In deinen Armen
schuldete er ihr etwas. »Ja, das bin ich«, sagte sie.
Enid hatte gehört, dass Paare, wenn sie nur lang genug verheiratet waren, einander oft ähnelten. Lord und Lady Featherstonebaugh schienen schon sehr lange verheiratet zu sein, denn ihre Gesichter verzogen sich zu einem identischen freudigen Ausdruck. Sie zwinkerten 1 in Takt und sahen einander immer im selben Moment an.
»Miss Seywell, es wäre mir ein Vergnügen, Sie zum Dinner zu begleiten«, sagte Lord Featherstonebaugh.
»Ich muss zur Vornehmen Akademie der Gouvernanten zurück«, log Enid überzeugend.
Lady Featherstonebaugh richtete sich auf und verkündete unnachgiebig: »Ich bin sicher, das wird nicht nötig sein. Sie können noch einen weiteren Tag bleiben.«
Enid lächelte. »Es tut mir leid, aber ich kann nicht.«
»Enid arbeitet, deshalb muss sie fort.« Celeste ging auf Enid zu und hängte sich bei ihr ein. »Ich bin ja so enttäuscht, meine Freundin noch vor der Hochzeit hergeben zu müssen, aber die Pflicht ruft.«
»Oh.« Lady Featherstonebaugh justierte den Sonnenschirm. »Wie schade. Ich hatte mich schon auf unsere gemütliche Plauderei gefreut, Miss Seywell.«
»Genau wie ich«, sagte Lord Featherstonebaugh.
Enid hielt ihn für einen schändlichen alten Gentleman, doch sie nickte, als die beiden sich zum Gehen wandten.
»Gehen Sie ruhig voraus, Lord und Lady Featherstonebaugh«, rief Celeste. Ach komme nach.«
Die jungen Frauen machten auf dem Absatz kehrt, marschierten so schnell wie möglich in die entgegengesetzte Richtung und verhielten sich völlig still, bis sie außer Hörweite waren.
»Ich hätte nicht nach draußen gehen sollen.« Enid biss sich auf die Unterlippe. Mach dir keine Sorgen um MacLean, sagte sie sich, diesen Fiesling mit den verführerischen Augen.
»Es ist nicht deine Schuld«, sagte Celeste.
»Ich wusste nicht, dass Gäste auf dem Anwesen sind, und ich hätte es keine Minute länger im Cottage ausgehalten.« Weil sie MacLean sonst geküsst hätte, und eine Frau musste verrückt sein, MacLean zu küssen.
»Es ist noch nicht einmal meine Schuld, obwohl ich mir sicher bin, dass Garrick das anders sieht.«
»Wer? Ach, du meinst Mr. Throckmorton. MacLean ist wirklich der allerverrufenste Schurke.« Und Enid war erwiesenermaßen wahnsinnig.
»Garrick wirft mir vor, ich zöge Probleme nur so an, als ob ich das mit Absicht täte!« Celestes Augen blitzten. »Ich bin nicht die hohlköpfige kleine Miss, die er sich vielleicht wünscht.«
»Das bist du bestimmt nicht, Celeste! Und ich bin kein weibliches Stück Fleisch, das man nach Belieben verzärteln oder übersehen kann.« Wie verlockend dieses Verzärteln auch sein mochte.
»Sie wissen uns nicht zu würdigen.« Celeste blieb abrupt bei einer Bank neben dem Stamm einer riesigen Weide stehen, sah Enid an und sagte mit einer Stimme, in der innige Verbundenheit lag: »Jedes Problem beginnt mit einem Mann.«
Enid hatte es satt, sich wie eine erwachsene Frau zu benehmen. Sie wollte biestig sein. So wie MacLean. »Die Männer sind alle gleich«, sagte sie trübsinnig.
Celeste tippte sich auf die Lippe und überlegte. »Wenn das wenigstens stimmen würde, aber jeder Mann ist auf seine eigene Art zum Verzweifeln.«
»Ich habe jedenfalls genug davon, MacLean kostenlosen Benimmunterricht zu erteilen. Soll er doch selbst herausfinden, wie man sich in der zivilisierten Gesellschaft bewegt, ohne dass er mich da hineinzieht.« Und das betraf alles. Enid wollte nie mehr in eine der MacLean'schen Eskapaden verwickelt werden. Er war gesund. Es war Zeit, ihn zu verlassen. Genau, sie würde ihn verlassen, so wie er sie verlassen hatte, und dahin zurückkehren, wo sie wirklich gebraucht wurde.
Sie schob die Hand in die Tasche und berührte den Brief, den Lady Halifax ihr geschrieben hatte. In ihren wöchentlichen Schreiben hörte Lady Halifax sich so tapfer und beherzt an wie immer, aber Enid kannte die Wahrheit. Der Tod war nah, und keiner der aufmunternden Briefe, die Enid zurückschrieb, konnte ihr den Umgang mit der liebenswerten, zänkischen alten Lady ersetzen.
Doch sie scheute sich, MacLean zu sagen, dass sie ging, also schob sie die eigenen Probleme für einen Augenblick zur Seite und widmete sich Celestes. »Mr. Throckmorton betet dich an. Bestimmt benimmt er sich deshalb so irrational.«
Celeste sank auf der Bank zusammen. »Willst du damit sagen, Männer bräuchten einen Grund, sich irrational aufzuführen?«
Enid grinste und setzte sich neben die
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