Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
Vom Netzwerk:
sonderbares Licht erhellte die Westseite der Dachkammer.
    MacLean hatte bereits seine Hosen an und war neben ihr in die Hocke gegangen, um ihr mit den Schuhen zu helfen, während sie endlich den anderen Arm in den Ärmel steckte und den Gürtel zuband.
    »Ich bin fertig«, sagte sie heiser. »Los jetzt.«
    MacLean bewegte sich ohne jedes Anzeichen von Schmerz und als sähe er keinen Grund zur Eile. Er agierte, als sei er schon immer auf den Beinen gewesen und habe täglich mit derartigen Krisen zu tun.
    Sie wollte ihn anschreien, sich zu beeilen, und ihn gleichzeitig zur Vorsicht mahnen. Das war zu viel für ihn. Er konnte stürzen. Sein Bein konnte brechen. Er konnte im Feuer sterben.
    Sie zog den zweiten Schuh an, während er versuchte, den Riegel der Bodenklappe zu öffnen. Er riss die Hand zurück und schüttelte sie, als habe er sich verbrannt.
    Enid warf ihm ein Handtuch zu, das er sich um die Finger wickelte. Er entriegelte die Klappe und zog sie auf. Wer auch immer unten stand, hatte gleichzeitig gedrückt. Die Klappe flog förmlich auf. Rauch schoss herein. Enid hörte es unten prasseln, als die Flammen die hölzernen Innenwände des Cottages fraßen.
    Ein Handtuch vor das Gesicht gedrückt, kam Harry die Treppe herauf und schlug die Klappe hinter sich zu. »Dieser Weg ist versperrt. Wir müssen durch die Fenster raus.«
    »MacLean kann nicht zum Fenster hinaus«, protestierte Enid und hustete, als die Rauchwolke ihr Gesicht erreichte.
    »Sein Bein …«
    Doch die Männer hörten ihr gar nicht zu. Sie hatten sich sofort ans Werk gemacht und aus einer Tasche, die MacLean unter dem Bett verstaut gehabt hatte, ein Seil herausgeholt. Bevor sie noch wusste, wie ihr geschah, fand sich Enid im Dickicht der Rosenbüsche baumelnd wieder, die das Cottage umwucherten. Von unten streckten sich ihr Hände entgegen und holten sie aus den dornigen Ästen.
    Die Männer riefen ermutigend nach oben, als MacLean sich an den Abstieg machte. Enid hätte auch gern geschrien, aber sie konnte nicht. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Sie fürchtete zu sehr um ihn.
    Doch dann stand er neben ihr und nahm sie am Arm. Er geleitete sie zum Zaun. »Bleib hier, bis ich dich hole«, wies er sie an. Dann kehrte er zu Harry zurück, half ihm vom Seil und vergewisserte sich, dass unten im Cottage niemand zurückgeblieben war.
    Was glaubte er eigentlich, was er hätte tun können? Eine Rettungsaktion unternehmen? Er war doch krank. Sie fing an zu weinen, sie, die niemals weinte. Die Steinwände des Cottages glühten von der Hitze, die drinnen herrschte. Lady Halifax war gestorben. Und Enid hatte wie eine Närrin ihre Ehe vollzogen und MacLean alle möglichen Unwahrheiten glauben lassen. Und jetzt fraß ein Feuer das Cottage auf, während er herumstolzierte, als sei er zu Rettungsaktionen fähig oder dazu, auf Abenteuersuche zu gehen … und sie erneut zu verlassen.
    Die Schluchzer schüttelten all ihre Gliedmaßen durch. Wann immer sie sich erlaubt hatte, an MacLeans Genesung zu denken, hatte sie sich ausgemalt, ihn langsam und vorsichtig, Schritt für Schritt, in die Welt zurückzugeleiten.
    Aber er brauchte sie gar nicht. Er war nicht mehr ihr Patient. Alles hatte sich mit einem Schlag verändert.
    Was sollte sie nur tun?
    jemand nahm sie liebevoll am Arm und führte sie zum Gartentor hinaus, weg von der wachsenden Menschenmenge, die schrie und auf die Flammen zeigte, die durchs Dach des Hauses schossen. »Mrs. MacLean? Sind Sie verletzt?«
    Es war Throckmorton, das Gesicht vom unheimlichen, flackenden Licht illuminiert. Er trug kein Halstuch, an seinem Hemd fehlte der Kragen, und sein Haar stand wild ab, doch sein Tonfall war beruhigend und sein Blick besorgt.
    Sie holte zittrig Luft. »Mir geht es gut.«
    »Sie weinen.« Er bot ihr sein Taschentuch an. »Warum weinen Sie?«
    Oh, als ob sie ihm das hätte sagen können!
    »Alles ist gut.« Er klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. »Ein jeder ist in Sicherheit, und das ist das Einzige, was wirklich zählt. Ich weiß, Sie haben alles, was Sie besaßen, verloren, aber ich verspreche Ihnen, wir werden Ihnen alles ersetzen, so weit es möglich ist.«
    Ihre Sachen! Sie hatte noch gar nicht an ihre Sachen gedacht … ihre Kleider, die Briefe von Lady Halifax, das Schultertuch, das sie vier Jahre lang immer wieder akribisch geflickt hatte … sie schluchzte noch lauter.
    Dröhnend stürzte das Dach ein. Die Leute liefen in alle Richtungen auseinander. Enid vergaß den eigenen Kummer und sah

Weitere Kostenlose Bücher