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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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aufgeben. Das war es also, was all die Leute aus den Häusern lockte und bewog, hier zu sitzen, zu sitzen und zu sitzen, bei Hitze oder Kälte, im Regen oder bei Sonnenschein, zuzusehen, wie die Angelrute im Wasser trieb und zu warten. Es war genau dieser Augenblick, die Erregung, die einen packte, wenn etwas an der Leine zog, das große Rätsel, was sich am anderen Ende der Angel befinden mochte, die Vorfreude auf etwas Wunderbares.

    »Du machst das sehr gut«, lobte Hector. »Immer schön die Angel hin und her bewegen.«
    Sie lächelte kurz, und der Ausdruck auf seinem Gesicht löste ein so heftiges Ziehen in ihrer Magengegend aus, dass sie für Sekunden den Fisch vergaß. Sie spürte, wie ihr die Wärme ins Gesicht schoss, und wandte eilig den Blick ab. Wieder tauchte der Fisch aus dem Wasser auf, was sie mit begeisterten Rufen quittierten.
    »Es ist eine Königsmakrele«, bestätigte Walton. »Mindestens sieben Kilo.«
    »Ist das gut?«, fragte Cassandra.
    »Tja«, meinte Walton lachend. »Es ist jedenfalls nicht schlecht.«
    Angeln war eine reichlich anstrengende Angelegenheit. Als sie den Fisch endlich aus dem Wasser gezogen hatte, fühlten sich ihre Arme an, als stünden sie in Flammen. Es gelang ihr, die Angel so weit anzuheben, dass Hector den Fisch packen konnte. Er legte ihn aufs Pier, wo er wie von Sinnen auf den Planken herumzuzappeln begann. Cassandra kreischte und sprang zurück, ehe sie Gewissensbisse überkamen. Das arme Tier. Wie konnte sie ihn an Land ziehen, wenn sie doch gar nicht vorhatte, ihn am Ende zu essen? Sie sah Walton an. »Oh, nein, Fräulein, das ist eine Königsmakrele«, sagte er. »Wenn du ihn nicht haben willst, ich schon.« Cassandra sah wieder zum Fisch. Er kämpfte so verzweifelt darum, wieder ins Wasser zurückkehren zu dürfen.
    Hector trat neben sie. »Walton, wenn du diesen Fisch haben willst, solltest du ihn vielleicht lieber wegschaffen.«
    Walton gab ihn in einen Kühleimer, den er gemeinsam mit Annie Laurie zum Laden trug, um ihn wiegen zu lassen. Cassandra wusste, dass sie nur warteten, bis sie außer Sichtweite waren, ehe sie ihn töteten. »Ich glaube, ich möchte heute nicht mehr weiterangeln«, sagte sie.
    Einen Moment lang herrschte verlegene Stille. Cassandra
blickte auf ihre Füße und wünschte sich, sie wäre in ihrem Zimmer. Hector räusperte sich einige Male.
    »Hör zu, Cassandra«, sagte er schließlich. »Ich möchte mich bei dir entschuldigen.«
    Sie blickte ihm ins Gesicht, doch er blickte über ihren Kopf hinweg aufs Meer.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Es tut mir leid, dass ich so hart zu dir war.«
    Erst jetzt sah er sie an, und ihr stockte der Atem. Der Darcy-Blick. Es war zu viel, doch gleichzeitig wollte sie nicht, dass der Moment verstrich. Sie wollte nicht, dass diese Zärtlichkeit aus seinem Blick verschwand, wollte nicht, dass er aufhörte ihr zu sagen, dass sie die Einzige auf der Welt war, für die er Augen hatte.
    »Ist schon gut«, sagte sie.
    »Nein«, widersprach er. »Du würdest niemals zulassen, dass meinem Mädchen etwas zustößt, das weiß ich.«
    »Trotzdem hätten wir dir sagen müssen, wohin wir gehen.«
    »Tja, ich habe ihr gesagt, sie soll das nächste Mal ihrem armen alten Daddy wenigstens einen Zettel schreiben.«
    Sie standen da, lächelten sich an wie zwei Idioten, als eine Bewegung hinter seiner Schulter Cassandras Aufmerksamkeit erregte. Annie Laurie war aus dem Laden getreten und kam auf sie zu. Der Anblick der beiden, Vater und Tochter, ließ Cassandra zusammenzucken, während ihr Doris’ Worte wieder in den Sinn kamen.
    Sie richtete den Blick wieder auf Hector und wünschte sich plötzlich nichts mehr, als so schnell wie möglich von hier zu verschwinden, bevor jemand zu Schaden kam. Doch er stand vor ihr und betrachtete sie noch immer mit diesem Darcy-Blick. »Hör auf damit!«, sagte sie. »Hör sofort auf damit!« So. Der Blick war verschwunden. Beim Anblick seiner verblüfften Miene musste sie beinahe lachen.

    Er streckte die Hand aus, als wolle er sie berühren. »Was ist denn?«
    Cassandra hob einen Finger. »Aaahhh!«, stieß sie in einem Tonfall hervor, der seine Wirkung bei Kindern und Tieren niemals verfehlte, um sie davon abzuhalten, etwas zu tun, was sie nicht tun sollten. Er erstarrte.
    Sie trat um ihn herum, ging den Pier entlang und blieb nur kurz bei Walton und Annie Laurie stehen, um ihnen zu sagen, dass sie nach Hause gehe. Ihr Zuhause, das kleine Quartier über der Garage - das Erste, was ihr

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