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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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einfaches Kleid wies sie hoffentlich als eine der Bediensteten aus, wenn auch als einen höheren Dienstgrad, und Angehörige des Adels würden sie demgemäß ignorieren.
    Doch diese Adeligen hier waren anders.
    Die hoch gewachsene, beleibte Lady schimmerte von der Spitze ihres rüschenbesetzten Sonnenschirms bis zum Saum ihres weiten Rocks in lavendelfarbener Shantung-Seide. Ihr Doppelkinn bebte, während sie Enid durch eine Lorgnette betrachtete. »Wer ist diese junge Frau, Celeste?«
    »Das ist … eine meiner Freundinnen von der Vornehmen Akademie der Gouvernanten«, sagte Celeste.
    Enid hätte Celeste für ihre schnelle Auffassungsgabe am liebsten applaudiert. Keine richtige Lüge, sondern eine Antwort, die einfach auf die falsche Fährte führte.
    »Mylord, Mylady, wollen wir uns nicht die Chrysanthemen ansehen?«, sagte Celeste und gestikulierte in Richtung der goldorangen Farbenpracht, die ein Stück weiter den gewundenen Pfad hinunter leuchtete.
    »Erst nachdem Sie uns dieser entzückenden jungen Lady vorgestellt haben.« Der Lord tatterte auf sie zu, gaffte Enid ins Gesicht und kniff sie doch tatsächlich in die Wange.
    Als Lady Halifax ihr gesagt hatte, dass es keinen größeren Narren gab als einen alten Narren, musste sie speziell diesen Herrn im Sinn gehabt haben. Groß, dünn und mit dem höchsten Zylinder auf dem Kopf, den Enid je gesehen hatte, grinste er sie an und wackelte mit den Augenbrauen, als wäre sie ein dahergelaufenes Fräulein, dass nichts besseres zu tun wusste, als mit einem Lord zu flirten. Und das auch noch vor seiner Frau!
    Enid hätte ihm am liebsten einen Klaps gegeben. Aber so ging das nicht. »Sie vorstellen? Sie vorstellen, ja du meine Güte, wie dumm von mir!« Celeste lächelte wie das dümmlichste aller Mädchen. »Manchmal vergesse ich die einfachsten Höflichkeiten. Das passiert mir nur, weil ich die Gärtnerstochter bin. ja, ich sollte Sie vielleicht vorstellen!«
    Enid wusste nur zu genau, dass ihr Nachname schon alles sagte.
    Celeste holte Luft und sagte: »Lord und Lady Featherstonebaugh, das hier ist …«
    Im schroffen, sachlichen Ton einer Frau, die sich nichts aus höflichen Floskeln macht, sagte Enid: »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen, Mylord, Mylady. Ich bin Enid Seywell.«
    Lady Featherstonebaugh runzelte sinnierend die Stirn, dann hellte ihre Miene sich auf. »Seywell? Das ist der Familienname der Earls of Binghamton.«
    Enid schreckte zusammen. Gütiger Himmel, diese Leute kannten ihren Vater!
    »Sind Sie mit dem Earl of Binghamton verwandt?«, fragte Lord Featherstonebaugh.
    »Möglicherweise, glaube ich.« Enid hielt ihre Stimme ruhig und den Blick standhaft, doch die Röte, die ihr die Brust, den Hals und die Ohrläppchen versengte, hatte sie nicht unter Kontrolle.
    Die Lorgnette hebend, begutachtete Lady Featherstonebaugh sie von Kopf bis Fuß und ließ den Blick auf den hochroten Wangen verweilen. »Ich erinnere mich an einen Skandal vor einigen Jahren, als der alte Binghamton starb. Irgendetwas mit einer illegitimen Tochter.«
    »Genau«, stieß Lord Featherstonebaugh mit einem durch eine Zahnprothese bedingten Zischen hervor. »Jetzt fällt es mir wieder ein. Seine Familie musste feststellen, dass er das Mädchen unterstützt hatte. Sie waren nicht sehr erfreut darüber.«
    Celeste rang die Hände.
    »Lady Binghamton war eine solche Pfennigfuchserin, sie konnte eine Guinee so lange ausquetschen, bis das Gold herausfloss.« An Lord Featherstonebaugh gewandt, fragte Lady Featherstonebaugh: »Und hieß dieses Mädchen Enid, mein Lieber?«
    »Ich glaube, ja.« Lord Featherstonebaugh sah Enid durchdringend an. »Beim Zeus, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, meine Liebe. Um die Augen herum sieht sie aus wie Binghamton.«
    Tue ich nicht.
Doch Enid hielt den Mund. Sie wollte nicht erkannt werden, wollte nicht, dass dieses alte Ehepaar vor ihrer Nase über sie tratschte. Dass Celeste von Enids Vergangenheit erfahren musste – und auf solche Art und Weise! Die Demütigung schlug ihr auf den Magen, und sie wagte nicht, Celeste anzusehen. Und sie konnte nichts dagegen tun, denn dieser Skandal war der Schutzschild, hinter dem MacLean sich verbergen konnte.
    »Das ist ja, als würde man dem alten Schurken noch einmal gegenüberstehen«, sagte Lord Featherstonebaugh. »Sagen Sie, meine Liebe, sind Sie tatsächlich Binghamtons Tochter?«
    Um MacLeans Sicherheit willen war sie fähig, ihren Stolz zu opfern. Das nahm sie jedenfalls an.
    Doch dann

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