In deinen Armen (German Edition)
die sich beim Aufbauen der Tische unter seinen Achseln und auf seinem Rücken gebildet hatten.
»So schlimm kann es doch gar nicht sein, oder?« Lachend stürzte sich Mario auf Diana, die ebenso lachend die Nase rümpfte. Natürlich würde er nochmal duschen. Aber davor hatte er noch etwas Anderes zu erledigen. »Mmh, entschuldigst du mich kurz?«
»Wo will er denn jetzt schon wieder hin?«, seufzte Diana, als ihr Bruder nicht zum Haus ging, sondern quer über den Rasen lief.
Das verriet ihr Mario besser nicht. Er schlich sich in die Garage und warf einen Blick unter die Motorhaube von Emmas Wagen.
»Will sie sich umbringen?!« Der kleine, weiße Toyota schwieg dazu, so gebeutelt wie er war. Öl leckte, die Bremsschläuche waren porös, die Zündkerzen wackelten. Was für ein Glück, dass Emma vor der Einfahrt des Landhauses gestrandet war. Nicht auszudenken, was ihr hätte passieren können!
Neugierig durchstöberte Mario ihren Wagen. Obwohl Emma ihr Gepäck herausgeholt hatte, offenbarte er den Charakter seiner Besitzerin. Auf der Rückbank lagen bunte Bonbon-Papiere. Eine angefangene Wasserflasche war unter den Sitz gerollt. Neben einem zerfledderten Straßenatlas aus der Vor-GPS-Ära steckten Polaroids und Notizzettel. Hinter den Sonnenblenden klemmten weitere Bilder, Urlaubsfotos, Zeitungsartikel, Überbleibsel ihres Lebens, das sie hier zurückgelassen hatte, bevor sie plötzlich nach Amerika gegangen war. Ein Schnappschuss zeigte sie in einem Business-Kostüm neben einem Mann in Anzug. Sie hatte sich bei ihm eingehakt und schaute mit einer Mischung aus Verliebtheit und Belustigung schräg zu ihm hoch, während er gerade telefonierte. Was für ein Idiot! Auf einem Foto waren Diana und sie noch Teenager. Beide lachten, dass man ihnen fast in den ganzen Mund schauen konnte und zogen Fratzen. Wirklich sehr erwachsen! Diana war mit Emma schon immer wilder gewesen als ohne sie. Dann stutzte Mario und schluckte. Auf dem nächsten Bild trug Emma ein dunkles, schulterfreies Abendkleid. Sie posierte unter einem Blumenbogen. Allein. Mario musste nicht das Datum auf dem Bild suchen, er kannte es auswendig: 20. Juni 2002. Die wunderschöne, achtzehnjährige Emma war ohne Begleitung zu ihrem Abschlussball gegangen. Er erinnerte sich auch, dass er der Grund dafür gewesen war. Ihre Begleitung hatte eine Woche vorher unter den Jungs herumposaunt, dass er die holde Emma nun endlich klarmachen wollte. Mario hatte an sich halten müssen, den Typen nicht krankenhausreif zu schlagen. Er hatte ihn gezwungen, ihr abzusagen. Wie sich Emma dabei fühlen würde, hatte er nicht bedacht. Sie lächelte auf dem Bild, aber ihren Augen fehlte der sonst so schelmische Glanz. Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Und er hatte Schuld daran.
Damit wäre nun Schluss! Mario kletterte wieder aus dem Wagen und war für einen Augenblick benommen. Dann griff er sich das Werkzeug, um seine Gedanken abzulenken. Das gelang auch ganz gut. Nach einer Stunde rutschte er auf dem Boden unter den Toyota und klärte das nächste Desaster: Wo leckte das Öl? Die schwarze Flüssigkeit tropfte und er griff nach einem Lappen. Mist! Zwei süße Knöchel tauchten in seinem Blickfeld auf.
Diese Beine erkannte Emma auch ohne Oberkörper! Was glaubte Mario, was er da tat? Emma biss sich wütend auf ihre Lippen. Seit fast einer Stunde suchte sie ihren Wagen. Sie hatte sich im letzten Stau Notizen gemacht und die bräuchte sie dringend, wenn sie nicht die ganze Nacht arbeiten, sondern an der Feier teilnehmen wollte. Die Notizen waren im Wagen. Der Wagen in dieser Garage, einer von fünf, wie ihr endlich jemand mitgeteilt hatte. Und ihr Toyota hatte Gesellschaft, wie sie überrascht feststellen musste. Unter dem Auto lag Mario, der offensichtlich mit Werkzeug konzentriert daran herumschraubte. Sie machte sich bemerkbar.
»Ich habe Diana extra gesagt, dass du das nicht machen musst.«
»Wer sagt, dass mich Diana gebeten hat?« Mario tauchte immer noch nicht auf und Emmas Augen glitten über seine nackten, männlichen Beine, seine Shorts, seinen Schritt. Sie musste schlucken. Seine Finger berührten gerade ihr Auto und sie erinnerte sich nur zu gut daran, wie geschickt sich diese Finger erst am Morgen angefühlt hatten. Allein beim Gedanken daran wurde ihr wärmer.
»Als würdest du mir einen Gefallen tun! Oder manipulierst du gerade meine Bremsen?« Emma hatte es als Witz gemeint, doch als sein Kopf kurz auftauchte, sah sie sofort, dass der nach
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