In deinen Armen (German Edition)
Montag, nach dem Vertragsschluss mit der Bank, wäre sie dann offizielle Inhaberin von JoPress und würde der Hauptstadt zeigen, was gute PR alles konnte. Endlich!
»1,76 cm«, wiederholte Johanna selbstbewusst. »So steht es in meiner Sedcard. Willst du nachmessen?« Sie streckte demonstrativ ihren Rücken durch und funkelte den Mann vor ihr an. Sie war alles andere als ein Zwerg, zierlich vielleicht, aber kein Püppchen! Wenn, dann waren die van Bergens eher etwas zu groß geraten, was in so ziemlich jedem Frauenmagazin weltweit bereits bis ins Kleinste analysiert worden war.
»Nein, natürlich, komm rein!« Philipp konnte sich ein Grinsen gerade so verkneifen. Vielleicht war sie nicht ganz die Begleitung, die seine Mutter im Kopf hatte, als sie ihren Geburtstagswunsch geäußert hatte. »Ich möchte deinen Bruder Roman einmal nur während meines Geburtstagswochenendes in Begleitung einer Frau sehen. Und er sollte es besser genießen!« Aber Johanna May wäre mit diesem entzückenden, schnellen Mundwerk die Richtige, um die Langweiler in der Familie aus ihrem Winterschlaf aufzuwecken. Allen voran, seinen Bruder. Er war ehrlich gesagt etwas neidisch.
So selbstsicher wie möglich schritt Johanna an Philipp vorbei ins Warme des Gebäudes und zog ihren bis dato halb offenen Mantel nun gänzlich aus. Sie versuchte beim Anblick der Empfangshalle nicht in Ohnmacht zu fallen. Sie war einiges an Reichtum gewohnt. Die van Bergens stellten das mühelos in den Schatten. Wände mit Edelsteinen und Diamanten, Kronleuchter so groß wie Johannas Wohnzimmer zu Hause! Das Licht fiel funkelnd auf antike Kunst, virtuos handgeknüpfte Teppiche und einen Mosaikfußboden, der unmöglich abbilden konnte, was sie dachte, was er zeigte. Sie blinzelte ungläubig.
»Dionysus«, erklärte Philipp trocken, der ihrem Blick gefolgt sein musste, und ergänzte häppchenweise: »Mit Persephone. Und Aphrodite.«
»Natürlich«, lächelte Johanna zuckersüß und trat zielsicher mitten ins Zentrum des antiken Dreiers.
Philipp sagte dazu dankbarerweise nichts. »Mein Bruder arbeitet noch. Wie immer«, erklärte er. »Sorg einfach dafür, dass er spätestens um 21 Uhr bei den Gästen ist. Mutter wird es dir danken.«
Als hätte sie das nicht bereits x-mal gemacht, folgte Johanna mit ungesundem Herzklopfen und klackernden Absätzen dem Milliardär quer durch die Empfangshalle über eine weitläufige Treppe in die Beletage — vorbei an zahlreichen erotischen Akten, für die Ewigkeit in Marmor gebannt. Frau Mama hatte einen verblüffend schamlosen Geschmack.
Während Johanna so schnell wie auf den Highheels möglich hinter ihrem Auftraggeber herlief, zwang sie sich, im Kopf weitere Fakten ihrer Blitzrecherche zu den van Bergens abzurufen. So wie Philipp sein charmantes Lächeln in jede Kamera hielt und das Vermögen der Familie nach besten Kräfte minimierte, so bekamen die Paparazzi von seinem älteren Bruder Roman van Bergen, wenn überhaupt, dann nur den Rücken vor die Kamera. Ein Riesenrücken, wie sie sich eingestehen musste, der jedem Fotografen sofort ein Vermögen einbrachte. Mehr nicht. Keine Eskapaden, keine Statements und keine Infos, was er den ganzen Tag trieb. Nichts. Roman würde immer nur arbeiten. Das war das Einzige, worin Einigkeit herrschte. Ansonsten tauchten aus Mangel an Beweisen ständig die gleichen Gerüchte auf, die ihm entweder Homosexualität, Asexualität oder gar keine bescheinigten, indem sie ihn als Marionette der Mutter abtaten. Egal, was nun stimmte, der Name van Bergen stand für einen der erfolgreichsten Kapitalgeber weltweit. Was auch immer diese Familie, beziehungsweise nach dem Tod des Alten van Bergen nun Roman, finanzierte, es verwandelte sich beinahe magisch zu Geld. Jeder Menge Geld. Wie würde man so jemanden gegen seinen Willen überzeugen, einer Party beizuwohnen? Sie seufzte leise und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt.
Philipp war vor einer riesigen, zweiflügligen, mit —wie sollte es anders sein— Gold und Edelsteinen verzierten Tür stehengeblieben. Er klopfte kurz, öffnete sie, ohne dass Johanna ein Signal zum Eintreten bemerkt hätte, und plötzlich tat sich eine andere Welt auf.
Statt einem »Hallo wie geht's, Bruderherz?«, hörte Johanna aus der puristischen Höhle eine sehr tiefe und im Gegensatz dazu dennoch angenehme Stimme angepisst grollen: »Ja, du mich auch! Dann steck dir doch deinen Zement sonst wohin! Ich krieg schon meine beschissenen Steine nach Taiwan und wenn ich
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