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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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Seufzend wandte er sich seinem Wagen zu.
    Auf dem Beifahrersitz stand ein Teller mit einem Rest vom Hochzeitsessen und ein Glas Limonenpunsch. Musste seine Mutter sich eigentlich immer um alles kümmern? Sie wusste, dass er nicht gleich nach Hause kommen wollte und seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Er war zu beschäftigt gewesen. Zuerst hatten ein paar Dinge für die Washburn-Beerdigung erledigt werden müssen, um die Daddy sich kümmern würde, solange Dennis in den Flitterwochen war, ehe er sich für die Hochzeit fertig gemacht hatte. Das Mittagessen hatte er ausfallen lassen, in der Annahme, dass er beim Empfang
etwas bekäme, ehe er und Cassandra im Grove Park ein hübsches Abendessen genießen würden.
    Doch statt vor einem anständigen Steak saß er nun vor den Resten. Typisches Südstaaten-Frauenessen, das Cassandras Familie mitgebracht hatte - dreieckige Schinkensandwiches ohne Kruste, Käsestangen, Erdnüsse, kleine rosa und grüne Minzbonbons in Kussmundform -, und griechisches Frauenessen von seiner Mutter: gefüllte Weinblätter, Spinatpastete und Baklava. Aber was soll’s, dachte er. Er hatte Hunger, das Essen war vorbereitet, und er hatte ohnehin nichts Besseres vor. Schließlich war er ja nicht unterwegs in die Flitterwochen oder so etwas. Er schlug mit den Händen auf das Lenkrad ein, ehe er minutenlang schwer atmend dasaß. Dann startete er den Motor, um die Fenster herunterzulassen. Die Dunkelheit vibrierte vom Zirpen der Grillen und Zikaden. Hier draußen auf dem Land waren sie so laut. Er war in der Stadt aufgewachsen, wo sich die Lautstärke der Insekten in Grenzen hielt, so dass man sie gerade noch hören konnte. Doch Cassandra liebte dieses laute Geräusch. Es sei der Ruf des Sommers, sagte sie immer. Sie liebte den Sommer, sogar die Hitze, was ihn stets erstaunt hatte, da sie schließlich nicht gerade mager war. Er hasste die Hitze, weil sie ihn zum Schwitzen brachte wie einen Bauarbeiter, so dass ihm pausenlos die Brille von der Nase rutschte. Er hatte keine Ahnung, wie viele Brillen er schon beim Abbau des Sarggerüsts verloren hatte, und jeder Rettungsversuch war sinnlos. Nicht dass er sich davor gefürchtet hätte, in die Grube zu steigen. Das Problem war, dass die Gläser zerkratzt oder gesprungen waren, wenn sie auf dem Sargdeckel aufschlugen. Nein, wenn sie hineingefallen waren, konnte man sie vergessen. Als er Cassandra das erste Mal davon erzählte, hatte sie sich halb tot gelacht. Sie hatte stets auf ihn eingeredet, sich Kontaktlinsen zuzulegen, doch er konnte sich nicht vorstellen, Fremdkörper in den Augen zu haben. Vielleicht war das ja der Grund. Vielleicht war
sie es leid geworden, dass er sich nie zu etwas Neuem durchringen konnte.
    Als er die letzten Reste verputzt hatte, startete er den Motor erneut und fuhr langsam in die Stadt zurück. Bei Ruth Ann brannte noch Licht, und er überlegte kurz, ob er stehen bleiben sollte, um zu fragen, ob sie etwas gehört hatten, doch A. J.s Laster stand vor der Tür. Hätte Cassandra sich gemeldet, hätten sie ihm eine Nachricht zukommen lassen. Es sah aus, als wären Ashley und Keith ebenfalls noch auf. Das bläuliche Licht des Fernsehers flackerte im Fenster, als er vorbeifuhr. Er überlegte, ob er Cassandra zu sehr unter Druck gesetzt hatte, den beiden das Haus zu verkaufen. Aber es war ihre Idee gewesen. Er hatte lediglich zugestimmt.
    Obwohl es erst zehn Uhr an einem Samstagabend war, hatte außer dem Kino und dem Polizeirevier nichts mehr offen. Es gab nichts, wohin man gehen konnte. Nur nach Hause. In Zeiten wie diesen wünschte er sich, es gäbe eine Bar in der Stadt oder er besäße eine eigene Wohnung, auch wenn es noch so praktisch war, über dem Geschäft zu wohnen. Normalerweise störte es ihn nicht, da er das erste Stockwerk im Haus seiner Eltern für sich hatte und sie seine Privatsphäre respektierten. Um diese Zeit lagen sie bereits im Bett, auch wenn sie wahrscheinlich nicht schliefen, sondern horchten, wann er nach Hause kam. Doch heute Abend würden sie ihn in Ruhe lassen. Sie würden nur daliegen und lauschen, wie er die Treppe hinaufging, so wie sie es immer getan hatten, wenn er von einer Verabredung heimgekehrt war. Sie sagten nie etwas, nur diese unvermeidliche Kontrolle darüber, wann er kam und ging, war stets vorhanden.
    Als er die Treppe in den ersten Stock erklomm, hörte er eine Tür knarren und erstarrte. Mit einem sehnsüchtigen Blick nach oben zu seiner Zufluchtsstätte wandte er sich um und

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