In dein Herz geschrieben
die Karten.«
Cassandra mischte die Karten, ehe sie sich am Tisch umsah. May, Chester, Annie Laurie, Harry Jack und Skeeter blickten sie an. »Sollen wir auf Doris warten?«
»Nein«, antwortete May. »Kann sein, dass sie den ganzen Abend im Badezimmer bleibt.«
Cassandra gab jedem Spieler fünf Karten und legte den Stapel mit dem Gesicht nach unten vor sich. »Wollt ihr irgendwelche Joker?«
»Nein, wir spielen Straight Poker«, erwiderte May. »Keine Joker.«
Cassandra schüttelte den Kopf. »Das wird hart.« Während sie ihre Karten ansahen, schien der Wind sogar noch stärker zu werden. Cassandra sah zum Fenster. Es sah so aus, als könnte einer der Bäume jederzeit umkippen und auf das Haus fallen.
»Ist nur eine kleine Brise«, beruhigte Chester sie und lächelte, als sie ihn über den Tisch hinweg ansah. Sie erwiderte das Lächeln und versuchte, sich zu entspannen. Sollte es Anlass zur Sorge geben, wüssten sie es.
»Also gut, Einsatz für alle.« May schob zwei Chips in die Mitte des Tisches. »Der Mindesteinsatz beträgt zwei Chips«, erklärte sie Cassandra.
Sie alle machten ihre Einsätze, ehe Cassandra Karten an diejenigen verteilte, die darum gebeten hatten.
Chester betrachtete sein Blatt und legte die Karten verdeckt vor sich. »Cassandra, wieso musst du das dem alten Chester nur antun?«
»Tut mir leid.« Cassandra betrachtete ihre eigene Hand. Ein Paar, zwei Buben.
»Hättet ihr nicht auf mich warten können?«, sagte Doris, die in der Tür stand.
»Komm«, sagte May. »Wir sind gleich fertig.«
Harry Jack zog einen Stuhl zwischen sich und May. Doris setzte sich und faltete die Hände auf dem Tisch. Sie war blass. »Der reinste Witwenclub«, bemerkte sie, worauf alle am Tisch verstummten und sie ansahen. »Ich weiß, im Moment sind Chester und ich die Einzigen, aber früher oder später wird jeder Mitglied in diesen Club.«
Cassandra sah zu Chester hinüber, der seine Karten wieder aufgenommen hatte und sie betrachtete, als könnten sie sich verändert haben, seit er sie abgelegt hatte.
May musterte Doris eindringlich. »Hattest du wieder deine Träume?«
Doris erwiderte den Blick nicht, sondern schüttelte lediglich den Kopf.
»Was?«, fragte Cassandra.
»Manchmal träumt sie Dinge, bevor sie passieren«, erklärte May, ohne Doris aus den Augen zu lassen. »So wie damals, als Walton seinen Herzinfarkt hatte. Aber du hast doch nicht von jemandem geträumt, den wir kennen, oder?« Doris gab keine Antwort. »Hast du? Los, sag schon!«
Erst jetzt sah Doris ihr in die Augen. »Nein, May, ich habe von niemandem geträumt, den wir kennen.«
»Also hast du das nur so dahingesagt. Immer für Unruhe sorgen, stimmt’s?«
Cassandra bemerkte, dass Harry Jack seine Hand auf die von Doris gelegt hatte und sie tätschelte, und Doris entzog sie ihm nicht. Was für ein Drama bei einem kleinen Buchclub-Treffen, dachte sie.
»Wieso reden wir nicht einfach über das Buch?«, schlug sie vor.
»Welches war es noch mal?«, fragte Harry Jack.
» Misery von Stephen King«, antwortete Chester. »Ich war bis drei Uhr früh wach, um dieses Ding zu lesen.«
»Ich hab den Film gesehen«, verkündete Skeeter. »Er kam nicht aus dem Utschibutschi-Auto raus! Das hat diese Verrückte gesagt!«
»Dieses Buch macht mich fast wahnsinnig«, warf May ein. »Ich musste sogar Walton wecken, als ich an die Stelle kam, wo sie ihm den Fuß abhackt.«
»Ich habe aber trotzdem nicht verstanden, weshalb er sie Misery nennt«, warf Annie Laurie ein. »Das ist doch kein richtiger Name.«
»Schatz, früher haben sich die Leute alle möglichen seltsamen Namen gegeben.« May schob zwei weitere Chips in die Tischmitte. »Erinnerst du dich, dass es auf dem Friedhof in Beaufort einen Grabstein gibt, auf dem Temperance steht? Mäßigung?«
»Ich hab mal einen Stein gesehen, auf dem Lamentation stand«, warf Skeeter ein.
Chester lachte. »Könnt ihr euch vorstellen, wie das ist, wenn die Mutter ihr Kind zum Abendessen hereinruft?«
»Was ist mit Tribulation? Drangsal!«, meinte Doris. »Das steht auf einem der Grabsteine auf dem Friedhof von Howard. Das Leben der Leute in den alten Tagen muss ziemlich hart gewesen sein. Natürlich wären sie entsetzt, wenn sie die Namen hören würden, die manche Leute heutzutage haben.
In einer von Hectors Chartergruppen war ein Mann, dessen Tochter Jezebel hieß. Könnt ihr euch das vorstellen? Sie haben sie dann Jazzie genannt.«
»Wann kommt Hector aus Ocracoke zurück?«, wollte
Weitere Kostenlose Bücher