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In deinen Augen

In deinen Augen

Titel: In deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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viel wir jedes Mal riskierten, wenn wir versuchten, mehr über uns herauszufinden.
    »Cole«, sagte ich, »Beck bedeutet ihm alles. Das hier ist kein Spiel. Tu nichts, wovon du nicht überzeugt bist, okay?«
    »Ich bin immer überzeugt von dem, was ich tue«, erwiderte er. »Nur manchmal eben nicht davon, dass es unbedingt ein Happy End geben muss.«

KAPITEL 32
GRACE
    Der erste Tag, an dem ich wieder ich war, war eigenartig. Ohne meine Kleider und meinen geregelten Tagesablauf kam ich nicht zur Ruhe, auch weil ich wusste, dass mein Wolf immer noch in meinen Gliedern lauerte. Auf gewisse Weise war ich sogar froh über die Unbeständigkeit, die das Leben als neuer Wolf mit sich brachte, denn ich wusste, dass sich meine Verwandlungen früher oder später auf denselben temperaturgebundenen Rhythmus einpendeln würden wie bei Sam, als ich ihn kennenlernte. Und ich liebte die Kälte. Ich wollte mich nicht vor ihr fürchten müssen.
    In dem Versuch, wenigstens ein bisschen Normalität zu schaffen, schlug ich vor, dass wir zusammen Abendessen machten, was sich als schwieriger erwies als gedacht. Sams und Coles Vorrat beschränkte sich auf eine seltsame Kombination aus Lebensmitteln, von denen die meisten als »mikrowellentauglich« und die wenigsten als »Zutaten« beschrieben werden konnten. Schließlich fand ich alles, was ich brauchte, um Pfannkuchen und Rührei zu machen – was, wie ich meinte, immer eine gute Mahlzeit war –, und Sam stellte sich wortlos als Küchenhelfer zur Verfügung, während Cole im Wohnzimmer auf dem Boden lag und an die Decke starrte.
    Ich warf einen Blick über die Schulter. »Was macht er denn da? Kann ich mal den Pfannenwender haben?«
    Sam reichte ihn mir. »Wahrscheinlich tut ihm das Gehirn weh.« Er schob sich an mir vorbei, um an die Teller zu kommen, und einen Moment lang war sein Körper gegen meinen gepresst, lag seine Hand auf meiner Hüfte. Eine plötzliche Welle von Verlangen überkam mich.
    »Hey«, sagte ich und er drehte sich um, die Teller in der Hand. »Stell die mal kurz weg und komm her.«
    Sam kam auf mich zu und im selben Moment sah ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel.
    »Halt, was ist das denn?«, flüsterte ich. »Psst!«
    Er erstarrte und folgte meinem Blick und ich erkannte, was sich dort bewegt hatte – ein Tier, das durch den dunklen Garten schlich. Das Licht aus den beiden Küchenfenstern erhellte den Rasen. Einen Moment verlor ich es wieder aus den Augen, aber dann war es da, neben dem abgedeckten Grill.
    Ganz kurz hüpfte mein Herz leicht wie eine Feder, denn es war ein weißer Wolf. Olivia war eine weiße Wölfin und ich hatte sie so lange nicht mehr gesehen.
    Dann aber hauchte Sam: »Shelby«, und als sie sich das nächste Mal bewegte, erkannte ich, dass er recht hatte. Sie hatte nichts von der geschmeidigen Anmut, die Olivia als Wölfin besaß, und als sie den Kopf hob, war die Bewegung ruckartig, argwöhnisch. Sie starrte in Richtung des Hauses, mit Augen, die definitiv nicht Olivias waren, dann hockte sie sich hin und pinkelte neben den Grill.
    »Wie reizend«, sagte ich.
    Sam runzelte die Stirn.
    Schweigend beobachteten wir, wie Shelby vom Grill in die Mitte des Gartens wanderte, wo sie ein weiteres Mal ihr Revier markierte. Sie war allein.
    »Ich glaube, es wird immer schlimmer mit ihr«, sagte Sam. Vor dem Fenster blieb Shelby eine Weile stehen und stierte hoch zum Haus. Mich beschlich das unbehagliche Gefühl, dass sie uns in der Küche direkt anblickte, obwohl wir für sie bloß reglose Silhouetten hätten sein dürfen, wenn überhaupt. Selbst von hier aus konnte ich sehen, wie sich das Fell in ihrem Nacken aufstellte.
    »Die da«, wir fuhren beide zusammen, als Coles Stimme hinter uns ertönte, »ist echt total psychotisch.«
    »Wie meinst du das?«, erkundigte ich mich.
    »Ich hab sie schon öfter beim Fallenlegen gesehen. Die hat vor nichts Angst und ist biestig wie nur was.«
    »Tja, das wusste ich schon«, erwiderte ich. Erschaudernd dachte ich an den Abend, als sie sich durch eine Fensterscheibe geworfen hatte, um mich anzugreifen. Keine angenehme Erinnerung. Und dann ihre Augen in dem Gewitter. »Sie hat schon so oft versucht, mich umzubringen, dass ich aufgehört hab zu zählen.«
    »Sie hat Angst«, unterbrach Sam mich leise. Er beobachtete Shelby immer noch, deren Blick auf ihm lag, und nur auf ihm. Es war unheimlich. »Sie hat Angst und sie ist einsam und wütend und eifersüchtig. Mit dir, Grace, und Cole und Olivia hat sich das Rudel

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