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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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schätze, er ist gern auf seinem Boot. Dieser Hector ist ja ein anständiger Bursche, aber ich wünschte nur, er würde endlich sesshaft werden. Annie Laurie braucht ihren Daddy zu Hause, nicht ständig unterwegs zwischen hier und Ocracoke.«
    »Weswegen tut er das?«
    »Hat er das nicht erzählt? Er ist Kapitän auf der Fähre von Cedar Island. Das ist die, die von Ocracoke aus verkehrt. Er ist für sieben Tage an Bord, dann hat er sieben Tage frei. Wenn er nicht die Fähre fährt, fischt er.«
    Hector war also Kapitän. Das erklärte die Uniform. Plötzlich fiel ihr dieser uralte Film wieder ein - Ein Gespenst auf Freiersfüßen , in dem die romantische Beziehung einer jungen Witwe zum Geist eines verstorbenen Seemanns erzählt wurde. Rex Harrison hatte darin Captain Gregg gespielt. Genau das war der Schauspieler, an den Hector sie im Krankenhaus erinnert hatte - an Rex Harrison, nur dass sein Gesicht ein wenig voller war. Sie fragte sich, wie Hector wohl im schwarzen Rollkragenpullover und Sakko aussehen würde.

18
    Pass bloß auf, was du dir wünschst, dachte Cassandra und rief sich ins Gedächtnis, wie sie sich am Tag ihrer Hochzeit gewünscht hatte, allein in einem kühlen, dunklen Zimmer zu sein. Tja, ganz so toll, wie sie es sich vorgestellt hatte, war es auch wieder nicht. Sie war seit zwei Tagen hier, schlief, was das Zeug hielt, weinte, was das Zeug hielt, und würde das Apartment trotz des Lagerkollers, der sie mittlerweile heimsuchte, am liebsten nie mehr verlassen. Sie hatte Angst, das wahre Leben - all die Probleme, die Sorgen, die Gewissensbisse und die Verwirrung - würden wie eine riesige Welle über ihr zusammenschlagen, wenn sie erst einmal einen Fuß vor die Tür gesetzt hätte. In den letzten Tagen hatte sie nur das Bett verlassen, um auf die Toilette oder in die Küche zu gehen, wo sie über der Spüle ein paar Chips aß und eine Diät-Pepsi trank. Walton hatte Wort gehalten und dafür gesorgt, dass May sich von ihr fernhielt, so dass Cassandra alle Zeit hatte, die sie brauchte. Doch allem Anschein nach war nicht so viel nötig, wie sie geglaubt hatte. Ein Teil von ihr wünschte, May möge die Treppe heraufkommen und ihr einen Cheeseburger, Pommes frites und eine Schachtel Schokoladeneis mit Bananenstückchen bringen.
    Die Vorhänge waren nicht dick genug, um die Straßenbeleuchtung abzuhalten, so dass die Möbel wie große, formlose Schatten wirkten. Sie trat das Laken zurück und setzte sich auf die Bettkante. Bestimmt bot sie einen grauenhaften Anblick. Sie hatte sich weder die Haare gekämmt noch geduscht. Selbst jetzt, als sie riechen konnte, dass sie eine anständige Wäsche gebrauchen konnte, erschien ihr der Aufwand, ins
Badezimmer zu gehen, viel zu groß. Es würde ihr mehr Energie abverlangen, als sie besaß. Das Ausmaß ihrer Erschöpfung machte ihr Angst. Vielleicht sollte sie sich untersuchen lassen. Möglicherweise litt sie an Diabetes, so wie May, oder hatte Krebs. In diesem Moment hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf, von der sie nicht wusste, ob sie Ruth Ann oder ihrer Mutter gehörte. »Was du hast, Schätzchen, ist ein anständiger Anfall von Lagerkoller, und wenn du deinen Hintern endlich in Bewegung setzen würdest, dann würdest du dich gleich viel besser fühlen«, sagte die Stimme.
    Wieso blieb sie nicht einfach über den Sommer hier und vertrat Doris? Es waren doch nur drei Monate. May hatte gemeint, die Arbeit sei nicht weiter schwierig. Doris bediene lediglich die Kasse, bereite Hotdogs zu und sitze den Rest der Zeit auf einem Hocker und starre aus dem Fenster. Das sollte wohl zu bewerkstelligen sein. »Und, Schätzchen«, hatte May an jenem ersten Abend hinzugefügt, als Cassandra in das Apartment gezogen war, »es ist auch nicht gut, sich in seinem Kummer zu suhlen. Am besten ist es, nur dann herumzuliegen und nachzudenken, wenn alles gut läuft. Dann ist es ein Genuss. Aber wenn man Kummer hat, ist Arbeit eindeutig die beste Medizin.«
    Sie hatte vollkommen recht. Das wusste Cassandra. Als ihr Vater gestorben war, hatte sie jede Woche zwanzig Überstunden im Büro gemacht, und nach dem Tod ihrer Mutter hatte sie das ganze Haus von innen und außen gestrichen und einen großen Garten angelegt. Dann war eine weitere Ablenkung gekommen. Dennis. Nein. Sie schüttelte den Kopf. Jetzt nur nicht über ihn nachdenken.
    Während der Highschool hatte eine ihrer Freundinnen den Sommer in Myrtle Beach verbracht, um dort als Kellnerin zu jobben. Becky hatte versucht, Cassandra

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