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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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was
ihn
anging.
    »Du hast dich also um … Menschen gekümmert. Und um welche?«
    »Um die kranken.« Sie wusste, wonach er fragte, und quälte ihn mit ihren zu knappen Auskünften.
    »Männer?«
    »Ja.«
    Er wollte sie anschreien. Sattdessen umschmeichelte er sie. »Enid, sprich doch mit mir.«
    Auf den Besen gestützt, seufzte sie und gab nach. »Mich um Gentlemen zu kümmern habe ich bald aufgegeben, weil noch die Allerältesten von der Schwelle des Todes zurückgekehrt sind, um mir eine Stelle als Mätresse anzubieten.«
    Er hasste das. Er spürte die Wut in seinem Bauch kochen, aber sie galt den Umständen, die zwischen ihnen standen, dem Gedächtnisverlust und seiner Hilflosigkeit ob ihrer Ressentiments. Er wollte das nicht hören und gleichzeitig doch verstehen. »Wie ist es dazu gekommen, dass du … Krankenpflegerin geworden bist?«
    »In dem Dorf, in dem wir eine Weile gelebt haben, gab es einen Doktor.«
    »Wo du und ich gelebt haben?«
    »Ja.« Sie kehrte unter dem Bett, kehrte unter dem Nachttisch, jagte den Scherben in jede Ecke nach.
    »In einem Dorf in Schottland?«
    »Nein. In Little Bidewell, im Norden von York.«
    »Warum habe ich in England gelebt?«
    »Vermutlich haben sie dich aus Schottland rausgeworfen.« Sie benutzte eine Schaufel, um die Scherben zusammenzufegen. »Wir werden noch monatelang kleine Stückchen und Splitter finden.«
    »Enid«, forderte er sie auf weiterzuerzählen.
    »Es wird dir nicht gefallen«, warnte sie ihn und schien zu bedauern, was sie ihm berichten musste. »Du warst ein Abenteurer. Ein Spieler. Du bist viel herumgekommen. Wir haben vielleicht zwei Wochen lang irgendwo gelebt, dann hattest du dir alle Sympathien verscherzt, indem du den Konstabler beim Kartenspiel besiegt oder dem Wirt sein Tafelsilber abgewonnen hattest. Und schon waren wir wieder fort.«
    »Ich kann das nicht glauben.« Wenn er Enid Glauben schenkte, dann sollte er genau die Sorte Mann sein, die er zutiefst verabscheute. Aber dennoch … dennoch konnte er ihr nicht
nicht
glauben. Er wusste nichts über sich selbst. Er erinnerte sich an praktisch nichts aus seiner Vergangenheit. Und außerdem hatte er während der letzten paar Tage voller Fürsorge und Streit Vertrauen zu ihr gefasst.
    Von ihr ging ein Strahlen aus wie von der hellsten Kerze. Sie tat ihre Pflicht ohne Selbstmitleid, räumte die Scherben weg, stellte die Schaufel und den Besen an ihren Platz, gab ihm zu jeder beliebigen Stunde zu essen und antwortete ihm klug, ihre Erwiderungen scharf wie die Brecher der Nordsee. Sie brachte ihn zum Denken, zum Fühlen, zum Begehren. Er wollte sich die Hände an ihr wärmen, sie an sich drücken, bis ihr Licht ihn erfüllte – und er sie mit sich.
    »Seit du bei Bewusstsein bist, denke ich, dass du dich verändert hast«, sagte sie.
    Es musste einen Grund dafür geben, dass sie sein früheres Selbst so kompromisslos ablehnte. So konnte er sich nicht in ihr täuschen.
    Er starrte sie an und sah eine gut aussehende Frau in einem abgetragenen rosa Morgenrock, schön an Verstand und Charakter. Allerdings auch die Art von Frau, die sich eine Lage besah, darüber urteilte und dann bei ihrer Meinung blieb, wie starrsinnig falsch sie auch sein mochte. Nur so war die Diskrepanz zu erklären zwischen dem, der er war und dem, den sie in Erinnerung hatte. Sie schien ihre Beziehung mit dem kompromisslosen Auge der Jugend zu sehen, und das, woran sie sich erinnerte, konnte nicht der objektiven Wahrheit entsprechen.
    ja, das musste es sein. Wenn seine Erinnerung zurückkehrte, würde er feststellen, dass ihre Ehe aus einer Serie jugendlicher Irrtümer bestanden hatte und dass sich die Tatsachen für Enid mit der Zeit verändert hatten. Aber jetzt waren sie erwachsen und würden alte Fehler gutmachen.
    Ihre nächsten Worte erregten seine ganze Aufmerksamkeit. »Ich hege die Hoffnung, dass du dich in den Jahren unserer Trennung mit deiner Familie ausgesöhnt hast. Du hast zwar immer gesagt, sie sei dir nicht wichtig, aber der Trotz gegen deine Familie hat dein ganzes Handeln bestimmt.«
    »Ich war mit meiner Familie über Kreuz?« Er hätte geschworen, der hingebungsvollste Familienmensch zu sein. Vermutlich schätzte sie das ebenso falsch ein.
    »Deswegen hast du mich ja geheiratet. Ich war nicht die Braut, die die MacLeans dir ausgesucht hätten.« Ihr Mund verzog sich zu einem bitteren Lächeln. »Dein Cousin, der Clansherr der MacLeans, war ein erklärter Gegner unserer Heirat.«
    »Ich hatte einen Cousin.«

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