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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Wieder schoss ihm die Erinnerung an das Mädchen auf dem Felsen durch den Kopf, und er fragte hintersinnig: »Sonst noch wer? Mutter, Vater, Schwester?«
    »Deine Mutter, aber die hat dich nicht interessiert. Du hast immer nur von Kiernan gesprochen. Kiernan war der Stein des Anstoßes. Kiernan hielt sich ja für so clever. Aber du würdest es Kiernan schon zeigen. Du hast dich in deinem Neid auf Kiernan bei lebendigem Leib selber zerfleischt.«
    »Kiernan.« Er setzte sich langsam auf. Der Name brachte etwas in seinem Gedächtnis zum Klingen. »Ich erinnere mich an ihn.«
    Sie eilte an seine Seite, die Stimme vor Hoffnung schneidend. »Wirklich?«
    »Nein. Ich meine … ich erinnere mich an den Namen oder so etwas.« Er versuchte es; versuchte es so angestrengt, dass er sich förmlich verkrampfte, als er die Erinnerung zu greifen suchte, doch er bekam sie nicht richtig zu fassen. Kiernan schwebte, wie alle anderen auch, außerhalb seiner Reichweite durch die Nebel seines Verstandes.
    Erschöpft sank er in die Kissen zurück. »Er ist nicht da.«
    Sie legte die Stirn in Falten. »Sollen wir ihn wissen lassen, dass du am Leben bist? Ich bin sicher, deine Familie macht sich Sorgen.«
    »So hört sich das aber nicht an.« Vielleicht war es grausam, den Clan, dem er entstammte, zurückzuweisen, aber er wollte jetzt keine Fremden sehen, an die er sich ohnehin nicht erinnerte, um auf diese Weise irgendwie sein ausschweifendes Leben zu rechtfertigen … falls er tatsächlich eines gehabt haben sollte. »Erzähl mir von diesem Doktor, der dich ausgebildet hat.«
    »Dr. Gerritson war in den Siebzigern, hatte sein ganzes Leben lang in Little Bidewell verbracht und alles und jeden kuriert, Mensch oder Tier. Ich habe ihm bei der Behandlung seiner Patienten assistiert und alles gelernt, was er mir nur beibringen konnte.«
    Sie am Ende ihres Zopfes packend, zog MacLean sie näher an die Seite des Betts. »Und was hast du dann gemacht?«
    »Ich habe mich meist um alte Menschen gekümmert, die sehr krank waren.«
    Er bohrte seine Finger in den Zopf und staunte über die seidige Textur.
    »Die letzten drei Jahre habe ich bei Lady Halifax verbracht, als ihre Gesellschafterin und Pflegerin.«
    Enid hatte bei einer Frau gelebt. »Ist sie ein liebenswertes, altes Ding?«
    »Ich würde sagen, nein. Sie ist unausstehlich, quengelig, anspruchsvoll und schwierig. Außerdem intelligent, scharfsinnig, fair und die Beste aller Frauen. Ich hänge sehr an ihr.«
    »Hat sie diesen Brief geschrieben?«
    »Ja.«
    Er entspannte sich, wenigstens eine Sorge weniger.
    »Aber sie ist sehr krank. Sie kann nicht mehr selber schreiben, diktiert aber der neuen Pflegerin.« Enid blickte auf ihre verschränkten Hände hinab. »Ich habe sie verlassen, um zu dir zu kommen.«
    Ihr ausdrucksloses Gesicht drückte ihren verstockten Unmut besser aus als alles andere. Sie fester am Zopf packend, sagte er: »Du würdest dich lieber um diese alte Frau kümmern als um mich. Du würdest lieber einem Todkranken hinterherputzen und einem Sterbenden die Hand halten, als mit mir zu leben. Wie verabscheuungswürdig mein Lebensstil auch gewesen sein mag, wie konntest du mich für so eine Existenz verlassen?«
    »Das hast du missverstanden. Ich habe dich nicht verlassen.« Sie trat einen Schritt zurück und zerrte ihren Zopf los. »Du hast mich verlassen.«

Kapitel 11
    »Madam, wissen Sie vielleicht, was der für Hummeln im Hintern hat?« Mrs. Brown sah MacLean vom Schaukelstuhl aus dabei zu, wie er sich zum hundertsten Male an diesem Morgen an einer über dem Bett befestigten Stange hochzog. »Er arbeitet Tag und Nacht an diesen Muskeln, als würde was Furchtbares passieren, wenn er es nicht tut.«
    »Ich nehme an, er möchte wieder aufstehen und gehen können.« Enid traf Vorbereitungen für MacLeans Bad und faltete Handtücher. Während der letzten drei Wochen hatte er jeden Tag ein Bad genommen – nach seinen Übungen. »Seit er gestürzt ist, ist er wild entschlossen, schnell wieder auf die Beine zu kommen.«
    Mrs. Brown sah Enid von der Seite an. »Früher oder später werden Sie's ihm erlauben müssen.«
    »Ich weiß.« Enid wog das Leinen in der Hand. »Ich mache mir Sorgen wegen dieses komplizierten Bruchs. Mit so einer Verletzung hatte ich noch nie zu tun. Aber der alte Dr. Gerritson, und der hat immer gesagt, man sollte den Patienten lieber gleich wie ein Pferd erschießen, um ihm die ganzen Probleme zu ersparen. Ich will nicht, dass MacLean stirbt.«
    »Nicht nach

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