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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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in den Sinn kam, wenn sie das Wort Zuhause hörte. Nein, das konnte nicht sein. Ihr Zuhause lag dreihundert Meilen westlich von hier.

34
    Evelyn legte den Telefonhörer auf die Gabel zurück. Was für eine Veränderung fünf Minuten in einem Leben doch bewirken konnten. Hochzeiten konnten stattfinden, Kinder konnten zur Welt kommen, der Tod konnte eintreten - all das in nicht einmal fünf Minuten. Nur ein kurzer Moment. Vier kleine Worte.
    Alastair war gestorben. Alastair war tot. Seit drei Jahren schon. Drei Jahre, in denen sie geglaubt hatte, er sei am Leben, in denen sie Trost aus diesem Wissen gezogen, sich darauf verlassen hatte, um jeden neuen Tag zu überstehen. Hätte sie es wissen müssen? Die ganze Zeit, seit sie sich innerlich darauf vorbereitet hatte, ihn anzurufen, war er bereits tot gewesen?
    Seine Frau, die dicke Sally, war am Telefon gewesen und hatte es ihr gesagt. Ehe sie ihr in aller Ausführlichkeit von ihren sechs Kindern und den siebzehn Enkelkindern erzählt hatte. Als schere Evelyn sich auch nur einen Pfifferling darum.
    Nein. Das war nicht ihr Alastair. Ihr Alastair hatte nie geheiratet, war nie Vater geworden. Er hatte immer auf sie gewartet, bis zum Schluss. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass er irgendwo auf dieser Insel auf sie wartete. Wäre er tot, hätte sie es gewusst, hätte den Schmerz verspürt, als er von ihr gegangen war, wäre selbst am liebsten gestorben.
    Evelyn fuhr zusammen, als Sugar bellte, beugte sich vor und sah ihm tief in die dunklen Augen. »Diese Augen«, flüsterte sie. »Ich kannte einmal einen Jungen mit denselben schönen warmen Augen.« Der Hund leckte ihr das Gesicht, worauf sie sich zurückzog. »Komm, Zeit, nach draußen zu gehen.
« Sugar sprang um ihre Beine herum, als sie zu den raumhohen Verandatüren ging, sie öffnete und nach draußen trat. Sie streckte die Hand zum Lichtschalter aus, als ihr wieder einfiel, dass die Handwerker noch nicht gekommen waren, um die zersplitterten Glühbirnen zu ersetzen. Diese Verrückte und ihre Schildkröten.
    Sugar war vorausgelaufen, blieb jedoch stehen und bellte wieder. Der Mond spendete ausreichend Licht, um ihm über den mit Planken ausgelegten Weg zum Pavillon zu folgen. Während Sugar die Treppe hinunter zum Strand lief, setzte sie sich und sah zu, wie die Wellen abwechselnd über den Sand hinwegspülten und sich wieder zurückzogen, vor und zurück, vor und zurück. Es war einschläfernd, wie der Rhythmus eines Boots auf offener See.
    Einmal hatte Donald sie zum Hochseefischen mitgenommen, und sie waren den ganzen Golfstrom entlanggefahren. Der Kapitän hatte gemeint, er sei wie eine Autobahn auf dem Meer, der Fische und warmes Wasser und alles andere mit sich befördere, was sich in seine Strömung verirre, und der nach Norden in Richtung Neuengland und weiter zu den britischen Inseln führe. Auf ihre Frage, woher man wisse, wo der Golfstrom anfange, hatte er nur gelacht und gesagt, oh, das würde sie sehr schnell merken. Das Wasser würde blauer aussehen, die Luft sei milder, und die Fische würden einem praktisch von allein ins Boot springen. Donald hatte nur die Augen verdreht. »Das werden wir ja sehen«, hatte er gesagt.
    Der Kapitän hatte nicht gelogen. Das Wasser hatte eine tiefblaue Färbung, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie konnte sich nicht sattsehen an dieser Farbe, an diesem einzigartigen Blau, das sich anfühlte, als dringe es durch ihre Augen bis tief in ihre Seele. Und als sie das Blau betrachtete, bemerkte sie die Fischschwärme, die unmittelbar unter der Wasseroberfläche dahinschossen, auf dem Weg zu einem Ort, von dem Evelyn nichts ahnte. Es war eine vollkommen andere Welt,
in der Menschen keine Rolle spielten, ja, nicht einmal zur Kenntnis genommen wurden. Donald fing an diesem Tag einen Marlin, ließ sich mit ihm fotografieren, ehe er ihn freiließ. Evelyn tat so, als bewundere sie Fisch und Angler, während sie sich in Wahrheit des Gedankens nicht erwehren konnte, was für eine Verschwendung es doch war. Für den Fisch und für Donald. Sie hatte sogar Mitleid mit ihm, weil er nicht einfach die Schönheit der Reise genießen konnte, ohne das Bedürfnis zu verspüren, einen Kampf auszufechten, gegen etwas oder jemanden zu gewinnen. Doch es lag in seinem Naturell, dem Naturell des Mannes - jener Drang, etwas zu erobern.
    Sugar stand am Fuß der Treppe und bellte, worauf Evelyn zu ihm hinunterging. Er folgte ihr zum Wasser, jedoch nicht weiter. Als die Wellen um ihre Knie, dann um

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