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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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mit Hilfe jenes klaren Kopfes überstehen, der ihr schon früher durch schwere Zeiten geholfen hatte. Als Erstes würde sie das Thema wechseln. Die Galerie entlangschreitend, sagte sie: »Ich habe eine Frage, was die schottischen Bräuche angeht.«
    Der schottische Einschlag legte sich wie ein gut passender Umhang um seine Worte. »Gut, dass du etwas über schottische Traditionen wissen willst.«
    Es hörte sich an, als glaubte er, sie wolle wirklich etwas über seine Lebensweise erfahren. Wollte sie nicht. Sie brauchte nur etwas, um diese Stille zu füllen. Hastig fragte sie: »Warum tragt ihr Sporran und Kilt? Stephen sagte, das wäre nur altmodisch.«
    MacLean schaute auf sie herab und wirkte größer und breiter als je zuvor. Was natürlich Einbildung war. Seine täglichen Märsche um das Schloss, begleitet von den Engländern und seinen Schotten, trugen sicherlich zu seinem Wohlbefinden bei, aber er war bei weitem zu alt, als dass seine Körpergröße oder auch seine Art zu denken sich noch ändern würden.
    »Nach Vierundfünfzig haben die Briten versucht, die traditionelle schottische Kleidung abzuschaffen und die Clans gleich mit dazu. Insbesondere die Sporrans waren ihnen ein Dorn im Auge, weil sich darin eine Waffe verbergen ließ.« MacLean befingerte das versengte Fell. »Meinen hat die Explosion ruiniert, aber da er meinem Vater gehört hat, werde ich ihn wohl für immer tragen.«
    »Welch bewundernswertes Feingefühl.« Ihr Herzschlag beruhigte sich.
    »Erinnerungen haben einen langen Atem. Wir mögen gezwungen sein, mit den Engländern zu leben, aber unsere Traditionen vergessen wir deshalb nicht.« Er lächelte matt. »Komisch, das. Uns ist es eigentlich nicht erlaubt, unsere Tartans und Kilts zu tragen, aber bei den Engländern, die hierher kommen, sind sie in Mode.« MacLean beugte sich näher zu ihr. »Mancher würde dir auch erzählen, dass die schottischen Männer nur deshalb Kilt tragen, weil er sich so leicht lüpfen lässt. Soll ich den meinen für dich lüpfen?«
    Enid hatte eine unschuldige Frage gestellt, und er hatte das Gespräch in schockierende Bahnen gelenkt. Nicht, dass es sie gereizt hätte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sagte kalt: »Ich bin sicher, du trägst eine Art Unterwäsche drunter.«
    Er schüttelte mit gekräuselten Lippen den Kopf. »So ist es Tradition. Und wer würde schon mit einer Tradition brechen wollen, du etwa?«
    »Das ist … skandalös!« Genauso skandalös war, wie oft sie sich diese Frage schon gestellt hatte. Sie warf ihm einen verächtlichen Blick zu und eilte mit extra langen Schritten die Galerie hinunter.
    Es funktionierte nicht. Er packte sie am Arm und bremste sie. »Jetzt habe
ich
eine Frage an dich. Wir beide haben doch als Mann und Frau zusammengelebt, oder?«
    Er hielt ihren Arm an sich gedrückt. Seine Wärme ließ ihr heiß werden, ob sie nun wollte oder nicht, und ihr Herzschlag beschleunigte sich. »Ja.«
    »Wir waren mehr als zwei Wochen zusammen und haben uns nach meiner Rechnung sechsmal geliebt.«
    »Möglich. Ich habe nicht mitgezählt.« Es waren exakt sechsmal.
    »Also muss ich dir die Frage stellen, die ein Mann einer Frau stellen muss, mit der er …«
    Er wollte sie fragen, ob sie ihn heiraten wolle!
»Nein, bitte nicht«, sagte sie.
    »Erwartest du ein Kind?«
    Sie erstarrte. Sie errötete über ihre eigene Naivität. Sie wollte die Augen schließen und den Kopf gegen die Wand schlagen – vor Erleichterung, natürlich. Sie war erleichtert. Das Rätsel war gelöst. Er hatte nicht etwa, weil er sie verführen oder ihr einen Heiratsantrag machen wollte, darauf bestanden, sie zu begleiten, sondern um herauszufinden, ob er ungewollt ein Kind gezeugt hatte..
    Und wenn sie so weitermachte und MacLean beständig mit weichen Knien in die Arme sank, dann würde sie den Fehler ihrer Mutter wiederholen. Sie würde ein illegitimes Kind gebären. Der Gedanke war ihr, wegen all des Aufruhrs, nie gekommen. »Nein, ich bekomme kein Kind«, sagte sie in ihrem leisesten Tonfall.
    »Bist du sicher?«
    Sie ballte die Hand zur Faust. Seine Fragen hätten sie zu jedweder Zeit erbost, aber in dieser Phase des Monats hätte sie ihm am liebsten eins auf die Ohren gegeben. »Ja, ich bin ganz, ganz sicher. Ich könnte nicht sicherer sein.«
    »Ah«, nickte er.
    Weswegen sie ihm gleichfalls eins auf die Ohren geben wollte. Wie konnte er sich so allwissend gebärden, als begriffe er die Vorgänge in ihrem Körper? Noch nicht einmal sie verstand,

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