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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Blick, die unfassbar blauen Augen stechend vor Hohn, dann marschierte sie zur Frisierkommode und holte eines ihrer schlichten, weißen NachtHemden heraus, drückte es fest an die Brust und sagte: »Die Stelle bei Lady Halifax war die zweite, die ich deinetwegen aufgegeben habe, aber nur weil Lady Halifax gesagt hatte, ich müsse es tun. Nachdem Ich meine Gouvernantenstelle hingeworfen hatte, habe ich nämlich bekommen, was ich verdient hatte, und habe meine Lektion gelernt.
Du
hast mich verlassen. ja. Ich sage es dir noch einmal.
Du
hast mich
verlassen.«
    Sie provozierte ihn. Diese kleine Frau mit den schlanken Fesseln und der wilden, schwarzen Mähne stocherte nach ihm, als wollte sie einen Bären reizen! »Warum?«
    Sie runzelte die Stirn. »Warum … was?«
    Er hätte sie fragen können, weshalb sie ihn provozierte, aber sie hätte ihm keine Antwort gegeben. »Warum habe ich dich verlassen?«
    Linkisch und wüst seinen schottischen Akzent nachäffend, erwiderte sie: »Weil du mir ein Klotz am Bein bist, Liebling.«
    Interessant. »Du warst mir ein Klotz am Bein?«
    »Das war ich sicher. Ich wollte mich irgendwo niederlassen. Ein richtiges Zuhause haben mit Garten und Zaun. Kinder haben. Normal leben!«
    Er hätte das gerne mit ihr gehabt, angefangen beim Kindermachen.
    »Du wolltest der unreife, rücksichtslose Taugenichts bleiben.«
    Aber erst musste er diesen vertrackten, irrationalen Gefühlswallungen auf den Grund gehen, die sie umtrieben. Sie waren allein, der Raum flackerte im Kerzenlicht, und eine warme, nach Sommer duftende Brise wehte durch die offenen Fenster. Es war eine gute Nacht für Geständnisse.
    »Nachdem du in Little Bidewell beim Spielen dein Pferd verloren hattest, hast du es zurückgestohlen, bist davongerannt wie ein Dieb – der du ja auch warst – und hast mich auf den Schulden sitzen lassen.«
    Er sah den Wasserkrug auf dem Tisch neben seinem Bett an. »Könnte ich bitte etwas zu trinken haben?«
    Sie kam auf ihn zu. »Das war ein schmutziges Manöver, Stephen MacLean, das ich dir nie vergeben habe. Hast du eine Vorstellung davon, wie nah ich dem Arbeitshaus war?« Sie kippte Wasser in ein Glas. »All diese Jahre in Schande zu leben! Zu wissen, dass mein Ehemann sich nicht um mich schert, mich in einer Notsituation im Stich gelassen und sich kein einziges Mal nach meinem Wohlergehen erkundigt hat. Und endlich komme ich an einem Ort an, wo die Herrin des Hauses mich braucht, mich wirklich braucht … da muss ich diesen Ort verlassen, um mich um
dich zu
kümmern! Ich kann einfach …«, ihre Stimme versagte, »… nicht glauben, dass ich mich von Lady Halifax habe überreden lassen, hierher zu kommen, wo sie doch so krank …«
    Jetzt kommt es.
Er nahm Enid bei der Hand und zog sie zu sich.
    »… so krank war und dem Tode nah …«
    Enid stemmte sich auf die Absätze, aber MacLean zog unerbittlich, bis sie neben ihm auf dem Bett saß. Dann nahm er ihr das Glas aus der Hand und stellte es auf den Tisch zurück.
    Ihre Hüfte drückte sich an seine. Sie sah ihn nicht an und setzte mit fast unhörbarer Stimme hinzu: »Und die ich jetzt niemals mehr wieder sehen werde.«
    Wie hatte er ihre Signale so missdeuten können? Enid kämpfte nicht gegen deplatzierte Leidenschaften, sondern gegen Trauer und Schuldgefühl. Ihre Lady Halifax war tot, und seine stolze, trotzige Frau brach vor seinen Augen zusammen. »Komm her, meine Süße.« Er legte die Arme um sie und legte ihren Kopf an seine Schulter. »Ruhig.« Er küsste sie auf die Stirn, strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Alles ist gut, Liebling. Sie hat dich losgeschickt, damit du das Richtige tust, und das hast du getan, und ihr habt beide bewiesen, wie tapfer ihr seid.«
    »Aber jetzt ist sie tot«, flüsterte Enid, und ihre Stimme brach. Ihre Schultern bebten, und die Tränen, gegen die sie die ganze Zeit angekämpft hatte, brachen wie ein Sturzbach aus ihr heraus. Sie drückte den Mund an seine nackte Schulter, um das Schluchzen zu ersticken.
    MacLean hob sie an, rückte sie zurecht, ließ sie mit ihrem ganzen Körper auf sich ruhen. »Gott wird für sie sorgen. Lass mich für dich sorgen.«
    Sie hielt noch immer das Nachthemd in ihren Armen, umklammerte es, als könne die weiche, abgetragene Baumwolle ihr Trost spenden in einer öden Welt.
    Er zog es ihr weg, wischte ihr mit dem Saum über die Wangen, hielt ihn ihr unter die Nase und sagte: »Schnäuzen.«
    Unter einem Geschluchze, das fast jedes Wort unterbrach, sagte sie entsetzt:

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