In dein Herz geschrieben
geholfen, die Stücke zurechtzuschneiden, und zugesehen, wie sie aus den Stoffquadraten etwas so Schönes entstehen ließ. Daran hatte sie seit Jahren nicht mehr gedacht.
»Dieser Dennis«, sagte Hazel, worauf Cassandra sich augenblicklich wieder versteifte, »ist ein netter Kerl.«
»Finde ich auch.«
»Sie beide geben ein hübsches Paar ab. Ich kann mir Sie gut vorstellen, verstehen Sie, was ich meine? Sie beide zusammen.«
»Danke.« Worauf um alles in der Welt lief diese Unterhaltung hinaus?
»Mein Ex-Mann, Terry, und ich haben nie zusammengepasst. Aber damals habe ich an dieses alte Sprichwort geglaubt, dass Gegensätze sich anziehen. Können Sie sich das vorstellen? Ich habe auf die harte Tour herausgefunden, dass sie sich durchaus anziehen mögen, dass das aber noch lange nicht heißt, dass sie auch zusammenleben sollten.«
»Wie lange sind Sie schon geschieden?«
Hazel blickte nachdenklich zur Decke. »Etwa drei Monate.«
»Und wie lange waren Sie verheiratet?«
»Zwei Jahre, was ein Jahr und dreihundertvierundsechzig Tage zu lange war.« Sie lachte. »Ich habe beschlossen, eine
kleine Männerpause einzulegen.« Sie sah Cassandra mit hochgezogenen Brauen an. »Sie verstehen, was ich meine, ja?«
Cassandra nickte automatisch, ehe ihr dämmerte, was Hazel meinte - dass Dennis nicht auf ihrer Liste stand.
Hazel legte die Decke in den Schoß und begann zu schaukeln, während sie den Blick wieder nach oben richtete. »Es gibt so schrecklich viele Dinge, die ich wegen Männern verpasst habe.«
Ihre Stühle knarzten in einem tröstlichen Rhythmus auf den Verandadielen. »Was denn zum Beispiel?«, fragte Cassandra und registrierte zum ersten Mal, dass die Verandadecke hellblau gestrichen war. Derselbe Farbton wie ihre Veranda zu Hause.
»Tja, das Nähen solcher Decken zum Beispiel. Und Angeln, Zeit mit meiner Familie verbringen, essen gehen. Alles, was ich gerne tue, nur er nicht. Mein ganzes Erwachsenenleben habe ich damit zugebracht, Männern nachzulaufen - Ehemännern, dazwischen Freunden. Mein Lieblingswort mit zehn Buchstaben war »der Nächste«! Aber jetzt ist Ich-Zeit, und ich habe verdammt großen Spaß dabei, entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise.«
Cassandra lachte. Ich-Zeit. Dieses Wort kam ihr bekannt vor, vielleicht hatte sie es irgendwo aufgeschnappt. Wahrscheinlich stammte es aus dem Mund einer jungen Frau mit Mann und Kindern, die nicht wusste, dass zu viel Zeit für einen selbst ebenso unangenehm sein konnte wie zu wenig.
»Verstehen Sie mich nicht falsch«, fuhr Hazel fort, »manchmal juckt es mich immer noch, aber ich kann das Risiko im Moment nicht eingehen. Ich kenne Frauen, die einen Mann benutzen können, damit das Jucken aufhört, und dann fertig mit ihm sind. Aber ich nicht. Es ist, als wenn man aufhört zu rauchen. Manche können trotzdem noch eine Zigarette am Tag rauchen und mehr nicht, aber ich würde sofort wieder die ganze Schachtel aufbrauchen.«
Es trieb Cassandra die Röte ins Gesicht, eine praktisch wildfremde Frau über solche Dinge reden zu hören, aber gleichzeitig war es nett, jemandem zuzuhören, der so aufrichtig war. Hatte sie dieses Jucken nicht auch verspürt? Normalerweise aß sie etwas und sah fern, bis es verging. Vielleicht sollte sie Mays Ratschlag annehmen - wenn dich die Gelüste packen, nimm lieber deinen Mann anstelle deines Tellers. Obwohl es bei May in puncto Gewicht auch nicht geholfen hatte. Sie fragte sich, ob Hazel jetzt fett werden würde.
»Interessieren Sie sich fürs Nähen von diesen Decken?«, fragte Hazel. Bevor Cassandra antworten konnte, fuhr Hazel fort: »Ich frage nur, weil ich in einem Nähzirkel bin. Wir treffen uns einmal im Monat, sitzen den ganzen Tag da, nähen unsere Sachen und quasseln.«
»Ich wollte es schon immer lernen.«
»Tja, dann sollten Sie unbedingt kommen. Es ist gar nicht wichtig, ob Sie es können. Wir bringen es Ihnen schon bei. Es sind nur ich, meine Cousine Nicky, meine Tante Debbie, meine Schwägerin Amy, meine Nichte Kathy und drei, vier andere.«
Großer Gott, dachte Cassandra, sie ist tatsächlich mit der halben Stadt verwandt. »Und was braucht man dafür?«
»Kein Problem. Es sind immer zwei oder drei da, die Stoffe zum Tauschen mitbringen. Sie können sich etwas ausborgen, bis Sie eigene Sachen haben. Überlegen Sie es sich, und sagen Sie Bescheid. Das nächste Treffen findet erst in anderthalb Wochen statt.« Hazel stand auf und klemmte sich den Rahmen unter den Arm. »Da Sie ja jetzt hier
Weitere Kostenlose Bücher