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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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»Nein, Ma’am.«
    Diesen Mann zum Reden zu bringen war wie Zähne ziehen. »Und warst du schon mal kurz davor?«
    »Einmal.«
    Ehe sie fragen konnte, wann das gewesen war, ergriff er das Wort. »Wie es aussieht, hat dein Junge ein Auge auf jemanden geworfen.«
    »Wer? Hector?«
    Harry Jack nickte und grinste selbstgefällig. »Aber er wird es nicht leicht haben.«
    »Wieso nicht?«
    »Sie hat noch einen andern an der Angel.«
    »Von wem redest du?«
    »Von Cassandra. Ich habe Hector die letzten Wochen häufiger am Pier gesehen als im ganzen letzten Jahr.«
    Hector und Cassandra? Das war ihr gar nicht aufgefallen. Aber Cassandra war doch nur zu Besuch hier. Sie hätte ebenso gut eine Touristin sein können. Wieso sollte er sich ausgerechnet mit einer solchen Frau einlassen? Es sei denn … Nein, sie hätte mitbekommen, wenn da etwas Unpassendes liefe. »Hector kommt zum Pier, um nach Annie Laurie zu sehen.«
    »Wenn du meinst. Halt dich zurück, und beobachte nur.« Harry Jack faltete die Hände über seinem Bauch und schloss die Augen.
    Sie blickte auf die ausgestreckte Gestalt neben sich und wurde wütender und wütender. Schließlich verpasste sie ihm
einen Schlag auf den Arm. »Lieg hier nicht herum, und schlaf nicht ein, alter Mann.«
    Er machte ein Auge auf und musterte sie. »Warum nicht?«
    »Darum.« Ihr fiel kein Grund ein, zumindest kein plausibler. »Darum«, wiederholte sie. Sein Auge schloss sich wieder. »Weil ich Angst habe.«
    Damit hatte sie seine Aufmerksamkeit gewonnen. Seufzend brachte er den Sitz in eine aufrechte Position zurück. »Wovor?«
    »Keine Ahnung. Vor Stürmen. Sie bringen Menschen um, wie du weißt. Immer wieder.«
    »Ich weiß. Aber dieser hier wird uns nicht umbringen.«
    »Vielleicht nicht uns, aber sonst jemanden.«
    »Tja, irgendwann müssen wir alle sterben.«
    Ha!, dachte sie. Soll er doch jemanden verlieren, der ihm nahesteht. Mal sehen, ob er dann auch noch so gelassen ist. Er war niemals mit so etwas konfrontiert gewesen, so wie sie, was wusste er also schon? »Das stimmt. Aber manchmal sterben die Leute, bevor ihre Zeit gekommen ist.«
    »Doris, in Übersee habe ich mehr als genug Männer sterben sehen. Sie waren nicht so jung wie deine Kleine, aber jünger als dein Mann. Manche von ihnen waren gerade mal neunzehn, zwanzig. Ich schätze, man kann sagen, ihre Zeit war noch nicht gekommen, weil sie so jung sterben mussten, aber wir wissen es nicht. Wir wissen überhaupt nichts.«
    Sofort wurde sie von Gewissensbissen heimgesucht. Sie hatte vergessen, dass er im Krieg gewesen war. Aber trotzdem. »Das Einzige, was ich weiß ist, dass mir mein Mann und mein Kind genommen wurden, und es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass niemand mehr vor mir ums Leben kommt. Das ist die einzige Möglichkeit, all das an ihnen wiedergutzumachen.«
    »Wovon redest du da? Du bist nicht der liebe Gott.«

    »Egal. Ich will nicht mehr darüber reden.« Sie wollte es ihm nicht sagen. Außer May hatte sie niemandem von ihren Träumen erzählt, von ihren Visionen oder wie man das nennen wollte. Diese Ahnungen, die sie immer erst verstand, wenn es zu spät war.
    Als der Sturm nachließ, wünschte sie, sie hätte gar nicht erst damit angefangen. Sie wollte nicht, dass der alte Mann so viel über sie wusste. Schließlich konnte man nicht wissen, wem er es weitererzählte. Sie presste die Lippen zusammen und sagte kein Wort mehr, bis sie nach Hause kamen. Sie stieg aus und beugte sich über den Sitz, um nach ihrer Tüte mit den Büchern zu greifen. »Danke«, sagte sie und vermied jeden Blickkontakt.
    »Gern geschehen«, erwiderte er. »Bis später.«
    Sie wollte gerade die Tür zuschlagen, hielt jedoch inne. »Was meinst du damit?«
    »Ich komme zu eurem Buchclub. Ich habe zwar das Buch nicht gelesen, aber May meinte, es sei trotzdem okay.«
    Ich werde May umbringen, dachte Doris, als sie zusah, wie er rückwärts aus der Einfahrt stieß.

25
    Cassandra hörte den Fernseher im Wohnzimmer. Es klang so, als ob sich Walton die Sendung Glücksrad ansah. Wenn ein gefährlicher Sturm aufzöge, wäre das normale Programm bestimmt unterbrochen worden. Sie lauschte mit geneigtem Kopf, als der Wind durch die Bäume peitschte und der Regen gegen die Scheiben prasselte. Früher an diesem Tag hatte es schon einmal gestürmt, und jetzt schon wieder. Es machte sie nervös. »Bist du sicher, dass das kein Hurrikan ist?«
    »Schatz«, meinte May. »Wenn es ein Hurrikan ist, wirst du es schon merken. Und jetzt gib

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