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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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Arbeitserlaubnis bekam. Aber sie waren in derselben Klasse. Vielleicht war er wegen einer Rechtschreibschwäche oder so etwas später eingeschult worden. Es gab so vieles, das sie über ihn erfahren wollte, und sie fragte sich, ob ihre Geburtstagsparty vielleicht der passende Anlass dafür sein könnte. Andererseits sollte sie vielleicht auch noch warten, bis sie ein wenig Zeit miteinander verbracht hatten, bevor sie ihm so persönliche Fragen stellte. Vielleicht würde er ja nach der Party anfangen, sie immer wieder anzurufen. Manchmal war es einfacher, Fragen am Telefon zu stellen.
Oder in einem Brief. Wie die Botschaften in der ersten Klasse. »Ich mag dich. Magst du mich auch? Bitte kreuze Ja oder Nein an.«
    Im Grunde lief es heute ganz genauso, nur dass die Frage nicht mit einer Botschaft gestellt wurde, sondern man es Freunde übernehmen ließ. »Sie mag dich. Magst du sie auch? Ja oder Nein?« Das konnte heikel sein, aber wenigstens existierte am Ende kein schriftlicher Beweis, so dass man sich nicht blamiert hatte. Stattdessen waren es nur dahingesprochene Worte. Aussage gegen Aussage.
    Sie machten am Dock neben dem Laden fest, und Annie Laurie folgte Walton in den Laden, wo es kühl und dunkel war. Noch war nichts von Jim zu sehen. Normalerweise ging sie im Laden herum, sah sich alles an, nicht, weil es irgendetwas Neues zu entdecken gäbe, sondern um Hallo zu sagen. Sie liebte die knarrenden Bodendielen, die Grillenkäfige im hinteren Teil, das Regal mit den verstaubten Souvenirs aus Muscheln, die Reihen voller Haken und Köder. Aber dafür war sie jetzt zu nervös. Sie ließ sich eine Coke geben und setzte sich auf einen Korb neben der Kühltruhe. Wahrscheinlich war Jim irgendwo hinten. Wenn sie ihre Coke ausgetrunken hatte, würde sie zur Ladentheke gehen und warten.
    Manche Mädchen erzählten von Schmetterlingen im Bauch, wenn sie in der Nähe eines Jungen waren, den sie mochten, aber Annie Laurie verspürte bei der Aussicht, Jim gleich gegenüberzustehen, eher so etwas wie Übelkeit. Sie hatte auch schon früher Jungs gemocht, hatte sie nett oder lustig gefunden, aber so hatte es sich noch nie angefühlt. Jim löste das Bedürfnis in ihr aus, sich zu übergeben, und zugleich würde sie am liebsten seine Hand halten. Sie verstand das nicht. Bisher hatten sie höchstens ein- oder zweimal im Jahr miteinander geredet, aber seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte, wusste sie, dass er anders war. Es lag nicht daran, dass er etwas größer war als die anderen Jungs. Vielleicht waren es seine Augen.
Sie erinnerten sie an Lumpy, vor allem, als der ein Welpe war und ihr Daddy ihn mitbrachte, kurz nachdem ihre Mutter weggegangen war.
    Lumpy lebte immer noch in Ocracoke, weil ihre Oma sagte, May hasse Hunde. Einmal hatte sie May gefragt, ob sie alle Hunde hasse, und May hatte geantwortet: »Wovon redest du, Schatz?« Es war nicht das erste Mal, dass Oma sie belog. Sie sagte ihr auch nicht die Wahrheit darüber, weshalb ihre Mutter fortgegangen war, sondern behauptete, es sei, weil sie das Leben auf einer Insel nicht ertragen könne, die so weit von der Großstadt entfernt sei, wo sie aufgewachsen war. Aber Annie Laurie kannte auch so den Grund, warum ihre Mutter fort war. Einmal, als ihre Eltern sich gestritten hatten, war sie aufgewacht und hatte sich vor dem Wohnzimmer versteckt. Ihre Mama hatte gesagt, sie sei nicht der mütterliche Typ, und er wisse das doch, weshalb überrasche es ihn dann so, dass sie gehen wolle.
    Nach dem letzten Schluck Coke ließ sie die Flasche sinken. Da kam Jim aus dem rückwärtigen Teil des Ladens, und Annie Laurie verschluckte sich beinahe. Er hob eine Hand, um ihr zuzuwinken, lächelte jedoch nicht. War er sauer wegen neulich, als sie ihn angeschrien hatte, weil er an ihrem Geheimort gewesen war? In Wahrheit war sie gar nicht wütend auf ihn gewesen, sondern nur überrascht.
    Walton plauderte noch immer mit Mr. Williams, also schlenderte sie zur Ladentheke hinüber und lehnte sich dagegen. Jim hängte Köder an Haken an der Wand und sah über die Schulter herüber, als sie sich räusperte. Ihre Hände zitterten, als sie die Einladung auf die Theke legte und ihm zuschob. Er musterte zuerst die Einladung, dann sie. Annie Laurie hielt es keine Sekunde länger aus. Sie machte auf dem Absatz kehrt, stürzte hinaus, sprang ins Boot, kniete sich hin und hängte sich über die Reling, für den Fall, dass sie sich übergeben musste. Los, mach schon, Walton, betete sie, aus
Angst, Jim

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