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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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seinem Tod hatte sie jede Nacht Huberts Gesicht im Traum gesehen, wie er sie mit weit aufgerissenen Augen durch das Fischernetz hindurch ansah, das an den Seiten seines Boots herunterhing. Doch er hatte sie nur ausgelacht. Wenn die Zeit eines Mannes gekommen sei, könne man nichts dagegen tun, hatte er gesagt.
    Wäre ihr Traum bei Doll klarer gewesen, hätte sie möglicherweise etwas unternehmen können. Doch es war ein dunkler Traum, ohne Gesichter oder Bilder, nur der Tod und das Geräusch von Wellen und eine Stimme, die ihren Namen rief. »Mama!« Danach hatte Doris verstanden. Der Sturm kam aus heiterem Himmel, ließ die Welt dunkel werden, der Wind heulte, der Regen peitschte, und das Meer, dieses elende alte Miststück, nahm ihr das Boot und ihr Kind.
    Reiß dich zusammen, Doris, dachte sie bei sich und schüttelte den Kopf, um die Gedanken daran zu hindern, sich wie Blutegel in ihrem Bewusstsein festzusaugen. Sie knipste das
Licht an und griff nach dem Buch auf ihrem Nachttisch. Als Kind hatte sie nie viel gelesen, sondern sich lieber draußen aufgehalten, und später war sie zu beschäftigt mit ihrer Familie gewesen. Aber nach Hubert - in all den schlaflosen Nächten in einem Bett ohne ihn - und dann Doll waren Bücher ihre Rettung gewesen, die Worte wie Brotkrumen, die verhinderten, dass sie sich im dunklen Wald verirrte.
    Die Bibliothekarin hatte gesagt, Überredung sei eine Romanze, was bei dieser altmodischen Sprache jedoch schwer zu sagen war. Sie wusste, dass sie es um Annie Lauries willen lesen musste, doch sie konnte sich einfach nicht dazu durchringen. Sie zog die Nachttischschublade auf und nahm ein Taschenbuch heraus. Ehe sie die Schutzhülle darum gab, betrachtete sie den Buchumschlag. Dieser hier war nicht so schlimm wie andere. Die mit den halb nackten Männern und den Frauen, die sich ständig und überall herumwälzten. Nein, dieser hier war nett und unschuldig, eben für einen Regency-Roman, in dem alle ihre Kleider anbehielten, zumindest auf dem Umschlag. Sie rutschte ein Stück tiefer im Bett, las noch einmal die Zusammenfassung auf der Rückseite, ehe sie den Umschlag darum gab und die erste Seite aufschlug.
    Sie schaffte es gerade bis zur zweiten Seite, als sie ein lautes Motorengeräusch auf der Straße hörte. Als das Fahrzeug in die Auffahrt bog, schlug Doris die Decke zurück, setzte sich auf die Bettkante und machte das Licht aus. Wer auch immer gekommen sein mochte, sie wollte nicht am Fenster gesehen werden.
    Cassandra saß hinter Dennis, die Arme um seine Taille geschlungen und den Kopf an seinen Rücken gelegt. Sie hätte noch eine Ewigkeit so weiterfahren können. Das Motorgeräusch, das Vibrieren der Harley und die Wärme von Dennis’ Körper lullten sie ein und versetzten sie in einen Zustand tiefer Entspannung. Es war ein Wunder, dass sie nicht vom Motorrad fiel. Der ganze Abend - das Essen, das er gekocht
hatte, der Spaziergang und der Film, den sie sich angesehen hatten - war so gewesen: friedlich, entspannend, genauso wie die letzten Wochen. Ihre Tage verbrachte sie bei der Arbeit, die Abende mit May, Walton, Doris und Annie Laurie, wann immer sie Lust dazu hatte. Sie spielten Rummikub, sahen fern oder saßen auf der Veranda und unterhielten sich. »Genau. Friedlich«, sagte eine Stimme in ihrem Hinterkopf, »friedlich und langweilig.«
    Als Dennis das Tempo drosselte und in Mays Auffahrt bog, hob Cassandra den Kopf und sah nach vorn. Ihr Wagen und Waltons Laster waren die einzigen Fahrzeuge. Bestimmt blieb Hector nicht so lange mit Annie Laurie weg, schließlich war es fast Mitternacht. Nein, wenn Annie Laurie noch unterwegs wäre, hätte May ein Licht im Haus brennen lassen. Hector musste sie nach Hause gebracht und dann wieder gegangen sein. Mit einem Mal spürte sie Verärgerung in sich aufsteigen. Eine Woche lang war er fort gewesen, und gleich am ersten Abend nach seiner Rückkehr musste er wieder unterwegs sein. Wahrscheinlich bei seiner Freundin. Die, die Chester irgendwann erwähnt hatte. Tja, nicht ihre Sache. Sie hatte ihr eigenes Süppchen, das es zu kochen galt.
    Als Dennis den Motor abschaltete, füllten augenblicklich das Zirpen der Grillen und Zikaden und das Quaken der Frösche die nächtliche Stille. Cassandra kuschelte sich enger an ihn. Sie konnte nicht leugnen, dass sie den neuen Dennis mochte. Er schien mit einem Mal viel lässiger zu sein, jünger. Und Annie Laurie hatte recht, er war ein attraktiver Typ. Manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie

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