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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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bemerkenswert gelassen. »Erwartet Ihre Majestät Regierung denn, dass sich dieser Versuch in England wiederholt?«
    »Möglicherweise.« Harry stieß seinen Begleiter an, und die beiden entfernten sich zur Treppe.
    »… nicht weiß, wo die Babys herkommen.« Enids Freudenausbruch starb einen langsamen, bitteren Tod.
    Viel länger würde er jedenfalls nicht mehr dauern. Schade eigentlich, denn dann würden die Vorwürfe folgen, das wusste MacLean. Er riskierte einen Blick zum Fenster.
    Sie saß auf der Fensterbank, hatte die Arme verschränkt und betrachtete ihn.
    Er erinnerte sich vielleicht nicht, eine Ehe geführt zu haben, aber er wusste doch einiges über den Umgang mit Frauen. »Es tut mir Leid«, sagte er. »Dieser Sturz war dumm und allein meine Schuld.«
    Sie fingerte an ihrem Zopf herum.
    Er versuchte es noch einmal. »Du hast es geschafft, dass ich mich zu schnell besser gefühlt habe, ich war zu zuversichtlich.«
    Sie ging seufzend zum Wasserkrug.
    »Bitte, kann ich etwas Wasser haben?«, sagte er.
    Sie wirbelte so rasant zu ihm herum, dass sie die Bodendielen fast schon zum Glühen brachte. »Ist es denn so schwer zu fragen? ›Bitte, Enid, kannst du mir etwas zu Trinken bringen?‹; oder: ›Wasser, Enid, Wasser!‹; meinetwegen auch: ›Steh auf, Frau, und bring mir Wasser.‹ Ich mag es zwar nicht, wenn du dich wie ein ungehobelter Wilder benimmst, aber ich hab dir noch nie etwas verwehrt, oder? Oder?«
    Dass ihr Zorn zurückgekehrt war, erstaunte ihn, und er schlug seinen beruhigendsten Tonfall an. »Du bist alles, was ein Mann sich von einer Frau wünschen kann.«
    »Nein. Bin ich nicht. Und du hast stets dafür gesorgt, dass mir das auch bewusst war. Aber eine gute Krankenschwester bin ich.« Sie stolzierte auf ihn zu und reichte ihm das Wasser. »Bitte.«
    Er nahm erst einen Schluck, kippte dann jedoch den Rest hastig hinunter, als er sah, wie Furcht einflößend sie ihn anstarrte.
    »Hast du dich verletzt?«, fragte sie in etwas entspannterem Ton.
    »Blaue Flecken«, gestand er ein. »Nichts Ernstes.«
    Sie nahm das Glas und füllte es erneut. »Hast du Hunger?«
    »Könnte ich vielleicht etwas Brot haben, bitte?«
    Das schien sie vorausgeahnt zu haben, denn sie zog ein Tuch von einem Laib Brot, brach ein kleines Stück ab und reichte es ihm.
    Er betrachtete die goldene Kruste. »Ich hätte nie gedacht, dass du mich Brot essen lässt. Du hast gesagt, ich könnte nur Gemüse und Brühe bekommen.«
    Sie griff nach dem Brot.
    Er zog es weg. »Ich behalte das schon bei mir.«
    »Nimm immer nur kleine Bissen«, wies sie ihn an, kniete sich hin und sammelte die Scherben der zerborstenen Schüssel auf.
    Ein unangenehmes Gefühl prickelte über seinen Rücken. Es gefiel ihm nicht, sie auf Knien hinter sich herräumen zu sehen. Es war ihm … unangenehm. »Ruf doch ein Dienstmädchen.«
    »Die schlafen alle.« Sie hörte sich schroff und ungerührt an, während sie sich mit gesenktem Kopf den Scherben widmete. »Abgesehen davon habe ich schon schlimmere Arbeiten erledigt.«
    Das Brot schmeckte würzig und kräftig und so wundervoll, er hätte es sich am liebsten ganz in den Mund gestopft. Doch die Neugier ließ ihn innehalten. Er hatte eine Menge Fragen zu stellen. »Die Arbeit als Gouvernante, zum Beispiel?«, fragte er nach.
    »Ich habe nie als Gouvernante gearbeitet.«
    »Aber du hast gesagt, du hättest für die Vornehme Akademie der Gouvernanten gearbeitet.«
    »Nein. Ich habe gesagt, dass Lady Bucknell mir meine letzte Anstellung vermittelt hat.« Sie warf die großen Stücke in den Abfalleimer und holte den Besen aus der Zimmerecke. »Ich bin Krankenpflegerin.«
    Er war ein stolzer Mann. Er wusste, dass er es war. Und dennoch hatte er zugelassen, dass seine Frau sich ihm ent fremdete? Und diese Frau war gezwungen gewesen, sich bei fremden Leuten ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Als Krankenpflegerin? Beinahe so schlimm wie als Dirne.
    Enid schien Gedanken lesen zu können, denn sie unterbrach die Kehrarbeiten und fragte: »Wäre es dir lieber, ich hätte mich von einem Mann aushalten lassen?«
    »Nein.« Er sah Enid an: schlank, kerzengerade, offener Blick. Sie sah nicht aus, als hätte sie je ein Mann berührt. Und ganz gewiss nicht so, als sei sie je mit dem Mief eines Krankenzimmers in Berührung gekommen. Er konnte nicht glauben, dass sie als Krankenpflegerin gearbeitet hatte. Er konnte nicht glauben, dass er das zugelassen hatte.
    Andererseits … verströmte sie Unmut, Misstrauen und Hohn,

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