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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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Tränen über die Wangen liefen. Der Schmerz in ihr tobte mit einer solchen Heftigkeit, dass es sich anfühlte, als hätte jemand ihr Innerstes nach außen gekehrt.
    Gerade als Conway »But tonight will only make me love you more« sang, stellte May sich auf die Zehenspitzen und flüsterte Walton etwas ins Ohr. Dann nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn aus dem Wohnzimmer, ohne das Licht und die Musik abzuschalten. Cassandra wandte sich um, vergaß den Mauervorsprung, stolperte und fiel prompt der Länge nach in den Lichtkegel auf dem Gehsteig. Die Einkaufstüte wurde ihr aus der Hand gerissen, der Becher Ben & Jerry kullerte über den Zement und landete im Gras. New York Super Fudge Chunk, ihre Lieblingsmarke. Da sind meine beiden Geliebten, dachte sie, Ben und Jerry. Und meine Keebler-Kekse, die ebenfalls in der Tüte gewesen waren.
    Sie ließ den Kopf auf die Arme sinken, ohne sich darum zu kümmern, dass sie wie eine Betrunkene der Länge nach im Garten lag, und versuchte sich zu erinnern, ob sie und Dennis je auf diese Weise getanzt hatten, so als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt. Wäre sie zu ihrer Hochzeit geblieben, hätte es zumindest einen Tanz gegeben, ihren ersten Tanz als Mann und Frau. Sie hätte einen Moment erleben dürfen, so wie May und Walton gerade, und viele weitere, die später gefolgt wären, aber sie hatte alles zerstört. Doch jetzt genug mit dem Gejammer. Dennis hatte sie gewollt. Nein, es war ihre eigene
Schuld. Sie konnte den Männern keinen Vorwurf mehr machen. Doch bei allen anderen sah es immer so einfach aus. Sie war mit einer Schwester aufgewachsen, mit Freundinnen, die einen Freund nach dem anderen gehabt und diese dann weggeworfen hatten wie Bonbonpapierchen.
    Nach einer Weile nahm sie Geräusche um sich herum wahr - die Musik, Grillen und Zikaden, den Wind, der in den großen Virginia-Eichen rauschte. Der Gehsteig war noch warm von der Hitze des Tages, und obwohl sie wie verrückt schwitzte, fühlte sich die trockene Wärme angenehm auf ihrer Haut an. Sie rollte sich auf den Rücken und wünschte, der Wind, der dort oben den Baumwipfel erbeben ließ, käme herunter und schenke ihr ein wenig Kühle. Schließlich erhob sie sich, gab die Lebensmittel wieder in die Tüte und ging durch den Garten zur Garage. Unten am Dock schwappte das Wasser rhythmisch gegen die Pfeiler. »Hey, Mädchen, hey, Mädchen« schien es zu sagen. Cassandra blieb stehen und lauschte. Bei der Vorstellung, in dieses dunkle Zimmer zurückzukehren, den Fernseher anzuschalten und einen weiteren Abend in der Gesellschaft von Kabelfernsehen und Kohlehydraten zu verbringen, so wie praktisch jeden Abend ihres bisherigen Lebens als Erwachsene, hätte sie am liebsten laut geschrien. Stattdessen folgte sie dem Ruf der Wellen bis zum Ende des Docks, blieb stehen und beobachtete die Lichter, die in Broad Creek am anderen Ende des Sunds funkelten. Sie erinnerte sich, dass May gemeint hatte, es gäbe ein gutes Restaurant dort, das Broad Creek Restaurant.
    Und schon wären wir wieder beim Thema Essen, dachte sie und nahm den Becher Eis aus dem Karton. Die kühle Pappe fühlte sich herrlich an ihrer heißen Wange an. Sie schloss die Augen und rollte den Becher auf die andere Seite ihres Gesichts, drückte ihn zusammen, so dass er ein wenig nachgab. Das Eis begann bereits zu schmelzen. Entweder essen oder ins Tiefkühlfach stellen. Sie ließ den Becher über ihre Stirn wandern,
dann am Nacken unter ihrem Haar entlang. Ihr Herz schlug langsam und kräftig, wie der Rhythmus des Conway-Songs. Bam-bam-ba.
    Die Brise frischte auf und wehte ihr das Haar aus dem Gesicht. Sie sah das Eis an. Du hast deinen Zweck erfüllt, dachte sie. In Wahrheit habe ich nur etwas Kühles gebraucht, etwas, um mich ein wenig zu beruhigen. Sie hob den Arm, holte aus und schleuderte den Karton fort. Er segelte davon und landete Sekunden später mit einem leisen Platschen im Wasser. Sie hatte ein schlechtes Gewissen wegen dieser Umweltverschmutzung, doch es war eine Ausnahme, und da es sich um Ben & Jerry handelte, war der Karton wahrscheinlich sowieso recycelbar.
    Als Nächstes kamen die Kekse. Schokoladenkekse. Sie riss die Packung auf und warf einen nach dem anderen weg. Die Kekse trieben einige Minuten auf der Wasseroberfläche, bis sie sich so vollgesogen hatten, dass sie zu Boden sanken. Vielleicht würden die Fische sie fressen. Eine hübsche Abwechslung zu ihrer gewohnten Käferkost. Die leere Plastiktüte bauschte sich im Wind

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