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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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die Hurrikansaison habe begonnen. Früher war sie immer im Juli mit Ruth Ann, A. J. und den Kindern ans Meer gefahren, und die Hurrikane setzten gewöhnlich erst im August oder September ein, deshalb hatte sie nie einen Gedanken an sie verschwendet. Dennoch waren Stürme und Flutwellen ein fester Bestandteil des Lebens der Menschen hier. Ihre Eltern hatten stets besorgt zur Kenntnis genommen, wenn Hurrikane auf die Küste stießen. Sie hatten May und Walton dann oft angefleht, zu ihnen in die Berge zu kommen, wenn ein besonders heftiger im Anzug war.

    »Skeeter, wohin gehen eigentlich all die Leute hier, wenn ein Hurrikan kommt?«
    Er sah sie an, als wäre sie nicht ganz bei Trost. »In ihre Häuser.«
    »Ich meine, werdet ihr nicht evakuiert? Sucht ihr nicht Notunterkünfte auf oder so etwas?«
    »Chester und ich gehen normalerweise zu May und Walton. Ihr Haus steht ja ziemlich hoch auf dem Hügel am Strand, deshalb wird es nur überschwemmt, wenn die Flut wirklich sehr hoch über den Sund schwappt. Wir helfen ihnen, die Türen und Fenster zu vernageln, und dann setzen wir uns hin, spielen Karten und hören Radio. Sie haben einen Generator, falls der Strom ausfällt. Aber keine Sorge, wenn ein Hurrikan kommt, passe ich schon auf dich auf.«
    Seine reizende Art trieb ihr beinahe die Tränen in die Augen. Er erinnerte sie an die beiden Söhne ihrer Nichte Angela, die beide so lieb waren, stets darum bemüht, alles richtig zu machen. Bei Skeeter gab es keine Geheimnisse. Jeder konnte sehen, was sich hinter der Fassade befand, so einfach war das. Schade, dachte sie, zu schade, dass das beim besten Willen nicht genügte.
    »Ich hab was erfunden«, sagte er.
    Cassandra fragte sich, wie das möglich war. Nichts deutete darauf hin, dass er über derartige geistige Fähigkeiten verfügte. »Ehrlich? Was denn?«
    »Es heißt Baumumarmer.«
    »Was?«
    »Einen Baumumarmer. Ich hab die Seitenteile - die Armlehnen und seitlichen Stuhlbeine, meine ich - von einem Holzstuhl genommen und sie links und rechts an einen Baumstamm genagelt und dann ein Brett als Sitzfläche angenagelt. Es ist, als würde der Stuhl den Baum umarmen. Man kann sich mit dem Rücken zum Baumstamm hinsetzen. Er steht im Garten von meinem Onkel in Harkers.«

    Im ersten Moment musste sie sich das Lachen verbeißen, doch dann kam ihr der Gedanke, dass es eigentlich ganz nett sein musste, mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt dasitzen und durch die Blätter nach oben sehen zu können. »Skeeter, das hört sich so toll an, dass ich wünschte, du würdest mir auch so einen bauen.«
    »Ich kann dir auch was anderes bauen. Ich kann so ziemlich alles aus Holz machen.«
    »Tja, ich werde es mir überlegen.« Sie hätte lieber nichts sagen sollen. Nun würde er nicht mehr lockerlassen.
    »Ich habe schon Liegestühle und Schaukeln und Bücherregale und Schränke und Baumhäuser gebaut.«
    »Großartig, Skeeter. Ich sag dir Bescheid, okay?«
    Mittlerweile war von Annie Laurie nur noch ein winziger Fleck am Strand zu sehen, und Cassandra war klar, dass sie lieber in den Laden zurückgehen sollte, wenn sie keinen Sonnenbrand riskieren wollte. »Ich gehe jetzt rein und lege ein paar Hotdogs auf den Grill. Bis später.« Sie hoffte nur, dass er ihr nicht in den Laden folgen und sich dort herumdrücken würde. So nett er war, er ging ihr manchmal doch auf die Nerven.
    Annie Laurie warf einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob Cassandra und Skeeter noch dort standen. Nein, inzwischen waren sie wohl hineingegangen. Sie drückte ihr Buch an ihre Brust. Ihre Oma ließ sie nie allein irgendwo hingehen, ohne dass jemand sie im Auge behielt. Sie hatte ständig Angst, Annie Laurie könnte etwas zustoßen. Ihre Oma liebte sie eben sehr, das wusste Annie Laurie, aber manchmal fühlte es sich an, als wäre sie im Sand begraben und nur ihr Kopf rage noch heraus, so dass sie zusehen musste, wie das Leben an ihr vorüberzog.
    Der Weg war eigentlich nicht besonders weit, doch sie zog ihn in die Länge, indem sie immer wieder stehen blieb, um nach Muscheln zu suchen und den Leuten beim Spielen mit
ihren Kindern und Hunden zuzusehen. Schließlich gelangte sie zu dem großen weißen Haus und setzte sich in den Schatten der Dünenstufen, um zu lesen, bis Sugar herauskam. Sie achtete darauf, dass sie jeden Morgen um diese Uhrzeit herkam, um ihn nicht zu verpassen.
    Am ersten Morgen, als Cassandra ihr erlaubt hatte, allein am Strand spazieren zu gehen, hatte Annie Laurie unter der

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