In dein Herz geschrieben
wahrscheinlich sechzig, verheiratet und Mutter von zehn Kindern. Aber etwas sagte Cassandra, dass eine Frau, die in einem so hübschen Haus ohne Kinderwagenrampe, Schaukel oder Fahrräder im Garten lebte, wahrscheinlich nicht alt war und auch keinen Ehemann und keine Kinder hatte.
»Und wie hat sie es geschafft, dich vom Sofa hochzubekommen?«
»Was? Oh, sie hat einfach nur mit mir geredet, denke ich. Sie ist gleich am ersten Abend herübergekommen, als ich beim Essen saß. Ich habe ein neues Rezept ausprobiert. Spaghetti carbonara. Du wirst begeistert sein. Es schmeckt wie normale Spaghetti, nur eben mit Eiern und Sahne. Jedenfalls hatte ich jede Menge gekocht, also ist sie hiergeblieben und hat mitgegessen.«
Cassandra machte einen tiefen Atemzug durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Entspann dich, ermahnte sie sich, lass es gut sein, doch sie konnte nicht. »Und was macht Hazels Mann?« Da. Sie hatte die Frage beiläufig gestellt, als interessiere sie die Antwort überhaupt nicht.
»Sie ist frisch geschieden. Ich glaube, ihr Ex ist Mechaniker oder so etwas.«
Eine geschiedene Frau. Gütiger Gott! Schlimmer, als sie befürchtet hatte.
Als sie zum Haus zurückgingen, ließ sie seine Hand los und sorgte für ein wenig Abstand zwischen ihnen. Sie war selbst schuld, dass sie jetzt nicht verheiratet waren, also hatte sie überhaupt kein Recht, eifersüchtig zu sein. Trotzdem verspürte
sie das übermächtige Bedürfnis, zu Hazels Haus hinüberzumarschieren und ein paar Fensterscheiben einzuschlagen. Und dann würde sie dasselbe bei Dennis’ Haus tun, nur weil er so ein verdammter Kerl war.
Schließlich standen sie vor dem Haus. Cassandra wollte gehen, doch Dennis bestand darauf, dass sie sich auf die Veranda setzten und noch ein wenig plauderten. Wurde dieser Mann es denn nie leid, zu reden? Okay, eine Viertelstunde, und dann würde sie ihn bitten, sie nach Hause zu bringen.
Er musste ihre Ungeduld gespürt haben, denn kaum hatten sie sich hingesetzt, fing er an. »Hör zu, ich weiß, dass du noch nicht so weit bist, eine Entscheidung zu uns beiden zu treffen. Das verstehe ich inzwischen. Aber neulich abends, na ja, ich weiß, du hast gesagt, da sei nichts, aber, Cassandra, für mich hat es so ausgesehen, als wäre da etwas. Kein Grund, gleich sauer zu werden, ich sage es ja nur. Jedenfalls, die Tatsache, dass ich nicht hier war, hat mich, na ja, in gewisser Weise aus der Bahn geschmissen, verstehst du? Aber wenn ich den Sommer über hier bin, kann ich zumindest … ach, keine Ahnung.«
»Deinen Besitz im Auge behalten?« Cassandra stand so abrupt auf, dass der Schaukelstuhl gegen die Hauswand knallte. »Ich möchte nach Hause. Jetzt sofort.«
Dennis sprang auf und trat vor sie. »Nein, hör zu. Ich bin nicht hierhergekommen, um dir nachzuschnüffeln. Ich bin hergekommen, weil wir heiraten wollten, und jetzt sind wir nicht verheiratet, und ich verstehe nicht, wieso.«
Wie oft musste sie ihm das noch sagen? Immer musste er sie bedrängen, nie konnte er warten und den Dingen ihren Lauf lassen. »Dennis, wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen.« Sie trat in die Verandaecke, kehrte ihm den Rücken zu und blickte über die Straße.
Er seufzte. Der Schaukelstuhl knarrte, als er sich wieder setzte. »Wenn du mich doch nur ausreden lassen würdest. Ich
bin nicht hier, um dir nachzuspionieren oder dich unter Druck zu setzen, Cassandra, sondern weil ich dir den Hof machen möchte.«
Den Hof machen? Er wollte ihr den Hof machen? Sie wandte sich zu ihm um. »Haben wir das nicht längst hinter uns?«
»Stimmt«, entgegnete er mit einem Lächeln. »Aber inzwischen läuft hier ein völlig neues Spiel. Ein neues Spiel, ein neues Feld.«
Zuerst Geschichte, dann Sport. Seit wann verstand er davon überhaupt etwas? Doch er sah so nett aus, als er es sagte, so ernsthaft. »Dennis, worüber reden wir hier genau?« Er musste sich all das im Vorfeld überlegt haben, denn die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
»Über ein festes Date. Einmal pro Woche. Das ist alles, worum ich dich bitte, Cassandra. Um einen Abend in der Woche. Du bestimmst den Tag, und ich kümmere mich um den Rest. Was sagst du?«
»Einmal pro Woche? Und was tust du die restliche Zeit? Herumsitzen und Däumchen drehen?«
»Schatz, du bist nicht die Einzige, die seit der Highschool ununterbrochen viel gearbeitet hat. Ich möchte wissen, wie es sich anfühlt, zur Abwechslung einmal nichts zu tun. Ausschlafen, lange aufbleiben,
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