen Anfall gehabt hatte. Sie hatte erst aufgehört zu schreien, als Malcolm sie ins Gesicht schlug.
    Dann hatte Iris das Handgelenk vorsichtig untersucht und ihr zwei Aspirin gegeben und eine Flasche warmes Bier, mit dem sie sie hinunterspülen konnte. Mr. Li hatte allen verboten zu sprechen. Nachdem die anderen am Hotel abgesetzt worden waren, war sie in einer grauen Shanghai-Limousine mit Gardinchen an den Fenstern ins Krankenhaus gefahren worden, und jetzt war sie in einer grauen Limousine unterwegs zur Polizei.
    Das konnte nicht derselbe Wagen sein, sagte sie sich; denn bei dem anderen Wagen war ihr ein Zigarettenloch im Sitzpolster aufgefallen. Entweder war das Loch in der einen Stunde ausgebessert worden, die sie im Krankenhaus gewesen war, oder das war ein ganz anderer Wagen. Sie fragte sich, warum sie das so wichtig nahm. Aber im Augenblick erschienen ihr selbst die nebensächlichsten Dinge wichtig. Während sie sich darüber Gedanken machte, kam sie wenigstens nicht dazu, Angst vor dem Verhör zu haben.
    Jetzt ist der entscheidende Moment für mich gekommen, dachte sie, noch immer wie betäubt.
    Peter hatte das schon durchgestanden und seine Schuldigkeit getan. Jetzt war die Reihe an ihr. Deshalb hatte Bishop solche Angst um sie gehabt. Doch niemand hatte wissen können, daß sie sich das Handgelenk brechen würde und sich bei dem Verhör, das ihr nun blühte, in einem seltsamen Schwebezustand befand.
    Sie wurde wieder einmal in einen spartanisch eingerichteten Raum geschoben. Das Mobiliar bestand aus einem Tisch und ein paar Klappstühlen. An den kahlen Wänden hingen nur Fotos von Lenin, Tschu Enlai und Mao. Dieser Raum glich den vielen anderen Räumen, in denen sie in China schon gesessen hatte. Mit dem Unterschied, daß ihr hier kein Tee serviert und kein Vortrag gehalten werden würde. Am Tisch saß ein unglaublich junger Mann. Am
    Fenster stand ein älterer Mann, der ihr den Rücken zuwandte und hinaussah. Er trug eine dunkelgraue Mao-Uniform, der junge Mann dagegen, der ihr gegenübersaß, trug eine
    khakifarbene Uniform und hatte zwei Taschen in seiner Uniformjacke. Ihr fiel wieder ein, daß Peter ihr erklärt hatte, den Rang könne man nur an den Taschen erkennen. Peter hatte ihr das erklärt... Bei dem Gedanken an Peter stiegen ihr sofort Tränen in die Augen. Sie unternahm nichts dagegen. Sollten sie die Tränen ruhig sehen, dachte sie. Sie erschienen ihr ganz angemessen - Ironie des Schicksals -, wenn die beiden Männer auch den wahren Grund dafür nicht ahnten.
    Sie sah Mr. Li an, der sich so weit wie möglich von ihr weggesetzt hatte, als wolle er sich gänzlich von ihr distanzieren.
    Er war totenbleich und sah ganz elend aus. Wahrscheinlich war er tüchtig ins Gebet genommen worden, und man hatte ihm schwere Vorwürfe gemacht. So erschöpft sie auch war, sie würde auch um seine Zukunft kämpfen müssen.
    Der Mann, der sie verhören würde, ließ sie warten und blätterte in seinen Unterlagen herum.
    Dieser junge Mann hatte im Gegensatz zu Mr. Li ein langes schmales Gesicht. Das
    Schlimmste bei alledem war, daß die Suchtrupps Peter, X und Sheng vielleicht schon längst gefunden hatten, entweder in dem Unterschlupf oder in der Nähe. Dann wüßten das die beiden Männer, die sie vernehmen würden. Ganz sicher suchte man schon fieberhaft nach Peters Leichnam. War der Fluß so tief, daß er einen leblosen Körper nicht wieder freigeben würde?
    Peter konnte sich ja auch verrechnet haben. Wenn sie keine Leiche fanden, würden sie vielleicht an seinem Tode zweifeln.
    Wann würden sie in diesem Fall damit beginnen, anstatt im Fluß im Gebirge nach ihm zu suchen?
    Wußten sie bereits Bescheid, würden sie an jedem Wort von ihr erkennen, daß sie log? Auf Spione legte man in China keinen Wert. Chinesische Gefängnisse... ach, Cyrus, dachte sie ermattet. Wenn sie doch nicht so entsetzlich müde wäre! Es wäre ihr lieber gewesen, wenn das gebrochen Handgelenk sehr geschmerzt hätte. Dann hätten die Schmerzen sie wenigstens wachgehalten. Dieser merkwürdig dumpfe Schmerz machte ihr durch sein beständiges
    Rumoren sehr viel mehr zu schaffen. Sie konnte sich vor Erschöpfung kaum mehr aufrecht halten. Die Luft im Raum war stickig, und der Schock kam noch hinzu. ›So darf ich erst gar nicht denken‹, rief sie sich zur Ordnung. ›Dann

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