In dein Laecheln verliebt
nicht.« Sie seufzte tief. »Manchmal kommt mir New York so vollgestopft mit Menschen vor. Ich fühle mich dann richtig eingeschlossen.«
»Wir dachten, dass du dort sehr glücklich seist.«
»Das stimmt auch. Es ist eine aufregende Stadt. Man sieht so viele Menschen unterschiedlichster Herkunft.« Sie unterdrückte den Gedanken an klare graue Augen und ein markantes Gesicht. »Aber dann wieder sehne ich mich nach Ruhe, Freiheit und Frieden. In letzter Zeit hatte ich etwas Heimweh. Das ist alles. Diese Bildgeschichte, an der ich arbeitete, war faszinierend, hat mich aber völlig ausgelaugt.« Nicht die Arbeit an dem Projekt, ergänzte sie für sich, sondern der Mann, der dahintersteckt.
»Harriet, wenn du unglücklich bist und Sorgen hast, würde ich dir gern helfen.«
Einen Augenblick lang hatte sie das Bedürfnis, sich an die Schulter ihres Vaters zu lehnen und ihm über ihre Zweifel und Enttäuschungen zu berichten. Doch warum sollte sie ihn belasten? Was konnte er dagegen tun, dass sie einen Mann liebte, der sie nur als Zeitvertreib und als Absatzförderung für seine Magazine betrachtete? Wie konnte sie erklären, dass sie unglücklich war, weil sie einen Mann getroffen hatte, der unwissentlich und mühelos ihr Herz erobert hatte? Bei diesen Gedanken schüttelte sie den Kopf und lächelte ihren Vater an.
»Es ist wirklich nichts weiter. Vielleicht handelt es sich nur um eine augenblickliche Niedergeschlagenheit, weil meine Arbeit zu Ende ist.« Nach einer kurzen Pause sagte sie: »Ich werde jetzt die Hühner füttern.«
Am Nachmittag strömten zahlreiche Menschen ins Haus, das von Stimmengewirr, Gelächter und dem Lärmen der Kinder widerhallte. Familiengespräche und aufrichtige Zuneigung halfen Harriet über ihren Schmerz hinweg.
Am späten Abend befand Harriet sich allein im Wohnzimmer und sträubte sich dagegen, ins Bett zu gehen.
Zusammengekauert saß sie in einem Sessel und betrachtete die festliche Beleuchtung des Raums. Dabei fragte sie sich, wie Burt diesen Weihnachtstag gefeiert haben mochte. Vielleicht hatte er ihn ruhig mit Sandra verbracht oder auf einer Party in irgendeinem Landclub. Genau jetzt saßen sie vermutlich vor einem flackernden Feuer, und Sandra schmiegte sich in dem verführerischen Negligé in seine Arme.
Harriet spürte einen stechenden Schmerz, wie von einer Pfeilspitze, und sie war wütend eifersüchtig und zugleich hoffnungslos verzweifelt. Ihr Vorstellungsvermögen war stärker als sie und ließ sie nicht zur Ruhe kommen.
Die Tage zu Hause verstrichen schnell, und Harriet überließ sich dankbar der wohltuenden Routine. Der Wind von Kansas fegte einen Großteil ihrer Niedergeschlagenheit hinweg. Oft unternahm sie weite, einsame Spaziergänge, betrachtete die Hügelketten und die Ackerflächen mit dem Winterweizen.
Großstadtmenschen würden mich nie verstehen, überlegte sie. In ihren eleganten Apartments mit Ausblick auf Stahl- und Betonklötze würden sie niemals nachvollziehen können, wie sehr man das Landleben genießen kann. Sie war ein Teil dieses Landes und fühlte sich mit seiner Weite verwoben.
Das Land ist unbezähmbar, hier waren Indianer gewesen, Präriebewohner, Pioniere und Farmer. Sie kamen und gingen wieder, lebten und starben, doch das Land überlebte sie alle. Und wenn nach ihr eine neue Generation aufwuchs, würde der Weizen weiter gedeihen in der glühenden Sommerhitze. Das Land verschenkte großzügig alles, was zum Leben gebraucht wurde. Reich und fruchtbar gedieh der Weizen Jahr für Jahr. Aber man musste hart dafür arbeiten.
Ja, ich bin immer noch ein Mädchen vom Land geblieben, gestand sie sich ein. Ich liebe seinen Geruch und möchte es unter meinen nackten Füßen spüren. Und trotzdem gehöre ich nach New York.
Dort erwartet mich eine Karriere. Ich kann jetzt nicht einfach das Handtuch werfen, mit meinen vierundzwanzig Jahren, und wieder auf der Farm leben. Ich muss zurückkehren und tun, was von mir erwartet wird. Sie missachtete die flüsternde Stimme, dass ihre Entscheidung allein von einem Mann abhing, der ebenso wie sie in New York lebte.
Das Telefon läutete in dem Moment, als sie nach einem ihrer Ausflüge wieder ins Haus zurückkehrte. Sie zog die Jacke aus und hob den Hörer ab.
»Ja, bitte?«
»Hallo, Harriet.«
»Burt?« Sie wusste nicht, dass Schmerz sich so schnell bei dem Klang einer vertrauten Stimme einstellen konnte. Ihr Herz fing unvermittelt an, laut zu pochen.
»Richtig.« Sein Ton klang spöttisch wie immer.
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