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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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dass ich mir nicht sicher war, wer gewinnen würde, du oder der Fisch. Aber als ich zu dir gesagt habe, dass er eine hübsche Mahlzeit abgeben würde, hast du angefangen zu schreien. Ich wusste nicht, dass wir ihn essen würden, hast du gebrüllt, also mussten wir ihn wieder ins Wasser werfen.«
    Annie Laurie lachte. »Das hätte ich wirklich gern gesehen.«
    »Ich auch.«
    Cassandras Kopf fuhr beim Klang der Stimme herum. Hector stand mit einer Angel und einem Eimer in der Hand hinter ihr. Sie warf Annie Laurie einen vernichtenden Blick zu, die jedoch um Walton herumgetreten war und es nicht wagte, ihr in die Augen zu sehen. Dich kriege ich noch, Schätzchen, dachte sie.
    Walton zeigte ihr, wie sie die Angel auswerfen musste, und sie war so erleichtert, als es ihr gelang, die Leine ins Wasser zu befördern, ohne dass sich der Haken im Haar eines der Anwesenden verfing, dass sie ihre Nervosität über Hectors Anwesenheit beinahe vergaß. Auch er hatte seine Angel ausgeworfen, stand ein paar Meter neben ihr und schaute aufs Wasser hinaus.
    Cassandra sog die herrlichen Rosa- und Orangetöne der untergehenden Sonne in sich auf, die Art und Weise, wie sich die Unterseite der Wolken verfärbten. Es sah aus, als befände sich ein eigener Kontinent aus Wolken dort oben, mit kleinen
Ozeanen aus blauem Himmel darum. Sie seufzte. »Hübsch, was?«, bemerkte Walton neben ihr.
    »Was?«
    Walton deutete zum Himmel. »Das andere Land da oben. Sieht es nicht aus wie ein Ort, den man besuchen kann, oder?« Er zwinkerte Cassandra zu, die das Gefühl hatte, als sei dies nicht das erste Mal, dass sie ihn diese Worte sagen hörte. Es fühlte sich an, als könne sich ein Teil von ihr daran erinnern. Sie sehnte sich so sehr nach dieser Erinnerung, wollte sich so gern an sich selbst erinnern, wie sie als kleines Mädchen hier gestanden hatte, mitten unter Menschen, die sie liebte, mit dem Meer, das sich vor ihr ausbreitete - alles war genau so, wie es sein sollte. Es war zu viel. Sie vermisste sie so sehr - ihre Mutter, ihren Vater, das Mädchen in ihr. Walton legte ihr den Arm um die Schultern, und sie lächelte zu ihm auf, ehe sie den Kopf an seine Schulter sinken ließ. Es fühlte sich so gut an, sich an jemanden anzulehnen, nur für eine Minute.
    »Was ist los?«, fragte Annie Laurie und sah zuerst Cassandra, dann Walton an.
    »Nichts«, antwortete Cassandra und schniefte. Sie wandte sich ab und blinzelte, während sie so tat, als konzentriere sie sich auf ihre Angel. Mit einem Mal überkam sie tiefe Müdigkeit, und sie fragte sich, wie sie von hier verschwinden könnte, ohne zu riskieren, dass sie großes Aufheben darum machten. Gerade als sie sich eine Ausrede überlegt hatte, spürte sie ein Zerren an der Angelschnur, und gleich danach ein weiteres.
    »Es hat einer angebissen«, quiekte Annie Laurie.
    »Was soll ich jetzt machen? Was soll ich jetzt nur machen?« Ihr erster Impuls war, die Angelrute loszulassen, doch sie hielt sie fest und sah sich hektisch um, zuerst zu Walton, dann zu Annie Laurie und schließlich zu Hector, während sie plötzlich ein Energieschub erfasste.
    Hector trat neben sie und sah zu der Stelle, wo die Angelleine
im Wasser verschwand. »Es hat tatsächlich einer angebissen«, stellte er fest. Cassandra machte Anstalten, ihm die Angel zu übergeben, doch er hob die Hände. »Oh, nein, Ma’am, der gehört allein dir.«
    Aus irgendeinem Grund musste sie an Dennis denken. Wäre er jetzt hier, würde er ihr die Angel aus der Hand nehmen und sie einholen, während sie zusah. Mit einem Mal war sie froh, dass er nicht hier war. Sie wollte es allein schaffen. Dort unten war tatsächlich etwas. Etwas, das darum rang, sich zu befreien.
    »Einfach weiter die Schnur einholen«, wies Hector sie an. »Langsam und gleichmäßig. Du willst ihn doch nicht zu schnell vom Haken lassen. Lass ihn ruhig noch eine Weile zappeln.«
    Nach ein paar Minuten durchbrach etwas die Wasseroberfläche und verschwand gleich darauf wieder.
    »Wow«, meinte Hector.
    Annie Laurie sprang aufgeregt herum. »Was ist es, Daddy, was ist es?«
    »Sieht aus wie eine spanische Makrele«, meinte Walton.
    »Ich glaube, es ist eine Königsmakrele«, sagte Hector.
    Cassandra versuchte sich zu erinnern, wie sie aussahen, doch es gab so viele verschiedene, dass sie sich die einzelnen Arten nicht merken konnte. Sie würde sich das Poster auf der Toilette noch einmal genauer ansehen. Allmählich wurden ihre Arme lahm, aber jetzt würde sie auf keinen Fall

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