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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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wirst du dich gleich besser fühlen.«
    Pfannkuchen, dachte Cassandra. Das Allheilmittel. Dabei würde sie sich danach nur umso aufgedunsener fühlen. Aber es war eine Tradition in ihrer Familie, sich zu bekochen und sich so seine Liebe zu beweisen, außerdem wollte sie Mays Gefühle nicht verletzen. Sie würde einen Pfannkuchen essen und sie danach um ein Ei bitten. Das würde sie glücklich machen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie vorhatte, sie so schamlos zu betrügen, doch diese Frau war genauso wie ihre Mutter - immer musste sie etwas für andere tun.

23
    Cassandra liebte es, frühmorgens am Pier zu sein. Die Angler, die über Nacht draußen geblieben waren, packten dann ihre Kühleimer zusammen und schlenderten zu ihren Autos, zurück in ihr Motelzimmer oder zum Campingplatz, müde, aber trotzdem mit friedvollen Gesichtern - jenem besonderen Ausdruck tiefer Zufriedenheit, mit dem Menschen belohnt wurden, wenn sie die Geduld aufbrachten, die ganze Nacht draußen zu stehen, unter den Sternen, immer wieder die Angel auszuwerfen und einzuholen, auf den großen Fang zu warten, in der Gewissheit, dass es, falls ein Fisch anbiss, nichts Gewaltiges oder Spektakuläres sein würde, sondern dass sie lediglich glücklich waren, am Leben zu sein und einem neuen Tag entgegenzublicken. Die nächtlichen Angler nahmen ihre Tätigkeit sehr ernst. Es waren Rentner, Wochenendgäste und Einheimische, die ihr Abendessen fingen. Der Iron Steamer Pier war nicht so schick und aufgetakelt wie der Bogue Inlet Pier, hatte weder ein Restaurant noch einen eindrucksvollen Laden. Er hing an manchen Stellen durch, war schief, Teile von ihm waren bei den letzten Hurrikans weggerissen und beschädigt worden, doch er stand schon länger und besaß mehr Charakter als jeder andere.
    Sie liebte auch die Tagschicht, wenn viele Touristen kamen, um das Wrack zu besichtigen und Hotdogs zu essen, und wenn die Einheimischen wie Walton und Harry Jack auftauchten. Walton war im Moment hier, von Harry Jack hingegen war nichts zu sehen.
    Sie sah zu, wie Walton sich übers Geländer beugte, um einen Fisch ins Wasser zurückzuwerfen. Bevor sie hier angefangen
hatte, war ihr nie in den Sinn gekommen, dass man nicht alles behalten konnte, was man fing. Sie war nur froh, dass es nicht ihre Aufgabe war, die Angelausbeute zu reglementieren. Chester sagte, die Beamten der Fischereibehörde kämen mehrmals pro Woche vorbei, und sie solle sich keine Sorgen machen, wenn sie jemanden in Uniform und mit einer Waffe an der Hüfte sähe. Wieso brauchten die eine Pistole, um die Kühleimer zu überprüfen? Waren die Angler bereit, notfalls darum zu kämpfen, ihre Fische behalten zu dürfen?
    Unten am Strand schlappten zwei Jungen mit Flossen, Taucherbrillen und Schnorcheln ins Wasser. Aus irgendeinem Grund musste sie an diesen Film Schrecken vom Amazonas denken. Als sie in Annie Lauries Alter gewesen war, hatte sie ihn wahnsinnig romantisch gefunden - der gruselige Kiemenmann mit den wulstigen grauen Lippen und dem geschuppten Körper, der sich in die schöne Wissenschaftlerin verliebt, die gekommen war, um ihn zu erforschen. Ein Teil seines Fischgehirns wusste zwar, dass diese Liebe keine Zukunft haben würde, da er das Wasser nicht verlassen und sie nicht darin leben konnte, doch er liebte sie so sehr, dass er nicht mehr ein noch aus wusste. Vielleicht hatte Mr. Darcy in Stolz und Vorurteil ja recht, und die Leute verliebten sich tatsächlich wider besseres Wissen. Und das bedeutete ja wohl, dass sie zumindest über einen gewissen Teil des menschlichen Daseins keine Kontrolle besaßen.
    Annie Laurie saß noch immer im Schatten neben dem Laden und las. Cassandra hatte noch nie ein Mädchen gesehen, das so viel Zeit über ihren Büchern verbrachte. Cassandra liebte ihre Romanzen, kannte jedoch nur die Filmversionen der Bücher, die Annie Laurie verschlang. Die Miene des Mädchens hellte sich auf, wenn sie von Jane Eyre erzählte, was Cassandra in der Fassung mit Joan Fontaine und Orson Welles geliebt hatte. Oder Anne auf Green Gables , was sie dank der Darstellung von Colleen Dewhurst und Richard Farnsworth
begeistert hatte, oder Wo die Lilien blühen von 1974, das sie auf Video hatte, weil es von Menschen in den Bergen handelte. Sie sah sich mit Begeisterung jeden Film an, der in North Carolina spielte. Neulich hatte sie sich Der letzte Mohikaner im Fernsehen angesehen und feuchte Augen bekommen, weil sie wusste, dass ein Teil der Aufnahmen in den Bergen von

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