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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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ihre Hüften schwappten, dachte sie an den Golfstrom, diesen warmen, mächtigen Strom, der nordwärts zog, nach Hause, zu Alastair.

35
    Cassandra fiel um ein Haar rückwärts die Treppe hinunter, als die Verandabeleuchtung anging und May die Fliegentür öffnete. »Wer ist da?«, rief May.
    »Ich bin’s«, antwortete Cassandra. »Mach die Tür bitte zu, damit wir hochkommen können.«
    »Wer ist wir?« May ließ die Fliegentür zufallen und taxierte sie durch das Gitter.
    Kam sie denn nicht auf die Idee, herauszukommen und zu helfen?, dachte Cassandra. Sie streckte die Hand nach dem Türknauf aus, erstarrte jedoch, als sie Mays Stimme hörte. »Oh, nein, auf keinen Fall. Du wirst diese Frau nicht in mein Haus bringen.«
    Großer Gott, dachte Cassandra. Als hätte sie nicht schon mit einer alten Frau alle Hände voll zu tun, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. »Wovon redest du da?« Ihr rechter Arm fühlte sich an, als ziehe ihn jemand bis zum Anschlag aus der Gelenkpfanne, als sie versuchte, die alte Frau festzuhalten. Sie war nicht bewusstlos, deshalb verstand Cassandra nicht, dass sie die ganze Zeit mit ihrem vollen Gewicht gegen sie sackte. Vielleicht war sie ja betrunken oder hatte Medikamente genommen.
    »Ich weiß ja nicht, wo du sie gefunden hast, aber du kannst sie gleich wieder dorthin zurückbringen. Und ihren kleinen Hund auch.«
    Den Hund hatte Cassandra völlig vergessen. Hätte er nicht so laut gebellt, wäre die alte Dame mittlerweile Fischfutter. Sie öffnete die Tür, worauf der Hund hineinlief und um ihre Beine herumsprang. »Tante May, ich weiß nicht, wo das Problem
liegt, aber ich bringe sie jetzt rein. Siehst du denn nicht, dass sie Hilfe braucht?«
    Sie sah Doris an der Spüle stehen, als sie eintrat. Diese Frau stand immer nur da und beobachtete alles. Sie starrten sich kurz an, ehe Cassandra der alten Dame half, sich an den Tisch zu setzen. Mittlerweile war sie wie erstarrt - ganz anders als Cassandra sie aus dem Wasser gezogen und über den Strand geschleift hatte. Vielleicht hätte sie lieber einen Krankenwagen rufen sollen. Sie sah zu Doris und May hinüber, die sie anschauten, als hätten sie ein Gespenst gesehen.
    »Ich habe dir doch gesagt, ich will sie nicht im Haus haben.« May musterte die Frau, als könnte sie sie mittels Willenskraft verschwinden lassen.
    Cassandra zog sich den Halsausschnitt ihres T-Shirts übers Kinn und wischte sich den Schweiß ab, der ihr über die Schläfen rann, ehe sie tief Luft holte und ihn mit einem Puuhhh wieder entweichen ließ. Die Frau saß zusammengesunken auf dem Küchenstuhl, als versuche sie, sich in sich selbst zurückzuziehen. Das arme Ding! Wie konnte May beim Anblick einer so jämmerlichen Gestalt auch nur daran denken, sie fortzuschicken?
    »Hast du mich verstanden?« May bedachte Cassandra mit einem finsteren Blick.
    Wenn Blicke töten könnten, würde ich jetzt blutend am Boden liegen, dachte Cassandra und trat ans Spülbecken, um ihr nasses T-Shirt auszuwringen. »Was hast du denn gegen sie?«, fragte sie. »Du kennst sie ja nicht mal.«
    »Ha!«, stieß May verächtlich hervor. »Das ist diese hochnäsige alte Schildkrötenhasserin, die dafür gesorgt hat, dass wir neulich Abend im Gefängnis gelandet sind. Mrs. Evelyn Superwichtig Lundy.«
    Cassandra wandte sich um und betrachtete die alte Frau die pudelnass vor ihr stand. Um ihre Füße hatte sich eine Pfütze auf dem Linoleum gebildet. Das war also Evelyn Lundy,
die reiche und mächtige Frau, die gern Anzeige gegen andere erstattete und sie dann gnädigerweise wieder fallen ließ. Die Frau, die ganz allein in diesem riesigen alten Haus lebte und Annie Laurie Tee aus einer echten Silberkanne anbot. »Bist du sicher?«
    May bedachte sie mit einem abfälligen Blick. »Ich schätze, ich erkenne eine Todfeindin wieder, wenn ich eine vor mir habe.«
    Cassandra hatte alle Mühe, nicht in Lachen auszubrechen. Todfeindin. Was für eine Drama-Queen. Feindin hin oder her, diese Frau steckte in Schwierigkeiten, und es sah ganz so aus, als wären sie die Einzigen, die ihr helfen konnten. »Meinst du, wir sollten einen Krankenwagen rufen? Vielleicht hat sie eine Überdosis geschluckt oder so was.«
    »Nimm sie mit, wenn du den Müll rausbringst«, ätzte May.
    »May, gütiger Himmel«, schaltete sich Doris ein und wandte sich an Cassandra. »Ich rufe einen, und dann trocknen wir sie ab und stecken sie ins Bett. Sie fällt gleich vom Stuhl.« Sie trat zum Telefon und wählte den

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